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0465 - Heute Engel - morgen Hexe

0465 - Heute Engel - morgen Hexe

Titel: 0465 - Heute Engel - morgen Hexe
Autoren: Jason Dark
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jedenfalls gelang es nicht, und sie huschte davon. Dabei glaubte ich noch, ihren leisen Ruf zu hören, mit dem sie sich verabschiedete. »Wir sehen uns sicher wieder, Geister Jäger…«
    Ich zog mich zurück und schloss das Fenster. Mittlerweile war ich davon überzeugt, dass mich kein Zufall in die Wohnung der Gitty Oldman geführt hatte.
    Dahinter steckte System.
    Nicht umsonst war ein Name gefallen.
    Die Große Mutter!
    Man nannte sie so, aber sie trug auch einen anderen Namen. Nämlich Lilith. Der Legende nach war sie die erste Hure des Himmels gewesen, die versucht hatte, die Erzengel zu verführen. Sie hatte es nicht geschafft, der große Kampf war entbrannt, und Lilith war, zusammen mit vielen anderen, in die Welt geraten, der die Menschen den Namen Hölle gegeben hatten. Dort schmachtete sie heute nicht mehr, denn sie erlebte mittlerweile eine Renaissance.
    Als Große Mutter wurde sie von den modernen Hexen angesehen, und als Große Mutter war sie die Herrscherin über die Natur, aus der alles entstanden und gekommen war. Die Natur gab nicht nur der Flora die Kraft, auch der Fauna und letztendlich den Menschen. Die Natur ließ nicht mit sich spaßen, sie erneuerte sich, aus ihr und auf ihr musste aufgebaut werden, sie war das Fundament für das Leben.
    In den letzten beiden Jahren hatte diese Philosophie rasend schnell um sich gegriffen und zahlreiche Anhänger gefunden, besonders die emanzipierten Frauen.
    Die Linie blieb nicht gerade. Es gab Verästelungen, die in andere Ströme führten und zu sogenannten New Wave oder New Age Philosophien führten, wo sich dann auch die entsprechenden Geschäftemacher tummelten, die den Menschen irgendwelchen Hokuspokus vormachten und ihnen viel Geld aus den Taschen zogen.
    Nicht alle waren natürlich so, aber die Zahl der schwarzen Schafe hatte sich in den letzten Monaten stark vermehrt.
    In meinem Job hatte ich bisher weniger damit zu tun gehabt. Zuletzt, als es um Jane Collins ging und sich durch die Hilfe der Großen Mutter das Hexentor öffnete.
    Nun, den Hexen war es nicht gelungen, Jane wieder zurückzuholen.
    Dass die Sache mit der Schließung des Hexentores beendet war, damit rechnete ich aber nicht. Und dieser Fall hier, der erst angerissen war, schien mir recht zu geben.
    Vielleicht wusste Gitty Oldman mehr. Jedenfalls würde ich ihr die entsprechenden Fragen stellen, das stand fest. Als ich auf das Schlafzimmer zuging, hörte ich sie sprechen. Sie redete mit dem Hausmeister.
    »Was wollte der Polizist denn hier?«
    »Ich habe ihn geholt.«
    »Und weshalb?«
    »Weil mir der Geruch aufgefallen ist. Er drang aus Ihrer Wohnung, Miss Oldman.«
    »Welcher Geruch denn?«
    »Es roch nach Blut. Wissen Sie… nach… nach stockigem Blut. So unheimlich und…«
    »Das verstehe ich nicht.«
    Ich trat über die Schwelle. »Er hat recht, Miss Oldman, es roch tatsächlich nach Blut.«
    Die junge Frau hatte sich erschreckt und schaute mich an. Sie war angezogen, trug einen grünen Leinenpullover und einen modisch engen, ziemlich langen, geschlitzten Rock, in dem sich das Grün des Pullis wiederholte.
    »Finden Sie es nicht unverschämt, mir so etwas ins Gesicht zu sagen?« fragte sie.
    »Wenn es die Wahrheit ist, nicht.«
    Sie trat mit dem rechten Fuß auf, an dem sich noch kein Schuh befand.
    »Und woher soll der Blutgeruch stammen?«
    »Er ging von Ihnen aus, Miss Oldman!«
    »Was?« Sie ging zurück, als hätte sie Angst vor mir. »Das sagen Sie doch nur so.«
    »Nein, es ist leider die Wahrheit.«
    Sie fand einen Stuhl und ließ sich nieder. Dann strich sie ihre Haare zurück. »Es tut mir leid, aber das müssen Sie mir genauer erklären. Und Sie sind tatsächlich von der Polizei?«
    Ich zeigte ihr meinen Ausweis. Das beruhigte sie etwas, aber sie wartete auf meine Erklärung, und die erhielt sie auch.
    Anschließend lachte sie auf. Es war kein fröhliches Lachen, das hörte ich sofort. Eher ein verlegendes, und es klang auch zu laut. »Ich soll so ausgesehen haben, wie Sie es mir beschrieben, Mr. Sinclair?«
    »Das kann ich bezeugen!« meldete sich der Hausmeister. »Außerdem habe ich Sie geküsst, wie man es mir befahl.«
    »Und wer hat Ihnen das befohlen?«
    »Darüber rätseln wir noch. Jedenfalls war es nicht Ihre Stimme, die den Befehl gab. Etwas anderes hat sich hier ausgebreitet. Leider weiß ich nicht, was es ist, aber ich habe Ihnen den Gefallen getan.«
    »Und so entstand eine zweite Person, die in Ihnen gewohnt hat, Miss Oldman.«
    Sie saß da, starrte auf
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