Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0502 - Das Schwert des Vampirs

0502 - Das Schwert des Vampirs

Titel: 0502 - Das Schwert des Vampirs
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Nicole, und wenn er zum zweiten Mal auf höhere Anweisung sofort wieder freigelassen wird?«
    »Dann wird sich Richter McLeod hoffentlich wundern und es auf einen Streit ankommen lassen. Schließlich kann es nicht im Interesse des Gesetzes sein, daß ein Mann tun und lassen kann, was er will, nur weil jemand, der sich hinter dem britischen Secret Service versteckt, per Dekret den Haftbefehl außer Kraft setzt. Dabei bin ich sicher, daß dieser Odinsson weder dem MI-5 noch einem anderen Geheimdienst angehört. Wer weiß, wer wirklich dahintersteckt.«
    »Odinsson, Mademoiselle? Hatten der Professor und Sie nicht einmal einen Freund dieses Mannes, der im Pentagon koordinierende Aufgaben wahrnahm?«
    »Balder Odinsson«, nickte Nicole. »Welche Position er besaß, wissen wir bis heute nicht, aber er muß fast ganz oben angesiedelt gewesen sein. Jedenfalls konnte er den amerikanischen Geheimdienst und sogar die NATO-Kräfte lenken und war wohl nur dem Präsidenten oder einem Minister Rechenschaft schuldig. Aber Balder Odinsson ist seit Jahren tot. Verdammt, William, Balder Odinsson war ein ganz feiner Kerl. Leute wie ihn findet man so schnell nicht wieder; seine unglaubliche Machtfülle ist ihm nie zu Kopf gestiegen. Aber er ist tot. Ich war dabei, als er starb. Um so dummdreister finde ich es jetzt, daß es da jemanden gibt, der es offenbar auf Zamorra abgesehen hat, uns Schwierigkeiten bereitet und ausgerechnet unter dem Namen Odinsson agiert. In Frankreich ärgert er uns via Polizei und Interpol, wie er hier den MI-5 vorschickt. Wer auch immer es ist - er muß ähnlich hervorragende Beziehungen haben wie der wirkliche Odinsson.«
    »Vielleicht nennt er sich deshalb so, Mademoiselle Nicole«, gab William zu bedenken. »Aber wenn er tatsächlich über eine solche Machtfülle verfügt, wie Sie sagen, sollten Sie sich in Acht nehmen. Vermutlich deckt er dann auch Torre Gerret. Warum sonst wollte Odinsson Gerrets Killer wieder freisetzen lassen? Ich glaube, ich sehe mal nach dem kleinen Sir.«
    »McMour hat seinen Auftrag doch an uns verraten!«
    »Verzeihen Sie das etwas drastischrustikale Sprichwort, Mademoiselle, aber ich habe schon Pferde kotzen gesehen, vor der Apotheke! Wenn Ihr Odinsson und unser Gerret Zusammenarbeiten, sind wir hier trotz der dicken Mauern keine Sekunde mehr sicher! Außerdem dürfte es bald an der Zeit sein, die Windeln zu wechseln. Sie hatten doch eingekauft?«
    Nicole nickte und lachte leise. Einen schottischen Butler, der die Windeln eines Säuglings wechselte, konnte sie sich nicht gut vorstellen. »Ich werde das schon machen, William«, sagte sie. »Lady Patricia habe ich geraten, die Zeit zu nutzen und auszuruhen. Ich werde mich ein wenig um den Kleinen kümmern, damit die Lady länger Ruhe hat.«
    »Aber stillen können Sie…« William hüstelte errötend und fuhr nach einigem Holpern fort: »Stillen können Sie ihn doch nicht. Verzeihung, Mademoiselle. Ich wollte Ihnen persönlich damit nicht zu nahe treten.«
    Nicole winkte ab. »Geraten Sie doch jetzt nicht in Panik, William. Helfen Sie mir lieber, die Kartons ins Kinderzimmer zu bringen.«
    Wenig später waren sie, bepackt wie die Lastesel am Alpenpaß, vom Kofferraum des Rolls-Royce treppauf zum Kinderzimmer unterwegs.
    ***
    Don Cristofero fühlte sich unwohl. Seine Hand, die nicht mehr blutete, schmerzte, obgleich die Wunde durch Zauberei verschlossen worden war. Unruhig wanderte der spanische Edelmann, der im Jahr des Herrn 1625 das Licht der Welt erblickt hatte, hin und her. Mehr denn je fühlte er sich fremd in seiner Umgebung. Er war den Prunk bei Hofe gewöhnt, oder auch in seinem Loire-Besitz Castillo Montego, dem er diesen spanischen Namen gegeben hatte, obgleich die europäische Welt französisch sprach. Nur die Engländer wollten sich daran nicht halten, dieses Volk von Piraten und ausbeuterischen Eroberern. Die Niederlage der Spanischen Armada hatte Cristofero ihnen niemals verziehen, und daß sie den befreundeten Franzosen nicht grün waren, machte sie ihm erst recht nicht sympathisch - damals. Bis heute hatte sich an seinen Vorurteilen nichts geändert, und in seinem schottischen Exil hielt er es nur deshalb aus, weil die Schotten auf die Engländer auch nicht gut zu sprechen waren. Angeblich sollten die Iren noch radikaler sein; liebend gern hätte Cristofero sich mal bei ein paar Flaschen Whiskey - von gutem Cognac hatten diese Inselbarbaren offenbar noch nie etwas gehört -mit einem Iren über die Engländer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher