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0482 - ... dann jagten wir ihn 30 Stunden

0482 - ... dann jagten wir ihn 30 Stunden

Titel: 0482 - ... dann jagten wir ihn 30 Stunden
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Schweigen.
    »Er griff in die Tasche und holte ein dickes Bündel zusammengerollter Greenbacks heraus. Hundert Dollar bot er mir, wenn ich den Vorgang , vergessen würde.«
    »Und die hast du genommen«, vermutete Scotty Rock nun.
    »Ich habe ihm meine Faust ins Gesicht gedrückt und ihm die ganze Rolle Geldscheine abgenommen. Dann habe ich ihn aussteigen lassen, er musste seine Motorhaube öffnen, und ich habe ihm gezeigt, wie man mit einem Dienstrevolver ein Auto für alle Zeiten außer Betrieb setzt. Dann bin ich mit meinem Dienstwagen nach Lowell gefahren, habe ihn dort auf einen Parkplatz gestellt, habe mich zu Hause schnell umgezogen und bin mit der Bahn zuerst nach Boston und dann nach New York gefahren.«
    Einen Moment schaute Scotty Rock den vermeintlich ungetreuen und zum Verbrecher gewordenen Polizisten mit sichtbarer Hochachtung an. Dann aber lachte er brüllend los.
    »Das ist«, sagte er, als er sich wieder beruhigt hatte, »die beste Story, die ich jemals von einem Cop gehört habe. Mensch, du bist in Ordnung. Und dann traust du dich auch noch, bei deinen ehemaligen Kollegen eine freche Lippe zu riskieren. Du bist ganz groß.«
    »Du musst das noch viel lauter brüllen«, raunzte Joe Brandenburg offenbar empört.
    Unvermutet wurde Scotty Rock still. »Du hast recht«, flüsterte er jetzt beinahe.
    Er strebte vorwärts, in eine Seitenstraße hinein.
    Stumm gingen sie nebeneinander her, in Richtung zur Bowery. In der Park Street, gegenüber dem Columbuspark, blieb Scotty Rock plötzlich stehen.
    Joe Brandenburg ging noch zwei Schritte weiter. Dann verhielt auch er und drehte sich nach seinem Begleiter um. »Was ist?«
    »Wie heißt du eigentlich?«, wollte Scotty Rock wissen.
    Die Frage kam in diesem Moment für Joe Brandenburg etwas überraschend. Er wollte aber nicht durch ein Zögern auffallen. »Joe Brandon«, sagte er deshalb schnell, ohne zu überlegen.
    »Joe Brandon« wiederholte Scotty Rock sofort.
    Brandenburg nickte. Er bemerkte dabei, dass Scotty Rock ihn lauernd beobachtete.
    »Joe«, sagte Scotty Rock schließlich, »du hast doch irgendeinen bestimmten Grund gehabt, heute in Daddys Place zu kommen?«
    Joe Brandenburg spürte, wie es ihm plötzlich eiskalt über den Rücken lief. Krampfhaft überlegte er sich, welchen Fehler er gemacht hatte. Es stand für ihn fest, dass Scotty Rock ihn in diesem Moment durchschaut hatte.
    Doch es war ein Irrtum.
    »Wenn du nicht reden willst, dann tue ich es halt«, fuhr Scotty Rock fort. »Das Geld ist wohl alle, und nun suchst du einen neuen Job. Diesmal auf der anderen Seite. Habe ich recht?«
    Joe Brandenburg hatte seinen anfänglichen Schrecken überwunden. Deshalb nickte er zustimmend.
    »Gut. Aber so leicht, wie du dir das vorstellst, ist die Sache nicht. Ich kann dich mit verdammt guten Leuten zusammenbringen. Voraussetzung ist aber, dass du einwandfreie Referenzen hast.«
    »Die habe ich doch bei dir. Die Show, die ich bei der Polizei und vorher schon in Daddys Place abgezogen habe, dürfte doch wohl ausreichen. Oder?«
    Scotty Rock schüttelte bedauernd den Kopf.
    »Nein, Joe. In unseren Kreisen werden nur Blutsbrüderschaften geschlossen: Das heißt, dass du irgendeinen dafür geeigneten Mann umlegen musst.«
    Joe Brandenburg bemühte sich, möglichst gleichgültig zu nicken. »Diese Gelegenheit wird sich ja irgendeinmal ergeben.«
    »Die Gelegenheit ist jetzt da.« Die Kopfbewegung, die Scotty Rock dazu machte, war nicht zu übersehen.
    Brandenburg drehte sich um.
    Etwa hundert Yard von dem Eingang des Columbusparks entfernt, direkt in Sichtweite der Fenster des Kriminalgerichts, stand ein uniformierter Polizist.
    Joe Brandenburg erkannte sofort, was Scotty Rock wollte. Trotzdem stellte er sich dumm. »Was ist?«
    Scotty Rock deutete unauffällig auf den Beamten. »Die Gelegenheit ist günstig. Verdammt wenig Leute in der Nähe. Geh zu ihm und bring ihn um. Ich kenne ihn. Er ist alt. Eigentlich gehört er schon längst in ein Altersheim. So, wie du gebaut bist, erledigst du ihn mit einem kräftigen Faustschlag. Du musst nur nahe genug an ihn herankommen, ohne dass er misstrauisch wird. Geh einfach hin und frage ihn nach der Walker Street. Du sprichst ja Massachusetts-Englisch, da wird er dir schon glauben, dass du fremd bist und nicht Bescheid weißt. Wenn etwas schief geht, bin ich auch noch da. Du kannst dich darauf verlassen, dass du ungeschoren von hier wegkommst. Wenn du das Ding gedreht hast, nehmen dich manche Leute mit offenen Armen auf.
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