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0501 - Die Mord-Clique

0501 - Die Mord-Clique

Titel: 0501 - Die Mord-Clique
Autoren: Jason Dark
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zu, als wollten sie sich selbst die Startzeichen geben. Dann nahmen sie ihre Plätze ein.
    Sie stellten sich dorthin, wo die Kerzen brannten. Vor den Leuchtern hatten sie ihre Plätze gefunden. Das Licht der Kerzen beschrieb einen Bogen und tanzte als Spiel von Helligkeit und Schatten über die Gestalten.
    Nur einer blieb unruhig.
    Es war Caspar Richberger, der Blinde. Er hatte zwar seinen Platz eingenommen, wollte jedoch nicht stehenbleiben und scharrte unruhig mit der Stockspitze auf dem Boden umher. Bis er es nicht mehr aushielt und sich umdrehte.
    So heftig, daß James Godfrey aufmerksam wurde, nach Caspars Arm faßte und den Ellbogen umklammerte. »Was ist los? Wo willst du hingehen? Du mußt bei uns bleiben, Acteus wird dir erscheinen und…«
    »Laß mich los!« flüsterte der Blinde. »Laß mich bitte los!« Seine Schultern zuckten.
    »Was hast du?«
    Der Blinde hob seinen Stock leicht an und zeichnete eine Figur in die Luft. »Es ist eine Gefahr vorhanden«, hauchte er. »Eine große Gefahr, die nur ich spüre.«
    Godfrey nahm die Worte keineswegs auf die leichte Schulter.
    »Wo?« fragte er. »Wo siehst du die Gefahr?«
    »Ich kann sie nicht sehen, nur spüren. Sie schwebt über uns, sie wird uns….« Er überlegte einen Moment, bis ihm das richtige Wort eingefallen war. »Ja, sie wird uns stören.«
    »Ist sie eine Gefahr für die sechs bösen Schutzgeister?«
    »Nein.«
    »Dann ist sie auch nicht so schlimm.«
    »Ich werde sie trotzdem ausloten. Ihr müßt die Geister ohne mich anrufen. Aber ich muß mich umsehen. Wenn ich den Störfaktor entdeckt habe, komme ich zurück.«
    Godfrey war unsicher, ob er zustimmen sollte. Er blickte seine anderen Verbündeten an, die ebenfalls etwas von dem Dialog mitbekommen hatten. Ezra Wouk trat vor. »Wenn er unbedingt gehen will, dann laß ihn laufen. Ja, laß ihn laufen.«
    »Und wir machen weiter?«
    »Sicher.«
    Auch die restlichen Personen nickten zu Wouks Worten. Da gab sich auch James Godfrey geschlagen.
    »Gut«, wandte er sich an den Blinden. »Geh du nach oben und warne uns, falls jemand versucht, unseren Kreis zu sprengen.«
    »Das werde ich.« Der Blinde hatte sich bereits abgewendet und ins Leere hineingesprochen. Mit vorsichtig gesetzten Schritten bewegte er sich auf den Ausgang zu, wo der Vorhang wieder zusammengefallen war. Richberger fand zielsicher die Lücke und schlüpfte hindurch. Seine Schritte verklangen.
    Die Zurückgebliebenen blickten sich an. Mable Wouk ballte die Hand zur Faust. Ihr Gesicht hatte einen fanatischen Ausdruck.
    »Auch ohne ihn werden wir es schaffen, auch ohne ihn. Los, geht wieder an eure Plätze! Die Geister warten schon, ich spüre es.«
    Keiner widersprach. Fünf Personen bewegten sich auf die Kerzenständer zu und blieben vor ihnen stehen. Die Flammen flackerten über ihren Köpfen, nur Jane Collins saß ziemlich im Dunkeln. Sie sah die fünf Personen, nahm sie aber nicht so deutlich wahr, weil das Kerzenlicht die Umrisse aufweichte.
    Es war von einem Labyrinth gesprochen worden. Mit Tierblut waren die einzelnen Kreise auf den Boden gezeichnet. Janes Steinthron stand dabei in der Mitte.
    Sie konnte sich nicht vorstellen, wie es weitergehen sollte, da sie sich niemals mit diesen Dingen beschäftigt hatte. Da mußten schon die alten Leute den Anfang machen.
    Das taten sie auch.
    Es begann mit einem Gesang. Der erste Laut drang aus James Godfreys Mund.
    Es war ein heulender Ton, mehr ein Schrei, und Jane hatte Mühe, einen Namen herauszuhören.
    Aber Godfrey hatte ihn gerufen.
    »Mimon…«
    Der erste Schutzgeist.
    Jetzt folgten auch die anderen. Sie riefen die Namen der bösen Geister, hoben dabei die Arme und rangen die Hände. Mehrmals hintereinander wiederholten sie die Namen, bis James Godfrey die Arme herabfallen ließ und seine Mitstreiter verstummten.
    Die Stille wirkte auf Jane bedrückend. Sekunden vergingen. Nur die Flammen brannten über den Köpfen der fünf alten Menschen mit den erwartungsvollen und doch irgendwie maskenhaft wirkenden Gesichtern.
    Dann meldete sich Diana. »Ich spüre ihn. Ich spüre, daß Megaläsius bei mir ist.«
    »Wie spürst du es?« rief Ezra.
    »Er flammt meine Seele aus.«
    »Ja!« Die anderen sprachen jetzt gemeinsam. »Ja, es ist einfach wundervoll. Wir haben die Schutzgeister um uns herum. Sie sind… sie sind…«
    »Nein, sie sind nicht sichtbar!« Godfreys Stimme überklang alle anderen. »Wir müssen sie sichtbar machen.«
    »Sie soll es tun!« schrie Ezra Wouk.
    »Ja, sie!«
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