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0502 - Das Schwert des Vampirs

0502 - Das Schwert des Vampirs

Titel: 0502 - Das Schwert des Vampirs
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gewesen war, nur um Jahrzehnte verjüngt, war eine andere Frage.
    Patricia lehnte sich an Nicole Duval. »Ist er nicht süß?« fragte sie leise, ohne auf eine Antwort zu warten. »Er ist das letzte und schönste Geschenk…«
    Abrupt verstummte sie wieder.
    Sie hatte Bryont Saris fast abgöttisch geliebt. Wie ein Blitzschlag hatte es zwischen ihnen gefunkt, und leider war ihnen nur noch eine viel zu kurze gemeinsame Zeit vergönnt gewesen. Patricia hatte gewußt, worauf sie sich einließ, als sie ihn heiratete und einwilligte, die Mutter seines Sohnes zu werden; sie hatte gewußt, daß sie ihren Mann dabei verlieren würde. Er kannte den Zeitpunkt seines Todes auf den Tag genau; er wußte auch, daß er neun Monate vorher einen Sohn zu zeugen hatte, in den sein Bewußtsein überwechseln konnte, wenn sein alter Körper, der sich über zweieinhalb Jahrhunderte recht jung erhalten hatte, um dann in den letzten Wochen rapide zu vergreisen, starb. Trotzdem liebte Patricia diesen Mann so sehr, daß sie freiwillig zugestimmt hatte. »Er stirbt ja nicht wirklich«, hatte sie gesagt. »Er wird wiedergeboren, und ich werde ihn weiter lieben können - auch wenn er dann mein Sohn ist und nicht mehr mein Mann.«
    Nicole konnte diese junge Frau nur bewundern. Patricia mußte unglaublich stark sein, das in dieser Form verkraften zu können, ohne daran zu zerbrechen. Bei früheren Generationswechseln hatte die Sache anders ausgesehen; wenn der Erbfolger sich dem körperlichen Tod genähert hatte, hatte er sich einfach eine Frau genommen. Liebe mußte dabei keine Rolle spielen.
    Schließlich war er der Lord, der Herrscher. Sein Wort war Gesetz.
    »Laß ihn schlafen«, flüsterte Nicole und zog die junge Mutter leise aus dem Zimmer. »Er wird schon früh genug wieder erwachen und nach dir schreien. Du solltest die wenigen Stunden der Ruhe nutzen. Bist du in Ordnung?«
    »Sicher«, sagte Patricia. »Du warst im Dorf. Gibt es Neuigkeiten?«
    »Was soll es hier schon an Neuigkeiten geben? Wir leben doch am Ende der Welt. Was hältst du davon, mit deinem Kind und eurem Butler für eine Weile nach Frankreich zu kommen? Zamorra und ich können nebst Diener Raffael Château Montagne ohnehin niemals voll auslasten. Das Château schreit nach Dauergästen.«
    Patricia stutzte. »Das meinst du doch nicht im Ernst. Ich soll - wir sollen nach Frankreich gehen? Caer Llewellyn aufgeben?«
    »Vorübergehend, Patricia«, sagte Nicole. »Ihr könnt jederzeit zurück. Aber du solltest es dir durch den Kopf gehen lassen. Du wärst nicht allein, auch wenn Zamorra und ich häufig auf Reisen sind. Aber wir haben viele Freunde im Dorf unterhalb unseres Châteaus, viel näher gelegen als Cluanie zu Caer Llewellyn, und ein sehr eng befreundetes Ehepaar hat gerade das zweite Kind… da hätte der kleine Rhett gleich einen Spielgefährten im gleichen Alter.«
    »Das kommt aber alles sehr überraschend. Das ist doch nicht deine Idee, Nicole, oder?«
    »Zamorra und ich haben’s gestern ausgeknobelt. Überlege es dir. Caer Llewellyn läuft dir nicht weg. Aber hier bist du einsam. Hier - wie bei uns - schützt euch das weißmagische Sperrfeld vor dämonischen Angriffen, aber bei uns ist mehr Leben als in dieser Einsamkeit. Du bist eine McRowgh, Patricia, keine Llewellyn. Du wohnst zwar schon seit ein paar Jahren hier, aber hier liegen nicht deine Wurzeln. Da kannst du auch noch mal umsiedeln. Bei uns wäre deine Sicherheit und die des Kindes weit besser gewährleistet.«
    Die junge Mutter zuckte mit den Schultern.
    »Darüber müssen wir mal in Ruhe reden. Ich muß nachdenken, ja? Das kann und will und werde ich nicht einfach so übers Knie brechen. Gestern ausgeknobelt? Bryont wußte also nichts von diesem Plan? Vielleicht wäre er nicht einverstanden gewesen.«
    Jetzt war es Nicole, die mit den Schultern zuckte. »Denk in Ruhe darüber nach. Das Angebot steht - jetzt und in Zukunft. Wir wollen dir helfen.«
    Sie schlossen die Tür des Zimmers hinter sich, in dem der kleine Rhett immer noch schlief. Etwas später trennte Nicole sich von Patricia. Sie mußte mit Butler William sprechen; es gab sehr wohl Neuigkeiten aus Cluanie. Sehr unerfreuliche Neuigkeiten, mit denen sie Patricia aber nicht belasten wollte. Das war etwas, das nur noch Zamorra etwas anging, wenn er aus Merlins Burg in Wales zurückkehrte.
    Für kurze Zeit war Rhett in seinem Kinderzimmer allein.
    Allein mit der Ssacah-Kobra…
    ***
    Die unterarmlange Kobra bewegte sich unbeobachtet durch
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