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0469 - Der brennende Inka

0469 - Der brennende Inka

Titel: 0469 - Der brennende Inka
Autoren: Werner Kurt Giesa
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eigene zusenden und sich auf diese Weise mit den Menschen verständigen. Der Zauberer Merlin hatte ihn in dieser Kunst geschult. Und offenbar nutzte Fenrir hin und wieder auch Merlins geheime Wege durch die Welt. Wie sonst sollte er ausgerechnet jetzt und ausgerechnet hier aufgetaucht sein?
    Tendyke hatte gegen die Begleitung des Wolfes nichts einzuwenden. Er galt als Tier; seine besonderen Fähigkeiten zeigte er Außenstehenden nur in den seltensten Fällen. So war er zu Tendykes vierbeinigem Begleiter bei dieser Expedition geworden. Die Peruaner, die Wölfe nicht kannten, hielten ihn für einen großen Hund. Tendyke konnte es nur recht sein.
    Dr. Wilfried Jordan, ein hochgeschossener, spindeldürrer Endvierziger mit schütterem grauen Haar und randloser Brille, zuckte mit den Schultern. »Sie können ihn gar nicht mehr ablehnen, Sir. Ich habe ihn soeben engagiert. Er führt uns zu der verlorenen Stadt.«
    Tendyke tippte sich an die Stirn. »Verdammt, ich weiß, wo die Stadt ist. Sie wissen es, weil ich sie auf Ihrer Karte markiert habe. Und dieser Bursche…«
    »… hat die Markierung noch präzisiert. Aber er behauptet, daß der Ort auch mit der Karte nur schwer zu finden sei. Ich halte das für richtig. Denn sonst hätten doch vor uns längst schon andere diesen Ort gefunden. Sie zum Beispiel, Sir.«
    Tendyke zuckte mit den Schultern.
    »Ich kenne noch ein paar andere Orte dieser Welt«, sagte er trocken. »Aber das reicht mir. Sie aufzusuchen, fehlt mir der Ehrgeiz.«
    »Und trotzdem haben Sie sich uns angedient.«
    »Ich halte es für sinnvoll, Ihnen ein langes Suchen zu ersparen.«
    »Aber mit Ihrem Wissen hätten Sie…«
    Tendyke winkte ab. »Ich hab's nicht nötig, daraus Kapital zu schlagen«, sagte er. »Sie sind also wild entschlossen, diesen Knaben mitzunehmen?«
    Dr. Jordan nickte.
    »Sie sind ein Narr«, sagte Tendyke. »Aber Sie sind der Boß.«
    Julio Azarro grinste ihn an. Diese Runde hast du verloren , schien sein Grinsen zu sagen.
    Aber für Tendyke war das kein Spiel, in dem es Verlierer und Gewinner gab. Er nahm Fenrirs Warnung ernst. Und er traute diesem selbsternannten Fremdenführer nicht über den Weg. Warum hatte der ihn fast eine Woche lang bespitzelt? Weshalb drängte dieser Mann sich so auf? Da stimmte etwas nicht. Tendyke hatte im Laufe seines langen Lebens gelernt, selbst auf Kleinigkeiten zu achten. Und dies war schon mehr als eine Kleinigkeit.
    Er hatte sich der Expedition angeschlossen, weil er Ablenkung brauchte und wieder einmal etwas erleben wollte, das er selbst unter Kontrolle hatte. Anfangs hatte er Gewissensbisse gehabt, weil er die Zwillinge, die kaum weniger Grund hatten, Ablenkung zu suchen, zurückgewiesen hatte. Er hatte sich wie ein unverschämter Egoist gefühlt und war nahe daran gewesen, einen Rückzieher zu machen.
    Jetzt aber war er froh, daß er es nicht getan hatte. Er hatte das Gefühl, daß dieser Indio nichts Gutes im Schilde führte. Und Tendyke wollte die Wissenschaftler, die ihm sympathisch geworden waren, nicht in eine Falle laufen lassen.
    Es war nicht die erste Forschungsexpedition in dieser Gegend, an welcher Tendyke teilnahm. Schon einmal war er mit einer Gruppe von Wissenschaftlern in der Nähe des heutigen Zielgebietes gewesen - wobei »Nähe« äußerst relativ zu bewerten war. Das Grenzgebiet zwischen Peru und Brasilien war groß und unerforscht. Hier gab es noch viele Überraschungen. Und wenn man in der westlich-zivilisierten Welt eine Entfernung von fünfzig oder hundert Kilometern noch als »nah« bezeichnen konnte, war das im tropischen Regenwald des Amazonas-Quellflußgebietes bereits eine schier unüberwindbare Distanz…
    Okay, sie wollten die legendäre Goldene Stadt des Brennenden finden und erforschen. Kaum jemand kannte überhaupt diesen Begriff. Die Stadt sollte irgendwo im Dschungel versunken sein. Tendyke kannte aus uralten Zeiten ihre ungefähre Position. Aber er wußte auch, daß über versunkenen Orten häufig Flüche lagen. Das durfte man nicht einfach als Aberglauben abtun. Zu oft steckte ein wahrer Kern darin…
    Woher die Wissenschaftler von dieser verlorenen Stadt erfahren hatten, wußte Tendyke nicht, aber Dr. Jordan hatte ihm die Aufzeichnungen und Skizzen gezeigt, die schon in den dreißiger Jahren ein Archäologieprofessor angefertigt hatte; dieser Dr. Jones hatte die Stadt selbst aber nicht mehr suchen können, weil er vorher verstorben war.
    Wie auch immer - Tendyke begleitete diese Leute und wollte dafür sorgen,
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