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0489 - Die Spinnenhöhle

0489 - Die Spinnenhöhle

Titel: 0489 - Die Spinnenhöhle
Autoren: Werner Kurt Giesa
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daß Zamorra tot sei, ließ er mir gegenüber jeden Respekt fallen und behandelte mich wie eine Leibeigene. Er glaubte ja, nicht mehr befürchten zu müssen, daß Zamorra meine Ehre mit der Klinge oder der Duellpistole gegen ihn verteidigt. Und das erste, was ihm einfiel, war die Frage, ob es Erbberechtigte für Château Montagne gäbe. Er würde es zu gern selbst übernehmen und dafür sogar auf eine Rückkehr in seine Zeit verzichten.«
    »Vergiß es«, sagte Ted kopfschüttelnd. »Du kannst ihn nicht erziehen.«
    »Ich will es auch gar nicht. Ich will nur meine Ruhe vor ihm haben. Mittlerweile kann ich Rob Tendyke sehr gut verstehen, der angesichts dieses Verrückten Zamorra bat, sich seine Freunde doch etwas sorgfältiger auszusuchen.«
    »Cristofero ist ja wohl nicht Zamorras Freund, sondern einer seiner Vorfahren. Was würde eigentlich passieren, wenn man ihn in unserer Zeit tötet, so daß er nicht zurückkehren kann?«
    »Ich würde ihm nicht nach weinen«, sagte Nicole bissig.
    Ted schüttelte den Kopf. »Ich meinte es anders. Hat er schon Nachkommen gezeugt, die Zamorras Linie stärken? Oder ist er selbst nur ein Seitensproß? Ich befürchte ein Zeitparadoxon.«
    »Kein Ahnung«, sagte Nicole. »Ich hege da weniger Befürchtungen. In den Geschichtsbüchern wird er auch nicht erwähnt; was soil’s also? Ich weiß nur, daß ich solange nicht im Château wohnen werde, wie Cristofero sich darin aufhält. Wenn ich dich und Carlotta störe, sehe ich mich nach einem Hotel hier oder bei uns in Lyon um, oder ich fliege nach Florida und gehe Tendyke und den Zwillingen auf die Nerven. Aber ich mag diesen Mann einfach nicht mehr hören und sehen.«
    »Hast du Zamorra davon in Kenntnis gesetzt?«
    Sie nickte. »Er versteht mich, aber er kann Cristofero natürlich auch nicht einfach so fortschicken. Das gäbe ein absolutes Fiasko. Er überlegt nun und arbeitet an einer Lösung. Nebenbei meint er, daß es inzwischen vielleicht gar nicht mehr gut ist, den Irren in seine Zeit zurückzuschicken. Cristofero befindet sich schon zu lange in unserer Gegenwart. Er hat zuviel mitbekommen von der technischen und politischen Entwicklung. Er könnte mit seinem Wissen die Vergangenheit beeinflussen und verändern.«
    »Da hat Zamorra nicht ganz unrecht«, meinte Ted Ewigk nachdenklich. »Aber vielleicht könnte man eine hypnotische Gedächtnislöschung vornehmen, so daß Cristofero nach seiner Rückkehr überhaupt nicht mehr weiß, daß er bei uns war.«
    »Das ist Zamorras Problem. Ich will mit Cristofero nichts mehr zu tun haben«, wehrte Nicole ab. »Übrigens ist da noch eine Sache. Zamorra bat mich, Nachrichtenbotin zu spielen, wenn ich schon hierher aussiedele.«
    »Worum geht’s?«
    »Um dieses Ding, das du uns zeigen wolltest. Diese türkisfarbene Spinne.«
    »Ach ja.« Ted zuckte mit den Schultern. »Es ist zu spät. Die Spinne blüht nur bei Vollmond, und den hatten wir gerade. Da müßt ihr also erst wieder einen Monat warten, um dieses Phänomen zu erleben.«
    »Die Spinne blüht?« echote Nicole. »Ich denke, sie ist aus Stein.«
    »Das ist ja gerade das Faszinierende daran«, sagte Ted. »Es ist ein Fetisch, den ich aus Johannesburg mitgebracht habe.«
    »Zamorra bekam vorhin einen Anruf aus Moskau«, sagte Nicole. »Unser Freund Saranow hat ein Problem. Er ist wohl im Besitz eines Duplikates und fragte Zamorra, was er darüber wisse. Es soll wohl zwei dieser Figuren geben. Aber in unserem Archiv ist nichts zu finden, und nun hoffen wir, daß du mehr darüber weißt.«
    Ted Ewigk zuckte mit den Schultern.
    »Ich weiß kaum etwas«, gestand er. »Eigentlich habe ich die Figur nur mitgebracht, um sie euch als Schwarzen Peter zustecken zu können. Daß die Russen ebenfalls über so ein fantastisches Kunstwerk verfügen, überrascht mich, ehrlich gesagt.«
    Er erhob sich. »Es ist irgendwie seltsam«, sagte er. »Gestern abend kam ein Anruf von einer Presseagentur. Angeblich hat sich eine Kollegin aus Johannesburg nach mir erkundigt. Aber mit Einzelheiten konnte man mir auch nicht dienen. Möchte doch zu gern wissen, was diese Kollegin von mir will. Vor allem, warum sie sich nicht direkt mit mir in Verbindung gesetzt hat.«
    »Eine Reporterin aus Johannesburg?« vergewisserte Nicole sich. »Das ist schon seltsam… Professor Saranows Institut ist ebenfalls aus Johannesburg angerufen worden. Es muß irgend etwas mit dieser Spinnenfigur zu tun haben.«
    Ted pfiff durch die Zähne.
    »Sieht so aus, als wäre mehr an der
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