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0502 - Das Schwert des Vampirs

0502 - Das Schwert des Vampirs

Titel: 0502 - Das Schwert des Vampirs
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Saris Don Cristofero und den Gnom einquartiert, weil er sie in Llewellyn-Castle nicht mehr sehen mochte. Wer hat es schon gern, wenn ein Zauberer ihm sämtliche Whiskyvorräte in Honig verwandelte? Da war auch der Großmut des Lords an seiner äußersten Grenze angelangt. Er war froh gewesen, diese Ausweichmöglichkeit zu besitzen, denn er hätte seinem Freund Zamorra nur ungern die Bitte abgeschlagen, den Mann aus der Vergangenheit und dessen gnomenhaften Zeit-Zauberer vorübergehend zu beherbergen. Denn zwischen Zamorra und seiner Gefährtin Nicole Duval war es über diesen frühen Vorfahren Zamorras, der seiner spanischen Linie entstammte, fast zu einem handfesten Krach gekommen, und Nicole, die den Grande seiner adligen Arroganz wegen nicht ausstehen konnte, war sogar aus dem Château Montagne ausgezogen, das im 17. Jahrhundert Don Cristoferos Besitz gewesen war und vorübergehend den Namen Castillo Montego getragen hatte. Ein anderer Freund Zamorras, der Earl of Pembroke, hatte den Grande schon einmal gründlichst vor die Tür und ins Flugzeug retour nach Frankreich gesetzt; mit Robert Tendyke, der in seinem Anwesen in Florida mehr als Platz genug hatte, gleich ein Dutzend Leute zu beherbergen, stand wiederum Cristofero auf Kriegsfuß - auf eine Weise, über die Tendyke, der Mann mit den vielen Leben, sich verbissen ausschwieg. Die beiden kannten sich aus der Vergangenheit vom Hofe des Sonnenkönigs her und waren damals wie heute wie Hund und Katze. So war Sir Bryont Saris ap Llewellyn die letzte Unterbringungs-Rettung gewesen, und Zamorra hoffte immer noch, daß der Gnom alsbald eine Möglichkeit fand, seinen Chef und sich wieder in die eigene, richtige Zeit zurückzuversetzen.
    Vielleicht hätte Zamorra diese Rückversetzung auch selbst bewerkstelligen können; immerhin besaß er Merlins Vergangenheitsring, mit dem er sich und notfalls auch ein bis zwei andere Personen mit in die Vergangenheit versetzen und wieder zurückkehren konnte. Aber dann wäre der Riß im Zeit-Gefüge nur noch größer geworden. Nein, das Effektivste war, wenn der Gnom den Gegenzauber selbst bewirkte.
    Lady Patricia, die irgendwie einen Narren an dem Namenlosen gefressen hatte, suchte noch bis kurz vor dem Höhepunkt ihrer Schwangerschaft hin und wieder Spooky-Castle auf, um nach den beiden »Verbannten« zu sehen und für ihre Versorgung mit allem Lebensnotwendigen zu sorgen. Konnte sie nicht selbst kommen, versorgte Butler William die beiden.
    Nun war Lord Saris tot. Sein Körper war schon beigesetzt worden. Seine Seele, sein Geist, oder wie auch immer man sein Ich nennen mochte, befand sich jetzt in seinem neugeborenen Sohn, den Lady Patricia ihm geschenkt hatte. In gewisser Hinsicht war der Llewellyn unsterblich. Er mußte nur hin und wieder seinen Körper wechseln; jeder Körper wurde genau ein Jahr älter als der seines »Vorgängers«. Als Sir Bryont hatte er das biblische Alter von 265 Jahren ereicht, der kleine Sir Rhett würde 266 Jahre alt werden.
    Sofern ihn niemand vorher umbrachte.
    Aber um das zu verhindern - Versuche hatte es zur Genüge gegeben -, hatte Professor Zamorra seinem Freund, dem Lord, versprochen, für seinen Schutz zu sorgen. Momentan befand sich allerdings »nur« seine Gefährtin Nicole Duval in Llewellyn-Castle. Zamorra selbst befand sich bei dem Zauberer Merlin in dessen unsichtbarer Burg in Wales. Denn ausgerechnet gerade jetzt schien auch der große Merlin Zamorras Hilfe zu benötigen.
    Nicole, gerade mit dem Llewellyn-Rolls-Royce aus dem Dorf Cluanie Brigde zurückgekehrt, schaute nach Lady Patricia und dem Jungen. Ruhig lag er in seinem Bettchen, den Schnuller im Mund, schlief und sah aus wie die personifizierte Unschuld. Kaum vorstellbar, daß aus diesem winzigen Wesen mit den unglaublich zerbrechlich wirkenden kleinen Händchen einmal ein jugendlicher Raufbold, Raubritter und ernsthafter Erwachsener werden mochte. Noch unglaublicher, daß in diesem kleinen Körper ein Geist steckte, der schon mehr als 31 000 Jahre alt sein mußte, wenn man die Llewellyn-Erbfolge zurückrechnete. Aber noch war er nichts anderes als ein normales Baby. Sein kleines Gehirn mußte erst seine Kapazitäten entwickeln. Es würde noch viele Jahre dauern, bis allmählich die Erinnerung an sein früheres und vielleicht auch noch weiter zurückliegendes Leben wieder aufbrach; unter Umständen konnte es bis zur Pubertät dauern. Aber ob er dann in seiner neuen Inkarnation auch wieder derselbe sein würde, der er früher
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