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0489 - Die Spinnenhöhle

0489 - Die Spinnenhöhle

Titel: 0489 - Die Spinnenhöhle
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hast du da gesagt?« Ted beugte sich überrascht vor. »Habe ich das gerade richtig verstanden? Du bittest um - Asyl?«
    »So kann man es zumindest ausdrücken«, gab Nicole zurück. »Kannst du mich für eine Weile hier in deiner Villa beherbergen?«
    Er nickte. »Sicher kann ich das. Aber vielleicht erzählst du mir erst einmal, was passiert ist. Hast du Krach mit Zamorra bekommen?«
    »Nein. Mit Zamorra nicht, und wenn es so wäre, würden wir das ganz schnell wieder zwischen uns bereinigen. Es ist dieser Papagei.«
    Ted schluckte. »Himmel, seit wann habt ihr denn einen Vogel?«
    Nicole machte eine ärgerliche Handbewegung. »Ich glaube, ich habe mich ein wenig falsch ausgedrückt. Ich meine diesen Verrückten aus der Vergangenheit.«
    »Don Cristofero?«
    »Eben jenen. Der Bursche bringt mich noch um den Verstand. Und ich sehe es einfach nicht ein, daß ich mich jedesmal innerlich aufregen soll, wenn er mir zufällig über den Weg stolziert.«
    »Du bist auf ihn sauer, weil er euch mit diesem Regenbogenblumentransport in die Türkissonnenweit Probleme aufgehalst hat?« überlegte Ted Ewigk. »Zamorra hat mir davon erzählt.« Er selbst war ja teilweise auch mit in die Aktion einbezogen gewesen, aber als es für ihn endlich eine Möglichkeit gegeben hatte, einzugreifen, war die Angelegenheit bereits bereinigt gewesen. [2]
    Don Cristofero Fuego del Zamorra y Montego war im Jahr 1625 geboren worden. Er entstammte der spanischen Linie in Zamorras langer Ahnenreihe, und vorübergehend hatte ihm einmal Zamorras Loire-Schloß Château Montagne gehört. Im Jahr 1673 hatte sein ständiger Begleiter, der schwarzhäutige, namenlose und zauberkundige Gnom, sich selbst und seinen Herrn in die Gegenwart gezaubert, statt Gold zu machen, wie es eigentlich beabsichtigt war. [3] Dem Gnom mißlangen magische Experimente meistens, doch diese Zeitreise setzte allen Fehlschlägen die Krone auf. Bisher war es ihm nicht gelungen, den Weg zurück zu finden.
    Don Cristofero, der am Hofe des »Sonnenkönigs« Ludwig XIV. ein- und ausging, war in der modernen Welt des ausgehenden 20. Jahrhunderts natürlich ein absoluter Fremdkörper. Hinzu kam, daß er nicht im Traum daran dachte, seine recht antiquierten, feudalistischen Ansichten abzulegen und sich dem modernen Denken anzupassen, solange er sich in dieser Zeit aufhielt. So ging er mit seinem Auftreten natürlich vielen Menschen auf die Nerven, sorgte immer wieder für Durcheinander und Aufruhr und machte sich im harmlosesten Fall lächerlich. Schließlich konnte man ihm ja auch kein um Entschuldigung bittendes Schild mit der Aufschrift Ich bin ein Zeitreisender aus der Vergangenheit um den Hals hängen.
    Zamorra hatte ihn schließlich nach England abschieben können. Sein Freund, der Earl of Pembroke, war so liebenswürdig gewesen, ihn vorübergehend bei sich aufzunehmen, in der Hoffnung, daß der zauberkundige Gnom den Weg zurück in die Vergangenheit bald finden würde. Doch des Earls Nervenkostüm war weniger strapazierfähig gewesen als die Raum-Zeit-Struktur, und so hatte er seine lästigen Gäste nach Frankreich zurückgeschickt. Das war genau an dem Tag geschehen, als Ted Ewigk von seiner Südafrika-Reise zurückgekehrt war. Der Reporter hatte mit Zamorra und Nicole telefoniert und ihnen mitgeteilt, ihnen etwas Seltsames, Interessantes vorführen zu wollen.
    Doch als sie vermittels der Regenbogenblumen, die zwischen dem Loire-Schloß und Teds Villa in Rom eine direkte Schnellverbindung ermöglichten, der Einladung folgen wollten, war dem Gnom wieder einmal ein Zauber »ausgerutscht«; Cristofero und Zamorra waren in eine andere Welt verschlagen worden. Nicole und später auch der Gnom konnten ihnen schließlich folgen, und nach einigen haarsträubenden Geschehnissen hatten sie es geschafft, einigermaßen heil wieder zur Erde zurückzukommen. Aber in der anderen Welt hatte Cristofero sich einige verbale Geschmacklosigkeiten erlaubt, die zu einen handfesten Streit zwischen ihm und Nicole führten. Dabei bedurfte es schon erheblicher Mühe, sie aus der Ruhe zu bringen. So leicht zog sich niemand ihre Feindschaft zu; normalerweise gab es immer eine Möglichkeit, über Streitpunkte zu reden.
    In diesem Fall nicht.
    Nicole schüttelte den Kopf. »Darum geht es weniger. Mit Problemen müssen wir immer rechnen. Aber ich habe es einfach satt, wie dieser komische Vogel sich aufführt. Als sei er der alleinige Herr der Welt, und wir alle seine Untertanen. Als wir davon ausgehen mußten,
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