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0491 - Die Wolfshexe

0491 - Die Wolfshexe

Titel: 0491 - Die Wolfshexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Gewehr hatte er etwas mißbilligende Blicke zugeworfen. Er verschwand in der Dunkelheit.
    »Ich glaube, es ist tatsächlich besser, wenn ich auch zahle«, brummte Yann-Daq.
    »He, nun sei doch nicht gleich eingeschnappt!« sagte Lenard. »Laß uns noch einen guten Schluck nehmen, jetzt, nachdem der Geheimnisvolle sich verabschiedet hat.«
    Yann-Daq schüttelte den Kopf. »Ich habe noch zu tun«, sagte er und beglich seine Rechnung.
    »Werwölfe jagen, eh?« knurrte Hervé.
    »Von Werwölfen hat Lenard geredet, und von dem anderen Blödsinn du«, sagte Yann-Daq. »Ich habe nur angedeutet, daß ich nicht unbedingt hinter normalen Wölfen her bin.« Er ging zum Tisch in Türnähe und schlüpfte in seinen schweren Mantel, knöpfte ihn zu. Dann kam er mit dem Gewehr wieder an den Tresen und lud es mit den seltsamen Patronen.
    »Und was verstehst du unter nicht normalen Wölfen?« wollte Lenard wissen.
    Yann-Daq zuckte mit den Schultern. »Es ist vielleicht besser, wenn du es nicht herausfindest«, sagte er und ging ebenfalls nach draußen.
    »He, vielleicht solltest du nach einem Krokodil im heiratsfähigen Alter Ausschau halten«, rief Cinan ihm nach. »Es sollte möglichst auch schreiben können - au!« Er hatte zu nahe am Tresen gestanden, und Hervé hatte die Gelegenheit genutzt, ihm eine Kopfnuß zu geben. »Leichte Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen«, erklärte der Wirt dazu.
    Cinan zog sich vorsichtshalber aus Hervés Reichweite zurück. »Ist ja schon merkwürdig, daß du dich so aufregst«, stellte er fest. »Sollte da wirklich was dran sein? Das wäre ja schon Sodomie! Was wird der Herr Pfarrer dazu sagen?«
    »Er wird dich exkommunizieren, weil du falsches Zeugnis wider deinen Nächsten abgegeben hast«, knurrte Hervé. »Das Schlimme an dir ist, daß ich dich nicht ›dummer Hund‹ nennen kann, weil bei dem Vergleich das Schimpfwort glatt vor Neid erblassen würde! Aber du kannst dein Leben durch eine Lokalrunde retten!«
    Begeistert zustimmendes Gemurmel von den Tischen durchdrang das Lokal. Cinan verzog das Gesicht. »Ich bin von Erpressern und Verrätern umgeben«, ächzte er verachtungsvoll. »Also, was wollt ihr saufen, verflixte Räuberbande?«
    Natürlich nur das Teuerste. Es ging ja nicht auf Rechnung der Besteller. Hervé genoß das Klingeln in der Kasse - und seine Rache.
    ***
    Yann-Daq Plouder bewegte sich ziemlich schnell. Es hatte aufgehört zu schneien. Die Luft roch frisch, aber der Wind hatte gedreht und ließ den Jäger jetzt an der Exaktheit der Wettervorhersage zweifeln. Es sah eher danach aus, daß Tauwetter einsetzen würde. Vermutlich gegen Mittag des nächsten Tages würde der Wetterumschwung kommen.
    Plouder sah eine Gestalt vor sich, die in gemütlichem Tempo dahinschlenderte. Als er näher kam, erkannte er den »Geheimnisvollen«, der vor ihm Hervés Kneipe verlassen hatte. Mathieu Larchant hörte die Schritte des Jägers und ließ ihn herankommen.
    Plouder, das Gewehr am Trageriemen über den Rücken gehängt, deutete über seine Schulter. »Liegt Ihre Wohnung nicht in der anderen Richtung, Monsieur?« erkundigte er sich.
    »Schon, aber ich brauche meine Spaziergänge«, erwiderte Larchant; es war eines der wenigen Male, daß jemand ihn lächeln sah.
    »Ich brauche keine Waffe, Monsieur Plouder«, erwiderte Larchant. »Waffen verlocken nur dazu, sie zu benutzen, und mit etwas Pech kann man damit gehörigen Schaden anrichten. Vielleicht sogar einen Menschen treffen. Nur so aus Versehen. Mir ist das mal fast passiert. Ist schon viele Jahre her. Damals drückte mir ein Freund eine antike Schwarzpulverpistole in die Hand. Sagte mir zwar, die Waffe sei geladen, sagte mir aber nicht, daß der Abzug keinen Druckpunkt besaß. Nun, ich kannte mich mit Waffen eben kaum aus. Ich kam aus Versehen an den Abzug, der Schuß löste sich, und die Kugel pfiff nur ein paar Zentimeter an seinem Kopf vorbei. Seitdem fasse ich keine scharfe Schußwaffe mehr an.«
    Plouder erinnerte sich an den abwertenden Blick, den Larchant den Patronen und dem Gewehr zugeworfen hatte. »Sie waren nie Soldat, Monsieur?«
    Larchants Lächeln schwand. »Ich habe meinem Volk gedient«, sagte er, »und ich tue es noch. Kommen Sie, lassen Sie uns ein Stück gehen.«
    »Ich fürchte, es gibt da ein kleines Problem«, wandte Plouder ein. »Ich gehe zum Wald hinüber, zu meiner Hütte. Sie müßten dann allein und schutzlos nach Landéda zurück.«
    »Fürchten Sie, daß Ihre mutmaßlichen Wölfe mich
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