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0506 - Die Spur der Ratte

0506 - Die Spur der Ratte

Titel: 0506 - Die Spur der Ratte
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Zamorra weigerte sich vehement, diesen Regen als magiebestimmt zu akzeptieren. Es mußte eine zufällige zeitliche Übereinstimmung sein, nichts sonst. Immerhin hatte es sich jetzt ein wenig abgekühlt; im Gegensatz zu den Tagen und Stunden vorher konnte man es jetzt auch außerhalb der schattigen Bereiche aushalten, ohne ins Schwitzen zu geraten. Nur noch etwa 25° C im Schatten -erleichternd nach den mehr als 35° C zuvor.
    Lady Patricia Saris ap Llewellyn räusperte sich im Hintergrund. »Es gab einmal jemanden, der kraft seiner Magie solche Wetterstürze hervorrufen konnte«, bemerkte sie trocken.
    Zamorra fuhr herum. »Du glaubst doch nicht etwa…?«
    Patricia schüttelte den Kopf und lachte. Es war unmöglich. Sir Bryont Saris ap Llewellyn gab es nicht mehr. Sein Bewußtsein war in seinen neugeborenen Sohn geschlüpft, und als Rhett Saris würde er noch viele Jahre benötigen, bis er die Llewellyn-Magie wieder erkannte und einsetzen konnte. Er kam auf keinen Fall als Wettermacher in Frage. Und gerade, weil er mit der Magie seines Clans noch nichts anzufangen wußte, befanden er und seine Mutter Patricia sowie Butler William sich derzeit im Château Montagne. Hier waren sie sicher und immer unter Freunden, geschützt vor jeder dämonischen Gefahr. Llewellyn-Castle, die Burgfestung in den schottischen Highlands, war versiegelt worden.
    Nicole winkte der schottischen Lady vergnügt zu. »Vielleicht wäre der Regenzauber dauerhafter gewesen, wenn du mitgemacht hättest«, sagte sie.
    Patricia hob die Brauen. »Ein Tanz hat mir gefallen«, sagte sie. »Er war -sehr erotisch. Aber du solltest wissen, daß ich bei so etwas nicht mitmache. Ich ziehe mich nicht aus.«
    »So prüde?« lächelte Nicole freundlich.
    Patricia schüttelte den Kopf. »Durchaus nicht«, sagte sie. »Es ist nur nicht meine Art, mich zur Schau zu stellen, verstehst du? Es stört mich nicht, wenn du nackt herumläufst oder andere es tun. Und ich habe auch nichts dagegen, mir einen gutgebauten nackten Mann anzusehen.«
    »Hörst du es?« neckte Nicole und warf einen Blick in Zamorras Richtung, der prompt breit grinsend beide Hände gegen die Ohren preßte. - »Aber ich mache bei diesem Zirkus einfach nicht mit, all right?«
    Nicole verdrehte die Augen. »Du weißt gar nicht, was dir entgeht«, behauptete sie. »Die Natur auf der Haut spüren, auf dem ganzen Körper… genießen… und auch genießen, wenn Männerblicke dich bewundern…«
    »Ja«, sagte Patricia. »Und sich später wundern, wenn diese Männer dich vergewaltigen und dir anschließend auch noch vorwerfen, daß du sie durch deine Nacktheit zum Sex provoziert hast.«
    Nicole schluckte. »Meinst du das ernst?«
    »Sie meint es verdammt ernst«, warf Zamorra ein. »Und du kannst froh sein, Nici, daß dir ein solches Erlebnis bisher erspart geblieben ist. Aber es gibt genug meiner Geschlechtsgenossen, deren Verstand und Moralempfinden automatisch abgeschaltet wird, sobald sie einen Quadratmillimeter nackter Mädchenhaut sehen. Sie sind psychisch krank, aber das Wissen darum hilft im Endeffekt euch potentiellen oder tatsächlichen Opfern nichts.«
    Nicole verzog das Gesicht.
    Aber noch ehe sie diese unerquickliche Unterhaltung vertiefen konnten, kam die Störung.
    Raffael Bois, der langjährige alte Diener, der aus dem Château beim besten Willen nicht mehr wegzudenken war und sich von seinem »aus Schottland importierten« jüngeren Kollegen William zwar gern helfen ließ, sich von ihm aber um keinen Preis ersetzen lassen wollte, tauchte auf. Er war in den weiträumigen Keller hinabgestiegen, um eine Flasche Wein heraufzuholen. Die sollte nach Nicoles babylonischem Regentanz den anwesenden Menschen geopfert werden.
    Nun hatte Raffael beide Hände voll.
    In der rechten hielt er die Weinflasche, die seit gut zehn Jahren vor sich hin reifte und dabei verstaubte. In der linken Hand hielt er eine Ratte.
    ***
    Lady Patricia schrie auf. Noch bevor ihr Butler erkannte, worum es eigentlich ging, eilte er mit zwei schnellen Schritten heran und stellte sich schützend vor seine Herrin. Dann erst wurde ihm klar, daß von der zappelnden Ratte keine Gefahr ausging.
    Raffael hielt sie mit spitzen Fingern am langen Schwanz und ließ seine Hand dabei leicht zittern. So kam die vermeintliche Zappelbewegung der Ratte zustande.
    »Kollege Raffael…!« erlaubte sieh William einen dezenten Tadel. Zamor ra sah es in den Augen seines betagten Dieners funkeln. Raffael stellte die Weinflasche sehr vorsichtig ab
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