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0491 - Die Wolfshexe

0491 - Die Wolfshexe

Titel: 0491 - Die Wolfshexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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fressen könnten? Ich glaube nicht, daß die Tiere mir etwas tun.«
    »Hoffentlich glauben das auch die Wölfe«, brummte Plouder. »Sie sollten das wirklich nicht auf die leichte Schulter nehmen. Wenn Sie schon Ihren Spaziergang machen wollen, dann besser im Ort, zwischen den Häusern, dort, wo Licht brennt. Dahin trauen die Wölfe sich nicht.«
    »Meinen Sie?« Der »Geheimnisvolle« schüttelte den Kopf. »Dann kennen Sie sie schlecht. Der Hunger treibt sie auch an die Pforten der Zivilisation und manchmal in die Häuser. Nun, ich brauche dieses offene Land. Landéda ist mir für meine Spaziergänge zu klein. Außerdem kenne ich da schon jeden Winkel.«
    »Sie sind ziemlich leichtsinnig«, gab Yann-Daq zu bedenken.
    »Ich? Sicher nicht. Sie unterschätzen mich, Monsieur«, erwiderte Larchant gelassen.
    Plouder sah zum Ort zurück. Die letzte Straßenlaterne befand sich gut hundert Meter entfernt. Plouder und Larchant warfen sehr lange Schatten. Aber mit Larchants Schatten stimmte etwas nicht.
    Der paßte nicht zum Mann…
    Yann-Daq Plouder war unheimlich schnell. Aber er war nicht schnell genug. Er bekam das Gewehr nicht mehr von der Schulter und in den Anschlag. Es reichte nicht einmal zu einem Schrei.
    ***
    Die Gäste kamen früh.
    Es war gegen drei Uhr nachmittags; Zamorra und Nicole hatten es gerade geschafft, ein paar Erfrischungsrunden im überdachten und geheizten Swimming-pool zu drehen und zu frühstücken. Immerhin - die letzte Nacht war sehr, sehr lang geworden; sie hatten eine Menge nachzuholen gehabt; dementsprechend war das anschließende Ruhebedürfnis ausgefallen.
    Nun zog sich Zamorra zurück, um sich »ausgehfertig« zu machen; er wollte ins Dorf hinunter und sich mit Pascal Lafitte treffen, der ja bald Feierabend haben mußte. Nicole hatte keine Lust mitzukommen; sie war froh, nach dem relativ langen »Exil« wieder zu Hause zu sein. Also begnügte sie sich damit, sich in den flauschigen Bademantel zu hüllen und hatte ihre Einladung an Ted und Carlotta schon fast wieder vergessen, als die beiden plötzlich auftauchten.
    Ted Ewigk rieb sich die Hände. »Ha, so, wie’s aussieht, brauchst du heute nur einmal zu verlieren und stehst schon komplett im Freien«, grinste er.
    Nicole grinste zurück. »Wenn du eine Viertelstunde früher aufgetaucht wärst, hättest du mich nackt im Pool bewundern können. Pech gehabt, mein Lieber, und wie gestern werde ich auch heute nicht ein einziges Mal verlieren.«
    »Spielt Zamorra diesmal auch mit?« fragte Carlotta hoffnungsfroh.
    Er verzichtete darauf und wollte sich mit der Rolle des kiebitzenden Zuschauers begnügen. Er verschob seine Fahrt ins Dorf hinunter. Eher zufällig kam das Gespräch auf die kleine Zeitungsnotiz, die Pascal in Zamorras Datenspeicher abgelegt hatte. Ted Ewigk hatte auch davon gehört. »Da war eine kleine Notiz in einer unserer Tageszeitungen in Rom«, berichtete er, »aber wer interessiert sich schon für so offenkundigen Unsinn, wenn es für jeden aufrechten, nikotinsüchtigen Italiener wichtigere Dinge gibt, wie beispielsweise die Nachwirkungen des Tabakmonopol-Angestellten-Streiks? Es ist kaum zu glauben, zu welchen geradezu irrwitzigen und kriminellen Aktionen es dadurch gekommen ist. Wenn die Bahn oder die Post oder sonstwer im öffentlichen Dienst streikt, kräht kein Hahn hinterher, im Gegenteil, die anderen streiken aus Solidarität gleich mal eben mit. Aber beim Tabak kommt es zum Glaubenskrieg und zur Beschaffungskriminalität.«
    »Was macht deine Witterung?« wollte Zamorra wissen, während Nicole die Karten verteilte, die Carlotta gemischt hatte. Er spielte damit auf Teds »6. Sinn« an, das Gespür, das den Reporter schon häufig auf besondere Fälle gestoßen hatte. Es alarmierte oder warnte ihn, nur hatte es ihm dabei noch nie verraten, worauf er konkret zu achten hatte. Das mußte er sich dann jedesmal selbst erarbeiten.
    »Nichts, Zamorra. Wenn dein Amulett sich auch in Schweigen hüllt, kannst du den Artikel unter BKM abhaken.«
    Nicole sah ihn an. »Seit wann leidest du unter einem Aküfi, Ted?«
    »Ich leide nicht, ich pflege ihn, den Abkürzungsfimmel.«
    »Dann eröffne das Spiel, sag deinen Einsatz an und definiere BKM.«
    »Steht für ›Braucht kein Mensch‹. Vergeßt das mit den Wölfen; die gibt’s in der Bretagne nicht.«
    Zamorra erinnerte sich an etwas. »Hast du nicht mal davon erzählt, mit Wölfen oder Wolfsbissen zu tun gehabt haben, allerdings, bevor wir uns kennenlernten?«
    Ted winkte ab. »Du
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