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0496 - Das Knochenhaus

0496 - Das Knochenhaus

Titel: 0496 - Das Knochenhaus
Autoren: Jason Dark
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lassen.
    »Fertig?« fragte Maya.
    »Ja.«
    »Dann los!«
    Einen Anlauf konnten sie nicht nehmen. Maya rüttelte noch einmal an der Klinke. Sehr bald stellte sie fest, daß es keinen Sinn hatte. Beide Frauen drückten ihre Körper zurück, sie nickten sich noch einmal zu, dann wuchteten sie sich nach vorn und prallten zugleich mit den Schultern gegen die Kellertür.
    Sie zitterte, sie hörten das Dröhnen des Aufschlags, aber die Tür brach nicht ein.
    »Noch einmal!«
    Wieder zeigte ihre Arbeit keinen Erfolg. Die Tür hielt dem Druck einfach stand. Sie war zu stabil gebaut worden.
    »Das schaffen wir nicht!« keuchte Jane, hielt sich die geprellte Schulter und schaute zurück auf die immer noch ansteigende Wasserflut, die auf ihrer Oberfläche kleine Strudel und Kreise gebildet hatte. Wie Fangarme umspielten sie die Beine der Frauen. Sie waren lauwarm und würden in den nächsten Minuten ihre Hüften erreicht haben.
    »Kannst du schwimmen?« fragte Jane.
    »Sicher.«
    Jane nickte. »Das wirst du auch bald müssen.«
    Maya Mayotte dachte nach. »Du bist eine Hexe gewesen«, sagte sie leise. »Kannst du denn nichts tun? Kannst du das Wasser nicht verhexen, Jane?«
    »Wie denn?«
    »Ich weiß es ja nicht.«
    Jane hob die Schultern. Ihr Blick war ins Leere gerichtet. »Ich habe sie gespürt, ich habe bemerkt, welch eine Gefahr und auch Macht von ihr ausging. Looza ist von uns Menschen nicht zu stoppen. Sie entstammt der alten Zeit. Schon die Kelten haben sie als mächtige Hexe anerkannt. Weißt du eigentlich, was es bedeutet, eine Hexe zu sein?«
    »Was denn?«
    »Man hat diese Frauen früher als Naturheilkundige und Naturkundige bezeichnet. Daraus ist es entstanden, und wir sehen den Beweis, denn Looza herrscht über das Wasser.«
    »Man hat Looza hier begraben. Der Sumpf schluckte sie. Aber sie ist nicht tot…«
    »Nein.«
    »Und John Sinclair?« fragte Maya.
    Jane schaute auf den Wasserspiegel.
    »Ob wir mit ihm noch rechnen können, ist fraglich…«
    ***
    Es waren keine Algen, auch keine Unterwasserpflanzen, sondern die Haare der Hexe gewesen, die mich eingefangen hatten. Sie wuchsen wie ein dichter Wald auf dem Schädel und waren zu vergleichen mit dem Schlangenkopf der Medusa.
    Dichtes, sich bewegendes Gewürm. Eine gewaltige dunkle Masse, die Looza den unterirdischen Strömungen überließ, so daß sich die Flut wie ein schwarzer Berg vor mir bewegte und von einer Seite zur anderen getrieben wurde.
    Ich stand vor der Looza, während sich über mir ihre gewaltige Haarflut bewegte. Darunter aber sah ich das Gesicht der Hexe. War es ein Gesicht? Es wirkte wie ausgeschnitten.
    Nase, Mund, Augen, ein Kinn, eine Stirn, es war zwar vorhanden, aber nie so scharf getrennt wie bei einem menschlichen Gesicht. Ich hatte den Eindruck, als würde alles zusammenwachsen. Da ging das eine in das andere über.
    Bewegte sich die Hexe, oder täuschte mich das Wasser, das ebenfalls nicht stillstand?
    Jedenfalls hatte ich mich wieder beruhigen können und atmete auch weiterhin.
    Ich befand mich auf dem Grund des Riesenschädels, wo die Umgebung heller war als dicht unterhalb der Oberfläche. Aus diesem Grunde erkannte ich ziemlich viele Einzelheiten und hoffte gleichzeitig, daß es die alte Keltenhexe irgendwie schaffte, sich gedanklich mit mir in Verbindung zu setzen, damit wir reden konnten.
    Ich sollte nicht umsonst gehofft haben, denn ich hörte plötzlich ihre Stimme in meinem Hirn. Sie erreichte mich auf telepathischem Wege, und ich verstand sie sogar.
    »Du hast es geschafft, in mein Reich einzudringen, aber laß dir gesagt sein, daß du der erste bist.«
    »Wer bist du denn?« Ich brauchte nur meine Gedanken auszuschicken, um von ihr verstanden zu werden.
    »Man nennt mich Looza.«
    »Den Namen kenne ich.«
    »Es ist ein alter Name, ein, sehr alter sogar. Er wurde mir von meinem Volk gegeben, von einem Stamm der Mächtigen, der sich meiner Kräfte bediente. Mir gelang es, die Natur zu überlisten. Ich kannte sie, ihre Stärken und auch ihre Schwächen. Die Natur war mir untertan, sie gehörte zu mir, das wußten auch meine Diener. Aber es kamen andere in das Land, die nicht so dachten. Sie wollten mit dem alten Zauber Schluß machen und hatten dafür einen Begriff gefunden. Christianisieren nannten sie es. Viele wurden mir untreu, denn die Fremden schafften es, meine Diener zu überzeugen. Sie stellten sich auf die Seite der Eindringlinge und trieben mich in den Sumpf, wo sie mich für immer begraben wollten. Aber sie irrten
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