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0502 - Das Schwert des Vampirs

0502 - Das Schwert des Vampirs

Titel: 0502 - Das Schwert des Vampirs
Autoren: Werner Kurt Giesa
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unterhalten, unbeachtet des Risikos, das Ende dieser Unterhaltung nur noch lallend unter dem Tisch zu erleben.
    Cristofero trat ins Freie. Mauerruinen überall, Steinbrocken, meterhoch schießendes Unkraut wo man hinsah, und ein Brunnen, der nicht funktionierte, weshalb das Trinkwasser in Kanistern herbeigeschafft wurde.
    Mittlerweile stapelten sich die Wasserkanister. Butler William rechnete mit einem weit höheren als dem tatsächlichen Wasserverbrauch. Dabei hatte er etwas von Baden und Hygiene gemurmelt. Aber in diesem abstrusen Loch, wo zum Baden allenfalls ein undichter Holzzuber zur Verfügung stand? Das mochte den einmal im Jahr erhobenen Ansprüchen des Pöbels genügen, nicht aber einem Mann von Adel. Außerdem gab es schließlich gute Parfüms, von denen Cristofero entsprechend große Mengen verlangte.
    Seine Hand schmerzte immer noch. Im Tageslicht sah er sie sich genau an. Etwas stimmte nicht. Unter der Haut entdeckte er dunkle Striche. Seine Adern hatten sich leicht verfärbt. Er öffnete den rüschenbesetzten Bund seines Hemdsärmels, streifte ihn zurück und stellte fest, daß die sichtbare Verfärbung vom Gelenk her gut vier Zentimeter weit in Richtung Ellenbogen reichte.
    Komisch. So etwas hatte er in seinem ganzen Leben noch nicht gesehen.
    Da mußte dem nichtsnutzigen Gnom mal wieder der Zauber »ausgerutscht« sein!
    Cristofero lachte heiser auf. Ursprünglich hat der Gnom sich erboten, seinem Herrn Gold zu machen. Nicht auf die betrügerische Art, wie’s die Alchimisten zu können vorgaben, sondern richtig - mit echter Zauberkunst. Dieser gegenüber war Don Cristofero durchaus skeptisch, aber mittlerweile gab es Beweise genug, daß Magie funktionierte. Zauberei war ihm ein wenig unheimlich, weil sie sich nicht rational und auch nicht wissenschaftlich erklären ließ. Cristofero, ein erklärter Anhänger des Philosphen und Aufklärers René Descartes, gab sich damit nur ungern zufrieden.
    Aber er ließ den Gnom gewähren, der im Goldmachen seine Lebensaufgabe gefunden zu haben schien. Seltsamerweise kam bei seinen Zaubereien meistens Honig heraus; für Süßigkeiten hätte der Namenlose wahrscheinlich sein Leben gegeben. Cristofero hatte ihn vor geraumer Zeit in seine Dienste genommen und damit auch unter seinen persönlichen Schutz gestellt - was nicht ganz ohne Risiko war, denn Zauberei war erstens Sünde und zweitens verboten. Hier und da loderten immer noch dann und wann die Scheiterhaufen, um Hexer und Ketzer gleichermaßen zu läutern. Aber der verwachsene Bursche, der wegen seiner Mißgestalt und seiner tiefschwarzen Hautfarbe als Kind nichts als Hohn, Spott und Prügel erlebt und sich nur deshalb der Magie zugewandt hatte, um eine Chance zu bekommen, sich zu wehren und den anderen ebenbürtig zu sein, gefiel ihm. Cristofero liebte den Schwarzen wie einen Sohn, der ihm bislang noch nicht geschenkt worden war - zumindest nicht legitim, alldieweil er dem Ehejoch bislang erfolgreich ausgewichen war, ohne dabei den Freuden des Lebens aus dem Weg zu gehen. Aber er konnte dem Gnom diese Gefühle unmöglich zeigen. Statt dessen behandelte er ihn wie einen ganz normalen Diener, was für den Verwachsenen schon Ehre genug sein mußte, aber es hätte ihm das Herz gebrochen, stieße dem Gnom etwas zu. Nur manchmal mußte er ihn wirklich hart zurechtweisen, wenn der Kleine seinen Respekt vergaß, aber welcher »Vater« hatte diese Probleme nicht mit seinem »Sohn«?
    Wenn der Namenlose nur mit seiner gleichwohl gutgemeinten Zauberei nicht so viel Unfug anrichten würde! Das war bisweilen schon recht peinlich. Aber irgend einen Lebensinhalt mußte der Verwachsene ja schließlich haben. Mochte er also weiterhin versuchen, Gold für seinen Herrn zu zaubern, solange er nicht versäumte, nach einem Gegenzauber zu forschen, der sie beide wieder in ihre Zeit zurückversetzte.
    Einerseits hoffte Cristofero auf ein baldiges Ende seiner Odyssee durch die Zukunft. Andererseits aber trieb er den Gnom nicht an. Denn je länger er in der Zukunft verweilte, desto mehr lernte er über technische Entwicklungen, die ihn schon immer fasziniert hatten. Und wenn er diese in der Zukunft erlernten wissenschaftlichen Erkenntnisse in seiner Gegenwart präsentierte - man würde ihn nicht nur als ein Genie verehren und ehrfurchtsvoll zu ihm aufsehen, sondern er konnte damit auch ein unglaubliches Vermögen machen. Allein dieser kleine Kasten, kaum größer als ein Holzscheit, vollgespickt mit dünnen Drähten und Stiften und
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