Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0491 - Die Wolfshexe

0491 - Die Wolfshexe

Titel: 0491 - Die Wolfshexe
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
kann.«
    Nicole ließ ihre Karten fallen. »Im Moment macht’s keinen Spaß mehr«, sagte sie. »Wir sollten das Spiel auf einen anderen Tag oder eine andere Zeit verschieben.«
    Zamorra griff nach ihrer Hand. »Unsere Gäste werden uns sicher für eine Viertelstunde entschuldigen und sich derweil an Wein, Käse und Baguettes laben. Ich habe da gerade eine Idee, aber für die brauche ich dich, Nicole, weil du mit deinem Vortrag eben mehr Detailkenntnis verraten hast, als ich nachplappern kann.«
    Er zog sie mit sich.
    Als sie beide nach etwa zwanzig Minuten wieder erschienen, verkündete Zamorra: »Wir haben mit Rob Ten-dyke und mit Carsten Möbius telefoniert. Beide Konzerne samt ihrer Tochterfirmen werden auch dann als Anzeigengeber auftreten, wenn entsprechende Berichte über diese Themenkreise gedruckt bzw. gesendet werden. Wie wär’s also, Ted? Keine Lust, mal wieder ein paar hunderttausend Dollar an Senderechten zu verdienen?«
    Ted lächelte. »Dein Wort in Gottes Ohr, Zamorra. Ich denke, da kann ich mich hineinknien. Du weißt ja, daß ich nur noch aktiv werde, wenn mich eine Sache packt, und ich die Arbeit und das Geld sonst getrost Kollegen überlassen kann, die’s nötiger brauchen als ich. Wollen doch mal sehen, was daraus wird. Übrigens - vielleicht solltest du dich doch mal in der Bretagne sehen lassen.«
    »Warum?«
    Ted nagte an seiner Unterlippe.
    »Ich glaube, ich spüre da doch etwas, was die Sache mit den Wölfen angeht. Ganz allmählich bildet sich da ein sehr eigenartiges Gefühl, allerdings deutet es nicht auf Gefahr hin. Nur auf einen sehr eigenartigen Vorfall.« Was nicht bedeutete, daß die Angelegenheit wirklich gefahrlos war; nur die Prioritäten lagen vielleicht anders. Haarsträubend und tödlich konnte es trotzdem werden…
    »Na gut, machen wir Arbeitsteilung. Du kümmerst dich um die Umweltverschmutzung und wir uns um die Wölfe«, schlug Zamorra vor.
    »Das heißt also, daß wir mal wieder auf Reisen gehen«, murmelte Nicole ein wenig enttäuscht. »Wozu wohnen wir eigentlich noch im Château Montagne, wenn wir ja doch so gut wie nie hier sind? Laß uns den alten Steinklotz verkaufen.«
    Zamorra tippte sich gegen die Stirn. »Derzeit steigen Immobilien im Wert. Den Teufel werden wir tun!«
    ***
    Yann-Daq Plouder öffnete die Augen. Dämmerlicht empfing ihn; er stellte fest, daß er in einem breiten, weichen Bett lag. Das war nie und nimmer sein eigenes Bett, und damit schied aus, daß er aus einem Alptraum erwachte. Er versuchte sich zu erinnern, aber je mehr er grübelte, desto mehr verschwanden die Einzelheiten. Er war auf dem Heimweg gewesen, hatte Mathieu Larchant auf dessen Spaziergang eingeholt, ein wenig mit ihm geplaudert, und dann - der Schmerz…
    Es war alles so unheimlich schnell gegangen…
    War es wirklich Larchant gewesen? Oder sonst jemand? Oder überhaupt niemand? Wütend ballte Plouder die Fäuste, weil sein Erinnerungsvermögen ihn plötzlich im Stich lassen wollte. Er murmelte eine Verwünschung, schlug die Decke zurück und hebelte sich halb aus dem Bett, als er feststellte, daß er keinen Faden am Leib trug.
    Prompt mußte natürlich die Tür aufschwingen, und eine Fee glitt herein. Erschrocken federte Plouder ins Bett zurück und zog die Decke bis zum Kinn hoch.
    Die Fee lachte silberhell auf, statt schamhaft zu erröten, wie es ihr wohl besser angestanden hätte. Sie berührte den Lichtschalter neben der Tür, und die Dämmerung wich hellem Kunstlicht, in welchem Plouder das Mädchen besser sehen konnte. Engelhaftes blondes Haar, das ein weich gezeichnetes, ovales Gesicht umfloß und auf die Schultern fiel, ein Stupsnäschen, ein verlockender Kußmund und fein geschwungene Braunen über nixengrünen Augen. Eine Traumfigur, aber verpackt in enge Jeans und einen Rollkragenpullover vom Typ Selbstgestrickt.
    »Nun starren Sie mich doch nicht so entsetzt an!« sagte der blonde Engel kopfschüttelnd. »Ich werde Sie schon nicht fressen.«
    Das ließ etwas in ihm aufklingen; für ein paar Sekunden versuchte ein Stück sich Bahn zu brechen, verschwand aber ebenso schnell wieder in der Versenkung. Ein reißender Schmerz am Hals -
    Unwillkürlich faßte Plouder zu der Stelle, an der er den Phantomschmerz gespürt zu haben glaubte. Aber da war nichts.
    »Es freut mich, daß Sie wieder wach sind, Monsieur Plouder«, sagte das Mädchen. »Sie haben ziemlich lange geschlafen. Sie sahen allerdings auch ziemlich übel aus, als wir Sie gefunden haben, mein Vater und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher