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0469 - Der brennende Inka

0469 - Der brennende Inka

Titel: 0469 - Der brennende Inka
Autoren: Werner Kurt Giesa
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liegt. Schließlich haben wir es schon öfters erlebt, daß Merlins Stern versagte.«
    »Aber dann wußten wir immer den Grund dafür. Diesmal aber nicht - das Amulett hat ganz normal funktioniert, bloß nicht auf diese Figur und ihre Magie reagiert, bis zuletzt…«
    »Der Götze wird sich abgeschirmt haben«, sagte Zamorra.
    »Anfangs fehlte ihm dazu aber die nötige Kraft«, wandte Nicole ein. »Ich glaube langsam auch, daß da etwas nicht stimmte - und vielleicht immer noch nicht stimmt. Trotzdem bin ich davon überzeugt, daß dieser Xotopetl ausgelöscht ist.«
    »Er, aber nicht sein Erbe, wenn ich richtig befürchte«, überlegte Zamorra. »Eigentlich müßten wir nach Mittel- oder Südamerika, um dort Nachforschungen anzustellen.«
    Nicole tippte sich an die Stirn. »Noch zu früh«, sagte sie. »Südamerika lohnt sich erst, wenn in Rio Karneval ist.«
    Zamorra seufzte. »Weißt du, wie weit Rio de Janeiro vom Land der Azteken, Tolteken und sonstiger -teken-Stämme entfernt ist?«
    »Natürlich. Hältst du mich neuerdings für dumm? Aber einen Abstecher sollte es wert sein. Versprichst du dir etwas von diesen Nachforschungen?«
    Zamorra nickte.
    »Erinnere dich an das, was Ted Ewigk erzählte. Er hat immerhin für kurze Zeit die Gedankenwelt dieses Mordgötzen berühren können. Durch ihn wissen wir ja erst, woran wir da waren. Erinnerst du dich an die Stufenpyramide und die Menschenopfer, die Ted in der Erinnerung des Götzen gesehen hat?«
    Nicole atmete tief durch. »Sicher«, seufzte sie. »Die Mayas waren bekanntlich ganz groß darin, Hunderttausende von Kriegsgefangenen zu Ehren ihrer Gottheiten öffentlich abzuschlachten. Häufig ging der Opferung eine Art antikes Fußballspiel voraus, und die unterlegene Mannschaft wurde nach dem Spiel auf dem Opfer-Altar umgebracht.«
    »Unsere heutigen Fußballer können froh sein, daß sie nicht für die Mayas spielen«, kommentierte Zamorra trocken. »Falls du jetzt auf den Gedanken kommen solltest, mir die vielen Stufenpyramiden aufzuzählen, auf denen die Opferungen stattfanden… erspar's dir, sonst bist du übermorgen früh noch nicht fertig.«
    »Und diese Menge willst du abklopfen, um einen Hinweis auf Xotopetl zu finden?«
    »Es muß eine andere Möglichkeit geben«, sagte Zamorra. »Hochintelligent, wie ich von Natur aus bin, habe ich unseren Computer befragt. Ich habe ihn gefragt, was er über Xotopetl weiß.«
    »Und?«
    »Er hat mir geantwortet«, sagte Zamorra. »Er hat tatsächlich Informationen darüber. Und zwar genau die, welche du nach unserer Rückkehr eingegeben hast.«
    »Du hast schon bessere Pointen gebracht«, kritisierte Nicole. »Also, was schlägst du vor?«
    »Abwarten und Rotwein trinken«, sagte Zamorra. »Vielleicht kommt einem von uns noch die Erleuchtung. Wir sollten auch mit unseren Freunden darüber reden. Je mehr Leute ihre kleinen grauen Zellen anstrengen, desto mehr kommt vielleicht dabei heraus.«
    Nicole erhob sich und nickte zustimmend. »Und wenn wir wissen, woran wir sind, fliegen wir zum Karneval nach Rio«, sagte sie.
    Zamorra seufzte abgrundtief.
    »Zu den Stufenpyramiden in Mittel- oder Südamerika«, verbesserte er augenverdrehend.
    ***
    Auf den letzten zwei Kilometern war der Dschungel lichter geworden. Die Baumriesen standen längst nicht mehr so dicht beisammen; zwischen ihnen gab es bereits Entfernungen zwischen dreißig oder vierzig Metern. Auch das Laubdach lockerte sich auf, das während des größten Teils der strapaziösen Reise für ständige Dunkelheit oder zumindest Dämmerlicht gesorgt hatte. So brauchten sie die Scheinwerfer der Fahrzeuge nicht mehr so sehr zu beanspruchen. Schlagartig besserte sich auch die Stimmung der Expeditionsteilnehmer. Nicht zum ersten Mal machte Tendyke die Beobachtung, daß die Tageshelligkeit die Stimmung der Menschen so sehr beeinflußte wie kaum etwas anderes. Leichte Arbeit in strömendem Regen fiel schwerer als die anstrengendste Schufterei in hellem Sonnenlicht.
    Den Bäumen folgte das Unterholz. Es wurde lockerer, und es fielen nun auch nicht mehr ständig irgendwelche Schlangen von den Bäumen. Statt dessen gab es eine größere Vielfalt an Vogelstimmen. Einmal sah Tendyke einen Schwarm bunter Vögel auffliegen, die er noch nie in seinem Leben gesehen hatte. Er erinnerte sich, daß der tropische Regenwald das gewaltigste Biotop der Erde war - immer noch, allen Anstrengungen der Menschen zum Trotz -, und daß Wissenschaftler behaupteten, hier müsse es noch ein paar
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