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0489 - Die Spinnenhöhle

0489 - Die Spinnenhöhle

Titel: 0489 - Die Spinnenhöhle
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Varianten habe ich glatt den Wecker überhört. Ich bin immer noch übermüdet, und mir fallen die Augen jetzt bloß nicht mehr zu, weil ich fürchte, daß die Spinnenträume wiederkommen! Aber diese ganze Zeit, in der ich verzweifelt versucht habe, ruhig zu schlafen, war für die Katz. Wundern Sie sich nicht, wenn Sie mich zum Feierabend mit dem Kopf auf der Schreibtischplatte schnarchend vorfinden!«
    »Ich würde Sie für die Beamtenlaufbahn vorschlagen«, grinste Saranow. »Ich danke Ihnen, daß Sie an diesem Experiment teilgenommen haben. Bitte notieren Sie jede Einzelheit. In der kommenden Nacht werden Sie ja wohl wieder ruhiger schlafen, ohne diese Figur in Ihrer Nähe. Auch darüber möchte ich dann einen Vergleichsbericht.«
    Dembowsky beugte sich vor, stützte sich mit den Händen auf die Tischplatte. »Gospodin Vorgesetzter, ich bin Forschungsassistent und nicht Versuchskaninchen. Ich habe Ihnen einen Gefallen getan, klar? Künftig dürfen Sie damit nicht mehr rechnen, auch wenn es schwer ist, anderweitig Freiwillige zu finden. Und das ist auch ganz gut so, weil der KGB jetzt keine Freiwilligen mehr bestimmen kann. Aber wenn diese Alpträume in der kommenden Nacht wiederkehren, dann zersäge ich diese Spinnenfigur mit einem Plasmabrenner und erschlage Sie und die Zigarre gleich in einem Arbeitsgang! Sie ahnen ja gar nicht, was Sie mir mit diesem Experiment angetan haben!«
    Er fuhr herum und verließ Saranows Arbeitszimmer. Krachend flog die Tür hinter ihm zü, deutlicher Hinweis auf seinen aufgewühlten Gemütszustand. Normalerweise war Dembowsky ein ausgeglichener, ruhiger Mensch. Saranow hatte sich bislang nur schwer vorstellen können, daß sein Assistent einmal dermaßen aus der Haut fahren könne.
    »Einmal ist immer das erste Mal«, murmelte Saranow und öffnete den Koffer. Nachdenklich betrachtete er die Spinnenfigur, die äußerst realistisch geformt war. Für einen Moment war es ihm, als grinse ihn die Figur spöttisch an.
    Das war natürlich unmöglich. Spinnen besaßen kein Gesicht, demzufolge konnten sie auch nicht spöttisch grinsen.
    Saranow war gespannt, was sein Freund und Kollege Zamorra herausfinden würde. Noch war keine Rückantwort gekommen. Aber Saranow konnte sich gut vorstellen, daß die Recherchen auch bei Computereinsatz eine Weile dauern konnten.
    Heute war also Davidoff, »die Zigarre«, als Testperson an der Reihe. Wo steckte der Bursche überhaupt?
    ***
    »Das gibt es doch gar nicht!« stieß Ted Ewigk hervor. »Hier hat sie gelegen! Gestern habe ich sie noch in der Hand gehabt!«
    Nicole nickte. Ted hatte ihr diese perfekte, faustgroße Spinnennachbildung gezeigt. Außer der enormen Detailfreude, welcher sich ein unbekannter Künstler hingegeben hatte, war ihr daran nichts aufgefallen. Jetzt aber lag die Spinne nicht mehr dort, wo Ted sie anschließend deponiert hatte.
    »Vielleicht hat sie jemand weggeräumt.«
    »Wer denn?« wollte Ted wissen. »Carlotta ist beruflich auf einem mehrtägigen Fortbildungsseminar und kommt erst am Wochenende zurück, und die Raumpflegerin kommt auch nur zweimal in der Woche - das zweite Mal ist morgen! Also - wo ist diese Spinne geblieben? Es wird doch wohl nicht…?« Er verstummte.
    »Zamorra?« Nicole schüttelte den Kopf. »Der schleicht sich nicht wie ein Dieb ins Haus, obgleich er das jederzeit könnte; die Regenbogenblumen ermöglichen ja ein unmittelbares Erscheinen. Aber Zamorra hätte sich vorher telefonisch angemeldet, genau so wie ich es getan habe. Schließlich will man ja nicht überraschend in eine etwas zu intime Situation hineinplatzen.«
    Der Reporter schüttelte den Kopf. »Ich meinte auch nicht Zamorra, sondern seinen schrägen Ahnherrn, den du so in dein Herz geschlossen hast, oder sein Faktotum, den Namenlosen.«
    »Der Gnom würde dir eher an die Honigtöpfe gehen, dieses manische Schleckermäulchen. An Spinnen ist er nicht interessiert. Ich mag den kleinen Mann übrigens: im Gegensatz zu seinem Herrn ist er ein knuffiges, pfiffiges Kerlchen und außerdem eine ehrliche Haut. Daß seine Kunststücke meistens in die Hose gehen, ist einfach Pech. Um den Gnom wäre es jedenfalls schade, wenn es zu einem endgültigen offenen Streit kommen würde; er ist gezwungen, zu seinem Herrn zu halten.«
    »Nibelungentreue«, meinte Ted Ewigk. »Was glaubst du? Könnte Cristofero hier gewesen sein? Immerhin weiß er ja, wie die Regenbogenblumen funktionieren.«
    »Irgendwie traue ich ihm das auch nicht zu. Er ist zwar die
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