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0501 - Die Mord-Clique

0501 - Die Mord-Clique

Titel: 0501 - Die Mord-Clique
Autoren: Jason Dark
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Strähnen wirkten wie dünne Speerspitzen, sie zitterten, als noch einmal ein Windstoß sie durchfuhr, der sich über Janes Kopf konzentrierte und gleichzeitig zu einem Kreisel verdichtete.
    Einem sichtbaren Kreisel.
    Ein jeder konnte das farbige Nebelgebilde sehen. Es tanzte und wirbelte über Janes Kopf, es kreiste, es wurde zu einer wahren Spirale, Stimmen brausten durch den Raum, und die Zuschauer reagierten mit ersten Jubelschreien.
    »Sie sind da. Sie hat es geschafft. Die sechs Geister haben uns erreicht und werden uns stark machen. Endlich… endlich …«
    Jane Collins aber saß stumm auf ihrem Platz. Ein furchtbares Gefühl der Angst hatte sie ergriffen. Sie konnte an nichts anderes mehr denken, denn sie wußte genau, daß sich bei ihr etwas verändern würde.
    Die sechs Geister aus den unauslotbaren Tiefen des Jenseits hatten etwas in Bewegung gesetzt, das von Jane nicht mehr kontrolliert werden konnte.
    Sie selbst sah sich als Mensch und nichts weiter. Es hatte lange gedauert, bis sie sich dazu hatte durchringen können.
    Doch nun, durch das Erscheinen der sechs bösen Geister, wurde ihr Menschsein immer stärker zurückgedrängt.
    Das andere drang wieder nach oben, das Gefährliche, das Hexenhafte…
    ***
    Geröchelt hatte nicht Caspar Richberger, sondern Kroppek. Ihn hatte die Klinge genau am Hals erwischt. Ob tödlich oder nicht, konnte ich nicht sagen, denn der Liliputaner stand noch. Er hielt eine Hand gegen die Wunde gepreßt, trotzdem gelang es ihm nicht, die Blutung zurückzudrängen oder zu stoppen. Der Lebenssaft sickerte rechts und links seiner rechten Hand hervor und rann in den Hemdkragen.
    Dann schwankte er.
    Seine Augen weiteten sich, als wollten sie im nächsten Moment aus den Höhlen fallen. Die Lippen zuckten, abermals wehte mir ein furchtbarer Laut entgegen. Ich konnte sehen, wie seine Knie allmählich nachgaben. Bevor er zu Boden fallen konnte, war ich bei ihm und fing ihn auf. Dabei mußte ich den Blinden aus den Augen lassen, wandte ihm aber nicht den Rücken zu.
    Kroppek war trotz seiner Größe kein Leichtgewicht. Ich stützte ihn ab, hörte sein Flüstern, verstand die Worte aber nicht. Auf die Sitzfläche eines Kaminsessels legte ich ihn nieder.
    Schritte ließen mich aufhorchen.
    Der Blinde kam.
    Er lächelte kalt. Trotz seiner Behinderung mußte er ein hervorragender Kämpfer sein, der mit dieser tückischen Waffe perfekt umzugehen verstand. Das hatte er oft genug geübt, wie mir seine Bewegungen bewiesen. Das Messer zuckte in meine Richtung, wenn Richberger den Arm bewegte.
    »Du hättest nicht herkommen sollen«, erklärte er mir flüsternd.
    »Dieses Haus gehört uns. Wir wollen keinen Fremden. Jeder, der uneingeladen zu uns kommt, wird mit dem Tode bezahlen. Auch bei dir machen wir keine Ausnahme, nein, keine.«
    Richberger sah mich nicht. Dennoch wußte er immer, wo ich mich befand. Er hatte ein ungewöhnlich scharfes Gehör. Schon der geringste Laut wurde von ihm registriert.
    Die Halle war groß genug, ich hätte ausweichen können. Das wollte ich aber nicht. Ich mußte Richberger überwältigen. Klar, mit der Beretta wäre es leicht gewesen. Das brachte ich jedoch nicht fertig. Er konnte nichts sehen, würde möglicherweise glauben, dass ich eine Waffe in der Hand hielt und trotzdem seine Angriffe nicht stoppen.
    Und einfach schießen?
    Nein, das ging auch nicht. So etwas brachte ich nicht fertig. Er war zwar bewaffnet, dennoch ging es mir gegen den Strich, auf ihn eine Kugel abzufeuern.
    Ich hatte mich in den Halbkreis zwischen den aufgestellten Sesseln und dem Kamin verzogen, wo ich ihn erwartete. Er stand noch außerhalb des Kreises, wußte jedoch, wo ich mich aufhielt, was er mir auch sagte. »Du wirst dich nie vor mir verkriechen können. Ich kriege dich, wann immer ich will.« Er hatte seinen Stock angehoben und das Messer auf die Kante der Sessellehne gelegt. Als er die Hand jetzt wieder zurückzog, schnitt die Klinge in das Leder, als wäre es weich wie Butter. Für mich ein Zeichen, daß sie verdammt scharf war. Ihr würde menschliche Haut erst recht keinen Widerstand entgegensetzen. Dementsprechend vorsichtig mußte ich sein.
    Außerdem konnte ich mir nicht viel Zeit nehmen. Ich dachte nicht mal in erster Linie an den Blinden, für mich war auch Kroppek wichtig. Falls es ihn nicht tödlich erwischt hatte, mußte ich ihm die Wunde abbinden, sonst verblutete er womöglich noch.
    Ich hörte ihn röcheln und leise stöhnen. So schlimm die Laute auch waren, sie
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