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0502 - Das Schwert des Vampirs

0502 - Das Schwert des Vampirs

Titel: 0502 - Das Schwert des Vampirs
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zauberkundige Gnom, ebenfalls ein Kind des 17. Jahrhunderts, wagte erst gar nicht, aufzumucken. Schon allein, weil das übel auf ihn zurückfallen würde, wenn die Rückkehr in die eigene Zeit doch noch einmal klappen sollte.
    Also hob er das Schwert vom Boden auf und reichte es seinem Herrn.
    Der wog es in den Händen. »Seltsam«, murmelte er. »Es hat etwa das richtige Gewicht. Rost ist leichter als Stahl. Und doch klingt es wie frisch geschmiedet.« Er schwang es durch die Luft und schlug es gegen den Steinfußboden. Funken sprühten auf, Rost platzte von der Klingenspitze nach allen Seiten davon. Das Schwert vibrierte ganz leicht in Cristoferos Händen.
    »Es hätte, verrostet, wie es ist, zerbrechen müssen«, stellte der Rotbart fest. »Aber es ist sogar noch elastisch. Gerade so, als wäre es erst jüngst in einer damaszenischen Waffenschmiede hergestellt worden. Da hat Er ja einen großen Fund getan. Faszinierend, fürwahr! Mich dünkt, ich sollte den Professor fragen, was er dazu sagt. Wie alt schätzt Er diese Klinge?«
    Der verwachsene Gnom, dessen schreiend bunte Kleidung in krassem Gegensatz zu seiner kohleschwarzen Haut stand, zuckte mit den Schultern. »Ich wage nicht, mich festzulegen, Gebieter. Es mögen fünfhundert Winter sein, auch tausend? Soviel Rost habe ich noch an keinem Eisen gesehen. Doch so Ihr es wünscht, kann ich versuchen, meine Kunst daran zu erproben. Meine Magie wird verraten, wann der Schmied seinen letzten Hammerschlag an diesem Witwenmacher tat.«
    »Tu Er dies. Doch richte Er keinen neuerlichen Unfug dabei an«, forderte Don Cristofero und gab dem Gnom das große Schwert zurück. »Au!«
    Er hatte sich doch tatsächlich an der rostigen Klinge geschnitten. Blut quoll aus seiner linken Handfläche hervor. »Ich bin verletzt.« schrie er auf. »Einen Medicus, schnell! Spute Er sich, nach Llewellyn-Castle zu gehen! Oder besser noch, eile Er durch die Zauberblüten nach Castillo Montego. Der greise Diener dort vermag es rascher, einen Bader herbeizuzitieren, als dies von Llewellyn-Castle aus möglich ist!«
    Die Wunde blutete schon nicht mehr.
    »Schaut, Gebieter. Es ist gar nicht so schlimm. Vielleicht erlaubt Ihr Eurem unwürdigen Diener in Eurer hochzupreisenden Größe und Güte, einen Heilzauber darüber zu sprechen. Ihr werdet sehen - im Nu seid Ihr dieser Verletzung ledig.«
    Noch ehe Don Cristrofero, eingedenk der bisweilen chaotischen Zauberkünste seines Dieners, protestieren konnte, war es bereits geschehen. Zusehends schloß die Schnittwunde sich. Der Gnom zupfte ein sauberes Tüchlein aus seinem Wams hervor, tupfte das Blut aus der Hand seines Herrn und verneigte sich dann lächelnd. »Seht Ihr, Gebieter? Derlei Kleinigkeiten erledigen wir doch buchstäblich unter der Hand.«
    Cristofero nickte gnädig. »Zum Dank für diesen Dienst darf Er mir einen Whisky einschenken. Aber geize Er nicht, wie’s der Schotten Art ist. Und wenn Er mag, so sei es Ihm vergönnt, selbst auch ein wenig davon zu nehmen. Aber nur einen winzigen Schluck, sonst steiget’s zu Kopfe!«
    Dem Gnom schmeckte der Whisky überhaupt nicht; er zog Süßigkeiten vor. Aber sein Herr wäre beleidigt gewesen, hätte er jetzt nicht mit ihm getrunken. Also ergab er sich schaudernd in sein Schicksal. Der winzige Schluck erwies sich als ein gezwungenermaßen randvolles Glas, das der Gnom niederkämpfen mußte, derweil sein Herr gleich drei Beruhigungstrunke zu sich nahm - natürlich nur aus rein medizinischen Gründen, denn Alkohol desfinziert Wunden. Soviel hatte er längst gelernt. Allerdings beharrte er auf dem Standpunkt, innerliche Anwendung dieses Desinfektionsmittels sei immer noch die beste Methode. Der Gnom, Alkohol kaum gewohnt, enteilte lustigen Gemütes, um mittels Magie das Alter des rostigen Schwertes herauszufinden. Seltsamerweise fand er an der Klinge, dort, wo Don Cristofero sich geschnitten hatte, keinen einzigen Tropfen Blut.
    Aber das störte ihn bei seinem Experiment nicht weiter.
    ***
    Die beiden Burgen standen relativ nahe beieinander in den schottischen Highlands, nicht sehr weit westlich von Loch Ness. Llewellyn-Castle ragte nahe dem Glenaffric-Forest ziemlich genau zwischen den Bergriesen Ben Attow und Aonach Shasuinn auf; Spooky-Castle, Ewigkeiten vorher als erster befestigter Stammsitz des Llewellyn-Clans erbaut und seit Jahrtausenden nur noch eine Ruine, befand sich etwa 2,5 Kilometer weiter westlich. In dieser zu einem geringen Teil wieder bewohnbar gemachten Ruine hatte Lord
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