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0491 - Ein Toter läuft um sein Leben

0491 - Ein Toter läuft um sein Leben

Titel: 0491 - Ein Toter läuft um sein Leben
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Erinnerungen der Jugend her. Kennen Sie Thomas Wolfe? Der hat einmal gesagt, das Leben sei die Summe der Erinnerungen. Bei Ihnen müssen diese Erinnerungen noch sehr frisch sein, Mister Nash.«
    »Taufrisch«, bestätigte Nash grinsend. Er war etwa fünfundzwanzig Jahre alt und trug zu einer eng geschnittenen Hose ein knalliges, blau-rot gestreiftes Hemd, auf dessen Brusttasche sich eine gelbe, eingestickte Krone überflüssig ausnahm. Nash lümmelte sich mit dem Ellbogen auf den Ladentresen. Der große, kühle und von scharfen Gerüchen durchzogene Raum war unterteilt in Lindsays Werkstatt und einige Verkaufsregale, wo es Hundehalsbänder, Freßnäpfe und allerlei Utensilien für Haustiere zu kaufen gab.
    »Ja, die Geschichtenerzählerei! Für den Zuhörer ist es meistens ein Genuß, aber für den Erzähler kann es leicht gefährlich werden, verstehen Sie?« meinte Nash.
    Lindsay schluckte. Ihm gefiel Nashs Flüsterton nicht. Überhaupt hatte er seine Gründe, sich vor dem Besucher zu fürchten.
    »Können Sie nicht antworten?« raunzte Nash.
    »Verzeihung… aber ich weiß nicht recht, worauf Sie hinauswollen«, sagte Lindsay. Das War nur die halbe Wahrheit. Lindsay ahnte, worum es ging.
    »Sie arbeiten doch für die Bullen, nicht wahr?«
    Lindsay schluckte zum zweiten Mal. »Einer gehört zu meinen Kunden. Mr. Decker ist kein Polizist im üblichen Sinn. Er ist FBI-Agent.«
    »Ein G-man!« spottete Nash. »Alle Achtung! Sie haben wirklich hochgestochene Kundschaft. Er war heute hier, nicht wahr?«
    »Ja, er hat etwas abgeholt, eine Reparatursache«, erwiderte Lindsay.
    »Anschließend ist er zu Weston gegangen«, stellte Nash fest.
    »Ich weiß«, sagte Lindsay.
    Nash stieß einen dünnen Pfiff aus. »Deshalb bin ich hier. Decker hat Sie schon angerufen?«
    »Ja, er wollte wissen, ob ich Donald kenne, aber ich habe die Frage verneint!« sagte er rasch.
    »Das kommt ein bißchen hastig über Ihre Lippen, Pop!« murmelte Nash. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
    »Es ist die Wahrheit!«
    »Hat er sich damit zufriedengegeben?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe einfach aufgelegt und erklärt, daß ich Kundschaft bedienen müßte.«
    »Hm«, machte Nash. »Er wird also wiederkommen. Er wird Fragen stellen. Viele Fragen.«
    »Ich halte dicht!« versicherte Lindsay. In seinen grauen Augen glomm die Furcht. Seine Mundwinkel zuckten nervös.
    Nash grinste breit. Es gehörte zu seinem Job, Angst und Terror zu verbreiten. Es gab ihm ein Überlegenheitsgefühl, das in keinem Verhältnis zu seinen geistigen Fähigkeiten stand. Nash war dumm. Dummheit und Brutalität gehen oft Hand in Hand. Auf Nash traf das jedenfalls zu. Er streckte plötzlich eine Hand aus und packte Lindsay am Kragen. Mit einem Ruck riß er ihn zu sich heran. Zwischen ihnen war nur der schmale, hölzerne Tresen. Nash roch nach Bier und Kautabak. Lindsay ekelte dieser Geruch an, aber er wagte es nicht, sein Gesicht zu verziehen.
    »Nun hör mal gut zu, Pop!« zischte Nash. »Ich möchte, daß du den Mund hältst, verstanden? Du wirst kein Wort über Weston verlieren, klar?«
    »Bitte lassen Sie mich los!« sagte Lindsay mit bebender Stimme. »Warum sollte ich etwas über oder gegen Donald Weston sagen? Ich weiß nichts von ihm!« , »Du weißt vermutlich eine ganze Menge!« knurrte Nash, ohne den Alten loszulassen. »Und, was das Schlimmste ist: Du haßt ihn!«
    »Nein!«
    »Du haßt ihn!« wiederholte Nash. »Du gibst ihm die Schuld, daß er seine Tochter mit Patrick verkuppelt hat!« Nashs Stimme wurde höhnisch. »Die schöne Myrna! War nicht dein Sohn hinter dem Girl her?«
    Lindsay gab keine Antwort. Er zitterte stärker.
    »He, kannst du nicht antworten?« schrie Nash wütend. »Ich habe doch recht, oder? Die beiden waren miteinander verlobt! Weston sorgte dafür, daß das Girl den armen Studenten vergaß und statt dessen mit dem einflußreichen Duff Patrick anbandelte! Das hast du den Westons nicht vergessen, stimmt’s?«
    »Sie irren sich. Ich…« krächzte Lindsay.
    Nash gab dem Alten einen heftigen Stoß. Lindsay stolperte über seinen Arbeitsschemel. Er blieb nur mit Mühe auf den Beinen. »Das ist unfair, Mr. Nash!« murmelte er. »Warum behandeln Sie mich in dieser Weise? Sie haben keinen Grund dazu! Ich bin Ihren Forderungen immer nachgekommen, obwohl mir das sehr schwerfällt!«
    Nash grinste. »Nun gib mal nicht so an, Pop! Du hast einen ausgesprochenen Vprzugstarif. Zwanzig Dollar im Monat! Die meisten Geschäftsleute in der
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