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0469 - Der brennende Inka

0469 - Der brennende Inka

Titel: 0469 - Der brennende Inka
Autoren: Werner Kurt Giesa
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die Finger sehen und gegebenenfalls kräftig draufklopfen. Aber das war eines der für Rob Tendyke geringeren Probleme. Er hatte diese Firma im Laufe einer langen Zeit eigentlich nur deshalb aufgebaut, um stets ein finanzielles Polster im Rücken zu haben, das ihm die Ausübung seines extravaganten Hobbys erlaubte - durch die Welt zu strolchen, sie kennenzulernen, etwas zu erleben und zwischendurch auch mal ein paar krumme Dinger geradezubiegen.
    Die Peters-Zwillinge hatten ihn begleiten wollen. Aber als sich herausstellte, daß die Expedition, der er sich angetragen hatte, in die Regenwald-Wildnis im Grenzbereich zwischen Peru und Brasilien führte, hatte er darauf bestanden, daß die beiden Mädchen in Florida blieben. Er hielt es für sie zu gefährlich. Außerdem befürchtete er, daß der Hang der beiden Blondinen zur Freikörperkultur die trockenen Archäologen gehörig durcheinanderbringen würde.
    Da kannte er Prof. Dr. Julia deRomero noch nicht…
    Dafür lernte er jetzt diesen seltsamen Indio kennen, der sich in der Bodega »Santa Maria« an ihn herangeschoben hatte, zwei randvolle Gläser in den Händen, deren Inhalt nicht exakt zu definieren war, aber sehr hochprozentig roch. Rob Tendyke seufzte und holte eine etwas zerknautschte Zündholzschachtel aus einer seiner Taschen. Unter dem rätselnden Blick des Indios riß er ein Hölzchen an - und ließ es dann in das Glas fallen, das der Indio mit einer einladenden Geste vor ihm auf den Tisch gestellt hatte. Noch ehe die Flamme das Getränk erreichte, fauchte bereits eine grelle Lohe empor. Das etwas gelblichtrübe Gesöff brannte wie reinster Spiritus.
    Ein paar Gäste, die in der Nähe standen, zuckten erschrocken zusammen, wandten sich dann aber mit unbewegten Gesichtern wieder ab, nachdem sie erkannten, was da geradezu explodiert war.
    Der Wirt, so breit wie hoch, mit einer speckigen Lederschürze vor dem voluminösen Bauch, hochgekrempelten Ärmeln, die seine muskelbepackten Arme freilegten, und einem Viertagebart im feisten Gesicht, rollte heran und warf Tendyke und dem Indio strafende Blicke zu. »Wollen Sie mein Lokal in Brand setzen, señores ?« erkundigte er sich mit leicht drohendem Unterton.
    »Das ist kein Drink, das ist Sprengstoff«, stellte Tendyke trocken fest. »Haben Sie das ausgeschenkt?«
    »Niemals!« fauchte der mit einer Körpergröße von rund 1,60 Metern sicher drei Zentner schwere Wirt. »Ich verkaufe kein Nitroglyzerin!«
    »Aber sicher, Weißbauch«, sagte der Indio. »Eben hast du mir für die beiden Gläser noch Geld abgeknöpft.«
    »Aber im Gegensatz zu dir habe ich keinen Sprengstoff hineingerührt«, drohte der Wirt und holte mit seiner Baggerschaufel aus, die er selbst wohl als seine rechte Hand ansah. Er stoppte mitten in der Bewegung. Der Indio hielt plötzlich das lange Messer in der Hand, und Tendyke erkannte, daß sein erster Eindruck gar nicht täuschte - es befand sich in einem ausgezeichneten Pflegezustand. Der Wirt erstarrte abrupt.
    Tendyke nahm das Glas mit dem noch brennenden Inhalt und stellte es so blitzartig auf den Kopf, daß erstens nicht ein einziger Tropfen verschüttet wurde und zweitens die große, fauchende Flamme sofort erlosch. »War etwas, señores ?« fragte er ganz ruhig. »Wir wollen doch keine Fehler begehen, oder?«
    Etwas Zwingendes lag in seiner Stimme. Der Wirt zog seine Hammerfaust zurück, und das Messer verschwand wieder in der fast nicht mehr vorhandenen Gürtelschneide unter dem bunten Poncho.
    »Setz dich«, forderte Tendyke den Indio auf. »Ich nehme an, du weißt, wer ich bin, sonst hättest du dich nicht so zielsicher an meinen Tisch bewegt. Wer bist du?«
    »Ich bin der Mann, den du brauchst, americano «, erwiderte der Indio und ließ sich vorsichtig auf einem Stuhl Tendyke gegenüber nieder, den der Abenteurer bisher für sich gehabt hatte.
    »Wozu?«
    »Für die Expedition, die du leitest, Robert Tendyke.«
    »Du bist falsch unterrichtet. Ich kann mich nicht mal für den Drink bedanken, weil er verbrannt ist - und nun verschwinde.«
    »Falsch?« Der Indio war verwirrt. »Das verstehe ich nicht. Du rüstest doch eine Expedition aus…«
    »Sicher«, sagte Tendyke, der begriff, daß es der Indio war, der ihn seit seiner Ankunft beobachtet hatte. Daß er praktisch keinen Schritt unbeobachtet hatte tun können, war ihm gleich aufgefallen, aber er hatte nicht herausgefunden, wer es war, der ihn beschattete. Da die Expedition des internationalen Archäologenteams aber auch keiner
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