Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0491 - Die Wolfshexe

0491 - Die Wolfshexe

Titel: 0491 - Die Wolfshexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
irgendwo schienen Lord Saris und seine junge Frau Patricia auch den richtigen Umgangston gefunden zu haben, um Don Cristofero zu »zähmen«. Zamorra war gespannt, wie lange das anhielt. Aber Lord Saris hatte ja selbst angeboten, diesen nervtötenden Gast aufnehmen zu dürfen, um Zamorra damit von einer großen psychischen Belastung zu befreien. [3]
    So stand jetzt also einer Rückkehr Nicole Duvals nichts mehr im Wege; Zamorra freute sich schon darauf.
    Er stellte den Koffer im Korridor ab und lauschte kurz; er hörte Stimmen, die aus dem großen Parterre-Wohnzimmer kamen. Er kannte sich hier aus; kurz und laut war sein Anklopfen, noch knapper von drinnen das laute »Herein«, und dann glaubte Zamorra seinen Augen nicht trauen zu dürfen.
    Nicole, Ted Ewigk und die schwarzhaarige Carlotta saßen sich beim Kartenspiel gegenüber. Nicole vollständig bekleidet, Ted Ewigk splitterfasernackt und Carlotta nur noch in Slip und Strümpfen. »Ha!« sagte Nicole gerade. »Und was jetzt, Ted?«
    Der knallte seine Karten auf den Tisch. »Der Teufel soll dich holen!«
    Nicole grinste schelmisch. »Wieso? Es war doch deine Idee!«
    Zamorra näherte sich vorsichtig dem Tisch; er konnte kaum glauben, was er hier sah. »Hat das, was ihr hier treibt, einen besonderen Sinn?« erkundigte er sich mißtrauisch.
    Nicole schmunzelte und deutete auf Ted. »Er da«, sagte sie. »Mein hochgeschätzter Gastgeber, der so freundlich war, mir für die Dauer der Cristofero-Ära Asyl zu gewähren. Er kam auf die glorreiche Idee, mit Carlotta und mir Stripteasepoker zu spielen. Und Carlotta war Feuer und Flamme. Wie du siehst, zählen sie beide nicht gerade zu den Gewinnern dieses Spiels. Und gerade hat Ted mehr verloren, als er besitzt. Was macht man in so einem Fall?«
    »Dieses Biest!« knurrte Ted Ewigk. »Ich hatte ein Mordsblatt! Hier, Mann! Zwei Könige und drei Asse! Kaum zu übertreffen! Dachte, ich könnte wenigstens meine Hose zurückgewinnen, bevor du auftauchst. Aber deine Sekretärin hat’s irgendwie geschafft, einen Royal Flash zu kriegen. Verdammt, wer hat ihr eigentlich das Pokern beigebracht?«
    »Rob Tendyke«, sagte Zamorra trocken.
    Nicole erhob sich. »Ich denke, damit sollten wir das Spiel jetzt beenden. Zamorra, hast du den Koffer mitgebracht? Schließlich muß ich meine Beute doch nach Hause tragen!« Sie deutete auf die überall im Zimmer verteilten Klamotten der beiden Verlierer.
    »He, ich glaub’s einfach nicht!« entfuhr es Carlotta. »Du machst wirklich ernst? Das darf doch nicht wahr sein! He, das war doch alles nur ein Jux! Ted, sag doch auch was!«
    »Spielschulden sind Ehrenschulden«, schmunzelte Nicole. »Aber ich gebe euch die Chance, die Sachen zurückzugewinnen. Das nächste Spiel machen wir bei uns im Château, ja? Ihr könnt ja kurz mit herüber kommen!«
    Sie begann mit dem Einsammeln.
    »He, das kannst du nicht machen!« protestierte nun auch Ted. »Außerdem - mit meinen Sachen kannst du doch ohnehin nichts anfangen!«
    »Vielleicht passen sie Zamorra. Oder ich verschenke sie an die Clochards in Paris«, meinte Nicole.
    »Du bist ja irre!« entfuhr es Ted.
    Nicole schmunzelte. »Der Strippoker war doch deine Idee! Du wolltest doch uns Mädels hereinlegen und ausziehen, gib’s ruhig zu. Dein Pech, daß ich mehr Glück hatte. Tut mir für dich leid, Carlotta, daß du auch ein wenig darunter leiden mußtest, aber so ist das nun mal: gleiches Recht auf Unrecht. Zamorra, magst du nicht endlich den Koffer holen? Ich kann die Klamotten doch nicht alle in der Hand tragen.«
    »Du hast ’nen Vogel«, meinte der Parapsychologe trocken. »Ich dachte, du hättest Einkäufe gemacht, und du brauchtest den Koffer dafür.«
    »Habe ich natürlich auch. Aber die Sachen kann ich ja wohl noch ein paar Tage hier deponieren, oder? Danke, Ted, du bist ein Schatz! Ich liebe dich fast so sehr wie Zamorra!«
    »Wo ist meine Giftphiole?« murmelte Carlotta. »Oder wenigstens ein Stilett!«
    Zamorra faßte Nicole bei der Hand. »Laß Milde walten. Laß ihnen wenigstens die Schuhe. Draußen ist es kalt und regnerisch.«
    Nicole lachte und warf die Textilien in einen Sessel. »Das kommt von das, Freunde«, sagte sie. »Aber die Einladung steht trotzdem. Kommt rüber, ja? Oder spricht etwas dagegen, Chef?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Eigentlich nur, daß ich dich ins Schlafzimmer entführen wollte. Aber ich habe drei Wochen gewartet, da kann ich auch noch ein paar Stunden länger warten.«
    »Wir besuchen euch morgen«,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher