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0486 - Wer andern einen Mörder schickt

0486 - Wer andern einen Mörder schickt

Titel: 0486 - Wer andern einen Mörder schickt
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Lachen klang gekünstelt. »Was man als Frau eben so versteht. Ich glaube, er macht manchmal nicht ganz saubere Sachen. — Ist die Steuer hinter ihm her?«
    In dieser Sekunde wurde mir klar, daß June Rickerby wußte, daß ihr Vater nicht mehr lebte. Wenn sie zugab, von den Geschäften ihres Vaters Kenntnis zu haben, schrieb sie ihn ab.
    Sie merkte, daß sie einen Fehler begangen hatte, und versuchte, ihn mit Charme zu überspielen. Fröstelnd zog sie die Schultern hoch und lächelte uns verführerisch an. »Können Sie eine arme Frau leiden sehen? Machen Sie Schluß, ich möchte ins Bett.«
    Ich versuchte es mit einem Trick. Beinahe unbeteiligt sprach ich vor mich hin: »Morelli kann es nicht gewesen sein, den haben wir bereits verhaftet. Und die anderen legten das Feuer. Selbstmord scheidet aus, weil der Schußkanal sonst anders verlaufen wäre. — Niemand konnte das Haus betreten oder verlassen, weil es unter Bewachung steht.« Ich blickte die Frau fest an. »Bleiben nur Sie übrig, Miß June Rickerby. Warum haben Sie Ihren Vater erschossen? Übrigens wird der Paraffintest ergeben, daß Sie den Revolver in der Hand hielten und den tödlichen Schuß abfeuerten. Waschen hilft da nichts!«
    Instinktiv blickte sie auf ihre rechte Hand. Dann erschrak sie. Ihre Lippen begannen zu zittern, und sie verfiel in einen Weinkrampf, der nicht auf hören wollte. »Es… es war Notwehr«, stieß sie unter Schluchzen hervor. »Rickerby ist mein Stiefvater. Seit dem Tod meiner Mutter verfolgt er mich und…«
    Sie brach plötzlich ab, und ihre Hilflosigkeit verflog.
    Wir lächelten sie an. »Nur weiter, Miß June. Sie waren gerade so gut im Zug. Seit meiner Kindheit habe ich mir die Vorliebe für Märchen bewahrt.«
    Mit einem Schlag verlöschte das Licht. Eine Fensterscheibe zersplitterte, dann erst hörte ich die Abschüsse einer großkalibrigen Pistole.
    Miß June stieß einen spitzen Schrei aus.
    ***
    Mike Morelli und Sam, der Neger, preßten sich an den Boden. Die Sträucher gaben ihnen Deckung. Keine fünfzig Yard entfernt gingen die Polizisten an ihnen vorbei.
    »Sie werden sie kriegen«, flüsterte Sam.
    Mike grinste häßlich. »Hoffentlich, sie werden der Streife direkt in die Hände laufen. Ich hätte nicht geglaubt, daß die Bullen so schnell sind.«
    »Und was wird aus uns?«
    »Wenn sie die anderen erwischen, haben wir freie Bahn. Das ist unsere Chance.«
    »Aber die Cops werden den Strand absuchen. Wir kommen nicht weg von hier!«
    Die Schritte der Polizisten wurden immer leiser.
    Mike erhob sich und klopfte den Sand von seinem .Mantel. »Hör zu, Sam«, sagte er, »wir sind erledigt, so oder so. Der Boß verzeiht keinem, wenn er versagt hat. Und was das bedeutet, weißt du ja. Wir werden von zwei Seiten gehetzt werden, und du wirst es als Erlösung empfinden, wenn du endlich auf dem Elektrischen Stuhl Platz nehmen darfst.«
    Sam griff zur Hüfte.
    »Laß das, du Idiot. Ich bin schneller als du. Was haben wir davon, wenn wir uns gegenseitig abschlachten? Die Cops werden jubeln. Nein, Sam, für uns gibt es nur eins: Wir müssen ins Ausland, am besten nach Südamerika.«
    »Und wo willst du das Geld hernehmen? Nach Charleston kannst du nicht zurück. In deiner Bude warten schon Jim und Fatty, die Henker des Syndikats!« ■
    »Wir werden es bei Joe Rickerby holen. Er hat einen Tresor in seinem Arbeitszimmer. Er hat immer eine Menge Bargeld…«
    Sam schüttelte den Kopf. »Und June? Sie steckt dich in die Tasche, Mike. Sie ist eine Teufelin!«
    »Sie ist eine Frau, mit der ich jederzeit fertig werde. Auch wenn sie zu den ›Großen‹ gehört.«
    »Sie verfügt über geheimnisvolle Kräfte«, sagte der abergläubische Neger ängstlich. »Erinnere dich, sie war dabei, als wir das Kannon-Haus anzündeten. Und plötzlich war sie verschwunden. — Das geht nicht mit rechten Dingen zu.«
    »Okay, Sam«, sagte Mike ruhig, »vielleicht hast du recht. Ich gebe dir alles, was ich bei mir habe. Versuche dein Glück allein.«
    Der Neger trat einen Schritt vor.
    Mike griff unter seinen Mantel und brachte ein Bündel Dollarscheine hervor, die er Sam hinstreckte.
    Der Neger beugte sich gierig darüber. Als er danach griff, zuckte Mikes Rechte wie ein Blitz über ihn.
    Sam wollte sich zur Seite schnellen, um dem tödlichen Stoß auszuweichen.
    Seine Reaktion kam zu spät. Das Messer bohrte sich in seine Brust.
    Sam war tot, noch ehe er den Boden berührte.
    Mike wischte das Messer sorgsam ab und befestigte es wieder an seinem
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