Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0489 - Die Spinnenhöhle

0489 - Die Spinnenhöhle

Titel: 0489 - Die Spinnenhöhle
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
schon längst nicht mehr.
    ***
    Der Wagen stand am Ende des kleinen Weges. Etwa 180 Meter weit führte er, von der Viale Romania abzweigend, in den Wald, der zum Park der Villa Ada gehörte. Genau in nördlicher Richtung, rund einen Kilometer vom Standort des Autos entfernt, befand sich Ted Ewigks Villa. Zwischen ihr und dem Gelände der Villa Ada, das von Spazierwegen durchzogen war, erhob sich eine hohe Abzäunung; die Ada-Besitzer achteten darauf, ihren relativ großen Waldpark vom Rest der Stadt abzuschotten, die U-förmig das Gelände umschloß.
    Kirsten Simban wußte nichts von dem hohen Maschendrahtzaun. Sie öffnete die Augen und drehte die Sitzlehne wieder hoch, ehe sie ausstieg. Die Luft war kühl; immerhin war es bereits tiefer Herbst, und da stiegen die Temperaturen auch in Rom nur noch zur direkten Mittagszeit wesentlich über 20° C. Für die Frau aus Südafrika war das lausig kalt, zumal sie auf das Klima des in ihrer Heimat beginnenden Sommers eingestimmt war. Sie trug für Europa viel zu dünne Kleidung.
    Aber sie nahm an, daß sie damit zurechtkommen würde. Sie wußte noch nicht, wie lange sie hier bleiben würde. Weshalb war sie überhaupt nach Rom geflogen? Nur um ein Auto zu stehlen und sich im Wald zu verstecken?
    Sie nahm die Geräusche des Waldes in sich auf. Vögel zwitscherten, Insekten sangen ihr Lied. Fangmichfrißmichfangmichfrißmich, sirrte es pausenlos. Leichte Erschütterungen des Bodens verrieten Kirsten, daß sich in einiger Entfernung Menschen bewegten. Sie erinnerte sich: die Straße war nicht allzuweit entfernt, und dort standen Häuser, fuhren Autos und Vespa-Roller, bewegten sich Fußgänger, spielten Kinder.
    Langsam sah sie sich um. Ihr Blick fiel auf den Einschnitt im Cabrio-Verdeck des Wagens. Von dort war die Nachtkälte eingedrungen, die Kirsten fast gelähmt hatte. Sie wünschte, sie könnte das Loch zuweben.
    Sie machte ein paar Schritte vom Wagen weg. Sie genoß die würzige Waldluft. Roms Smog schien unendlich weit fort zu sein, obgleich nur ein paar Dutzend Meter weiter die Zivilisation begann. Abermals schob Kirsten ein Bein vor, zog das andere nach - und stürzte. Sie schlug hart auf den Boden; ihre Arme, mit denen sie den Sturz abfangen wollte, schienen nicht da zu sein, wo sie sein sollten. Erschrocken raffte sie sich wieder auf. Sie mußte vorsichtiger werden in ihren Bewegungen. Vier Gliedmaßen waren oben doch etwas wenig.
    Sie vertrat sich ein wenig die Beine. Ihr Körper kam ihr dabei ziemlich unzulänglich vor. Sie entsann sich, daß sie früher besser mit der Koordination zu rechtgekommen war. Als sie zum Wagen zurückkehrte, sah sie auf dem Beifahrersitz etwas Türkisgrünes.
    Eine faustgroße Spinne aus Stein.
    Erleichtert ließ sie sich hinter das Lenkrad fallen. »Du hast mich also gefunden«, sagte sie.
    Erwartungsvoll starrte sie die Figur an, als erwarte sie von ihr Auskunft, was sie nun als nächstes tun sollte.
    ***
    Nicole Duval war nicht ins Château Montagne zurückgekehrt, um das Amulett zu holen; das ging auch anders. Sie brauchte es nur telepathisch zu sich zu rufen, und im nächsten Moment befand es sich bereits in ihrer ausgestreckten Hand. Das klappte bei ihr genausogut wie bei Zamorra, und die Entfernung zwischen Château Montagne und Teds »Palazzo Eternale« befand sich längst noch in der Toleranzzone. Daß das Amulett bei seiner Blitzreise feste Wände und selbst Felsmassive durchquerte, spielte dabei keine Rolle.
    Allerdings sollte Zamorra, falls er das Amulett zwischendurch benötigte, nicht ebenso über sein Verschwinden ins Grübeln kommen, wie Ted und Nicole über das Verschwinden der Spinne. Deshalb hatte Nicole Teds Telefonrechnung mit einem Auslandsgespräch nach Frankreich belastet. Sie informierte Zamorra über das Verschwinden der Steinspinne und darüber, daß sie das Amulett für einen Blick in die Vergangenheit benötigte.
    »Verschwunden? Das heißt also, daß du nicht mehr über die Spinne herausgefunden hast, als wir gestern mittag schon wußten?« hakte Zamorra nach.
    »Nichts. Ich habe das Ding gestern abend in der Hand gehalten. Es fühlte sich völlig normal an. Da war keine Spur von Magie. Und Ted weiß auch nicht viel mehr darüber, als daß dieser Stein bei Vollmond blüht. Jetzt frag mich nur nicht, wie das funktionieren soll.«
    »Ich darf Brüderchen Saranow also weiterhin vertrösten«, stellte Zamorra fest. »Er wird nämlich bald wieder anrufen und nach Resultaten fragen. Das Suchprogramm im Computer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher