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0501 - Die Mord-Clique

0501 - Die Mord-Clique

Titel: 0501 - Die Mord-Clique
Autoren: Jason Dark
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gaben mir gleichzeitig eine akustische Hoffnung.
    Ich verließ den Platz zwischen Kamin und Sesseln wieder, um den Blinden ebenfalls wegzulocken. In der Tiefe der Halle würde ich mich stellen. Auch Richberger hatte genau gehört, wohin ich ging. Mit seinen Sensor-Ohren vernahm er jeden Laut und wußte ihn auch richtig einzuordnen. Er folgte mir mit einer Drehung seines Körpers, und natürlich machte die scharfe Messerklinge die Bewegung mit.
    »Komm doch, komm doch!« lockte der Blinde. »Komm nur her, ich werde dich erstechen.«
    Er selbst war auch nicht stehengeblieben und kam in meine Richtung. Richberger ging sehr langsam, er wollte keinen falschen Schritt riskieren. Seinen Stock hielt er fest, etwas angehoben, so daß die Messerspitze in meine Richtung wies und kleine Kreise drehte, wenn er sein Handgelenk entsprechend bewegte.
    Natürlich hatte ich mir einen Plan zurechtgelegt. Ich mußte nur noch warten, bis Richberger einen bestimmten Punkt in der Halle erreicht hatte.
    Das geschah nach wenigen Sekunden. Zuerst mit dem rechten, dann berührte er mit dem linken Bein einen Teppich, stand jetzt darauf, und ich hatte mich bereits gebückt. Das Ende des Teppichs hielt ich mit beiden Händen fest.
    »Ich spüre dich, Sinclair. Ich weiß genau…«
    Da zog ich. Hart, ruckartig, für den Blinden völlig überraschend.
    Ich hörte ihn noch fluchen, er riß beide Arme in die Höhe, der Blindenstock sah aus, als wollte er sich selbständig machen, aber wie unter einem Zwang stehend, hielt er ihn noch fest.
    Dann krachte Richberger auf den Rücken.
    Es war ein harter Aufprall, der Teppich konnte ihn kaum dämpfen. Richberger blieb auf dem Rücken liegen. Er war geschockt. Sein Schädel mußte schmerzen. In seiner Haltung erinnerte er mich an ein großes Insekt.
    Ich benötigte nicht einmal zwei Sekunden, um bei ihm zu sein.
    Den rechten Fuß setzte ich auf sein rechtes Handgelenk. »Laß los!« befahl ich. »Öffne die Faust!«
    Ich starrte in sein Gesicht, wo sich die Brille verschoben hatte, auch seine Finger beobachtete ich. Der Mund bildete einen Halbmond. Speichelbläschen sprühten vor seinen Lippen. Er wollte einfach nicht aufgeben. Ich mußte den Druck etwas verstärken, und das reichte.
    Seine Finger öffneten sich. Richberger ließ den Griff seiner heimtückischen Stockwaffe los.
    Ich trat sie ihm aus der Hand und schaute zu, wie sie vom Teppich über den Holzboden glitt und im Hintergrund der Halle liegenblieb. Die Waffe bedeutete keine Gefahr mehr für mich.
    »Sie bleiben liegen, wo Sie sind!« befahl ich dem Blinden, als ich mich von ihm entfernte.
    Er schleuderte mir noch einen bissig gesprochenen Fluch nach, der mich nicht weiter störte. Mir ging es zunächst einmal um Kroppek, der die Attacke hoffentlich überstanden hatte.
    Er lag noch immer im Sessel. Die Blutung hatte er nicht stoppen können. Die Hand war auf die Wunde gepreßt.
    »Es tut verdammt weh!« keuchte er.
    »Nehmen Sie mal die Hand weg.«
    Erst zögerte er. Ich selbst tat es dann und mußte schlucken. Nicht wegen der Verletzung, sondern wegen des Glücks, das der Liliputaner gehabt hatte.
    Wäre das Messer nur wenige Zentimeter nach links in den Hals gestoßen worden, hätte der Mann keine Chance gehabt. So aber war er nur gestreift worden, auch wenn die Klinge eine tiefe Wunde hinterlassen hatte.
    »Das ist knapp gewesen, mein Lieber.«
    »Ich… ich sah etwas blitzen, drehte mich, und dann hatte er mich schon erwischt.«
    »Das werden wir wohl wieder hinkriegen.«
    Kroppek bekam große Augen, als er sah, wie ich mein Taschenmesser hervorholte und aufklappte. Ich brauchte etwas, um ihn zu verbinden. Mit dem Messer schnitt ich sein Hemd in Streifen.
    Ich schnitt sie so zurecht, daß ich die Streifen um den Hals wickeln und leicht verknoten konnte.
    »Reicht das?« fragte er zitternd.
    »Sicher, Kroppek.«
    Es dauerte nicht lange, da trug er einen unfreiwilligen Schal. Ich war einigermaßen zufrieden. Kroppek tastete nach dem Stoff und fragte: »Hält der Verband?«
    »Hoffentlich!«
    »Und was machst du, Polizist?«
    »Ich kümmere mich um die Hausbewohner. Darauf kannst du dich verlassen, Kroppek.«
    »Ja, das ist gut. Aber sei vorsichtig! Es sind alles Killer, wie ich es dir sagte.«
    »Das weiß ich inzwischen.«
    Caspar Richberger lag noch immer dort, wo ich ihn verlassen hatte. Er hatte sich nicht gerührt, nur die Brille wieder korrekt vor die Augen geschoben.
    Er hörte meine Schritte und sprach mich sofort an, als ich neben ihm
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