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0469 - Der brennende Inka

0469 - Der brennende Inka

Titel: 0469 - Der brennende Inka
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zu knurren. Also ging Azarro ihm vorsichtshalber weiträumig aus dem Weg, um keine unnötigen Reaktionen des Tieres zu provozieren.
    Wenn Julia deRomero nicht gerade seine Aufmerksamkeit in Anspruch nahm, nutzte Azarro die wenige freie Zeit zum Nachdenken über die Expedition. Mehr und mehr wurde ihm klar, daß es nicht mit dem Versuch allein getan war, die Wissenschaftler nach Erreichen der Stadt vom Brennenden fernzuhalten. Bei den Archäologen allein wäre es ihm durchaus gelungen, sie zunächst in andere Teile der Stadt zu führen und die Nächte zu nutzen, um den Brennenden an einen anderen Ort zu schaffen, damit er vor Entdeckung sicher war. Aber da war dieser Tendyke. Seine Energie, sein Harmonieren mit dem Dschungel und seine Neugier erstaunten Azarro immer wieder. Der Indio war sicher, daß Tendyke sofort auf die richtige Spur gelangen würde. Das ließ sich kaum verhindern…
    Es gab keine andere Möglichkeit mehr. Sie mußten sterben - alle. Die Expedition durfte nie wieder zurückkehren. Die verlorene Stadt mußte ihr Grab werden. Tendyke hatte recht; innerhalb weniger Wochen würde der Pfad durch den Dschungel wieder völlig zugewachsen sein. Niemand würde die Reste der Expedition jemals finden. Vielleicht würde man nach den Männern und Frauen suchen, aber wie sollte man sie aufspüren, wenn man nur die ungefähre Richtung kannte? Selbst wenn man die Karte besaß, war es schwer, die Richtung unter dem Dschungeldach zu halten. Selbst die Kompasse spielten zeitweilig verrückt. Man mußte schon entweder ein ausgezeichnetes Gefühl für Himmelsrichtungen oder entsprechend langjährige Dschungelerfahrung besitzen, um sich dennoch zurechtzufinden. Man mußte gelernt haben, selbst an winzigen, scheinbar unbedeutenden Kleinigkeiten festzustellen, in welche Richtung man sich tatsächlich bewegte. Zu Azarros Erstaunen besaß Tendyke diese Fähigkeit.
    Überhaupt, die Karte. Wie war dieser Dr. Jordan in ihren Besitz gelangt? Angeblich hatte er sie aus dem Nachlaß eines amerikanischen Archäologen, der in den 30er Jahren in Insiderkreisen eher als Grabräuber denn als ernsthafter Wissenschaftler bekannt geworden war. Aber das und seine unglaublichen Funde, von denen er aber die wenigsten tatsächlich hatte vorweisen können, schienen eher ins Reich der Legende zu gehören denn zu den Tatsachen.
    Tendyke schien jedenfalls von ähnlicher Art zu sein. Azarro ahnte, daß er ihn nicht würde ablenken können. Außerdem - solange Julia deRomero Azarros kärgliche Freizeit in Anspruch nahm, würde er in der Stadt nicht einmal mehr Gelegenheit haben, den Brennenden heimlich fortzuschaffen.
    Damit war das Todesurteil über die Archäologen, ihren »Sicherheitsbeauftragten« und seinen verfluchten Wolf gefällt. Heimlich begann Azarro mit seinen Vorbereitungen. Es mußte später alles sehr schnell gehen. Um die attraktive Julia war es zwar schade, aber auch sie durfte er nicht am Leben lassen. Selbst wenn sie behauptete, ihn zu lieben, war sie ein Risikofaktor. Alle oder niemand…
    Die Stadt würde die Todesfalle werden.
    Azarro wußte es. Er kannte dort Hunderte von Möglichkeiten, jemanden zu töten und spurlos verschwinden zu lassen. Schließlich war er nicht zum erstenmal dort.
    Schließlich war er dort geboren worden…
    ***
    Vor Jahrhunderten hatte das Unheil begonnen. Auf der Plattformspitze der Stufenpyramide, wo die Opferpriester ihre Obsidianmesser über dem Steinalter hoben und senkten und lebenden Menschen zu Hunderten und Tausenden die Herzen aus der Brust schnitten und sie dem Sonnengott entgegenstreckten, der sie mit seinem sengenden Licht verbrannte und dabei die ihm geopferte Lebensenergie entgegennahm. Doch da war einer, der sich in das Ritual einschlich, der von der Lebensenergie zehrte.
    Inti, den Sonnengott, störte es nicht. Es gab Opfer im Überfluß, mehr, als er gebrauchen konnte.
    Die Kraft der Frauen, die auf dieser Stufenpyramide geopfert wurden, nahm Xotopetl. Unsichtbar schwebte er über der Pyramide. Unsichtbar stärkte er sich, labte sich an der Urkraft, die hier künstlich freigesetzt und verschwendet wurde. Die Kraft machte ihn stark, seinen Widersachern auf astraler Ebene entgegenzutreten und sie in ihre Schranken zu verweisen.
    Doch dann war da plötzlich jemand, der nach Rache schrie. Was Xotopetl sah, war eine flammenumloderte Gestalt, und auf dem Opferaltar erlosch das Leben eines Menschen, der der Flammengestalt viel bedeutet hatte. Dieser flammenumhüllte und mit kostbarem
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