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0480 - Satan mischt die Karten

0480 - Satan mischt die Karten

Titel: 0480 - Satan mischt die Karten
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ihrem Ledersessel aufsprang, kam es wohl nicht so vor. Ihr Gesicht war wachsbleich, und sie zitterte am ganzen Körper. Sie öffnete den Mund zu einem Aufschrei, blieb aber stumm.
    »Immer mit der Ruhe«, sagte Zamorra. »Wir kennen uns doch, nicht wahr? Ich beiße nicht; ich möcht Ihnen nur ein paar Fragen stellen. Sind Sie auch nur Besucher, oder gehören Sie zu diesem ominösen Verein, Romana?«
    »Was wollen Sie von mir?« flüsterte sie heiser.
    »Von Ihnen? Nichts außer ehrlichen Antworten.«
    »Gehen Sie«, keuchte die Wachsbleiche. »Gehen Sie fort, solange Sie es noch können. Ich bringe Ihnen den Tod!«
    »So eine Andeutung haben Sie vorhin schon gemacht, Romana - und fast wäre es ja auch soweit gekommen«, sagte Zamorra. »Aber ich lebe Gott sei Dank noch. Ich bin halt etwas zäh, und der Teufel mag mich einfach noch nicht haben. Ich brächte ihm zuviel Unruhe in seine Hölle, meinte er.«
    Nicole trat ihm dezent gegen das Schienbein. »Laß die dämlichen Sprüche«, zischte sie. »Du machst Ullich unerlaubt Konkurrenz!«
    »Der Teufel«, sagte Romana tonlos, als sei Zamorras flapsige Bemerkung ein Stichwort gewesen. »Der Teufel -ich habe ihn gesehen. Er - er mischt die Karten… er zwingt mich… und dabei habe ich überhaupt keinen Pakt mit ihm geschlossen!«
    »Sie ist völlig durcheinander«, flüsterte Nicole. »Dein Erscheinen hat ihr einen erneuten Schock versetzt.«
    »Die Karten?« fragte Zamorra freundlich. »Sie sind Kartenlegerin, nicht wahr?«
    Sie nickte. Aus ihrer Handtasche zog sie plötzlich eine kleine Packung hervor. Blitzschnell verteilte sie sie über den kleinen Glastisch zwischen den Sesseln und begann aufzudecken und zu ordnen. »Ich will es nicht«, keuchte sie. »Aber ich muß… ich muß es… und immer wieder diese Träume. Ich habe Angst, Zamorra!«
    Wie unter einem Zwang legte sie die Karten aus. Zamorra sah zu. Das war mehr als eine Gaukelei. Er kannte das Tarot und seine Kräfte, und er sah, daß diese Romana eine Menge davon verstand. Dann lagen die Karten richtig, und Romana zog die letzte.
    »Der Tod«, flüsterte sie heiser. »Sie sterben an einer Kugel - innerhalb der nächsten Stunde werden Sie erschossen!«
    Zamorra schluckte. So, wie sie die Karten gelegt hatte, stimmte das -möglicherweise hätte sie sogar die genaue Minute Voraussagen können! Unwillkürlich erschauerte er. »Wer will mich erschießen?« fragte er leise. »Wer ist es, Romana?«
    Von einer Sekunde zur anderen sank sie ohnmächtig zusammen. Nicole beugte sich über sie und tastete nach ihrem Puls, öffnete ihren Blusenkragen.
    »Sie hat es nicht verkraftet«, sagte sie. »Sie steht unter Zwang. Aber genauso war es gestern abend. Ich hab’s in ihren Gedanken gelesen. Sie hat König die Karten gelegt und ihm den Tod durch Verkehrsunfall prophezeit. Er geriet in Wut; natürlich wußte er ebenso wie sie selbst, daß sie mit ihrer Prophezeiung gegen ein ungeschriebenes Gesetz verstieß: Weissage deinem Klienten nie Böses! Und wenn du Böses siehst, verbräme es so, daß es dennoch einen positiven Aspekt hat.«
    Zamorra preßte die Lippen zusammen. »Und König ist jetzt tot. Als Nummer 2 auf dieser makabren Liste fühle ich mich gar nicht wohl.«
    »Wärest du lieber Nummer 1 gewesen?« fragte Nicole. »Komm, Chef, laß uns hier verschwinden. Am besten nehmen wir das Mädchen mit. Ich habe kein gutes Gefühl in diesem Gebäude, auch wenn sich nirgendwo Aktivitäten abzeichnen - was sagt dein Amulett?«
    »Hüllt sich in Schweigen. Was -«
    Da flog vor ihnen, nur ein Dutzend Meter entfernt, eine Tür auf, und im gleichen Augenblick war es mit der Ruhe vorbei!
    ***
    »Ich weiß, was Sie jetzt sagten wollen, Brest«, sagte Bert Berger und hob abwehrend die Hand. »Regen Sie sich nicht auf. Es war ein Test.«
    Brest stützte sich mit beiden Händen auf Bergers Schreibtischplatte ab und beugte sich vor. »Ach? Ein Test? Was berechtigte Sie dazu, diesen sogenannten Test ohne mein Wissen und meine Einwilligung durchzuführen?«
    Berger erhob sich langsam, brachte sein Gesicht in Brests Augenhöhe.
    »Jetzt hören Sie mir mal zu, Supervisor Peter Brest«, sagte er. »Für wen halten Sie sich eigentlich? Für Harvard persönlich? Ich fürchte, Sie sollten noch einmal ganz von vorn beginnen. Ich verordne Ihnen ein zehnstündiges Auditing zu fünf Blöcken bei einem Kollegen. Übrigens bei demselben, der auch Ihre Gattin betreut; vielleicht beruhigt Sie das ein wenig. Erst wenn Sie begriffen haben, daß wir
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