Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0463 - In den Fängen eines Teufels

0463 - In den Fängen eines Teufels

Titel: 0463 - In den Fängen eines Teufels
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
der Orlock lag und sich noch immer bemühte, das Gitter in die Höhe zu schieben. Nicht einmal drehen konnte er sich.
    Das Gitter war zu schwer.
    Mara blieb dicht vor ihm stehen.
    Der Orlock bemerkte sie und schielte hoch zu ihr.
    Mara durchzuckte ein wilder Gedanke. Wenn sie ihn jetzt mit der Flamme bestrich, würde er verbrennen. Es zuckte schon in ihrem Arm, dann aber waren die Skrupel stärker. Vielleicht hätte sie es noch vor wenigen Minuten getan, jetzt schaffte sie es nicht mehr. Sie konnte die Hemmschwelle nicht überwinden.
    Das rot-gelb-schwarze Licht strich über den Körper des Schänders und berührte auch die Messerklinge. Noch immer hielt der Orlock sein teuflisches Instrument in der rechten Hand. Er würde es freiwillig nicht hergeben.
    Mara hob den rechten Fuß. Er näherte sich dabei dem Handgelenk des Orlocks.
    Dann trat sie zu.
    Kein Schrei des Schmerzes drang durch den Stollen, aber der Orlock öffnete trotzdem seine Faust. Mit einem Kick stieß Mara ihm die Klinge aus der Hand.
    Blitzschnell bückte sie sich und nahm das Messer an sich. Tief atmete sie dabei ein.
    »Los, Mara! Töte ihn! Töte diese verdammte Bestie!«
    Das Mädchen drehte sich um. Alex war wie von Sinnen. Sie hatte geschrien, denn sie wollte, daß diese Bestie vernichtet wurde.
    Mara schüttelte den Kopf.
    »Tu es!«
    »Nein, Alex!« erwiderte sie mit zittriger Stimme. »Nein, ich… ich kann es nicht!«
    »Gib mir das Messer!«
    Mara zögerte. Die Freundin starrte sie mit haßerfülltem und flammendem Blick an. »Ich will ihn töten! Ich muß es tun! Nur so sind wir sicher vor ihm!«
    »Ja, vielleicht…«
    Alexandra nahm das Messer an sich. Sie umkrampfte den Griff mit harter Hand. Scharf zeichneten sich dabei die Knöchel unter ihrer Haut ab. Sie hatte den Mund so zusammengepreßt, daß ihre Lippen einen Strich bildeten.
    Dann löste sie sich von der Wand und ging geduckt, den Atem durch die Nase einsaugend.
    Mara trat zur Seite, damit sie freie Bahn hatte. Sie erkannte ihre Freundin kaum wieder. Innerlich mußte Alexandra zu einer anderen Person geworden sein, die Erlebnisse der nahen Vergangenheit hatten sie völlig verändert.
    Der Orlock starrte sie an. Sein Haar lag auf dem schmutzigen Boden wie helles Stroh. Die langen Jahre des Todes schienen an ihm spurlos vorübergegangen zu sein.
    Alex bückte sich. »So«, sagte sie. »Jetzt bist du…«
    Da lachte der Orlock. Erst leise, fast flüsternd, einen Moment später aber lauter und kreischend, so daß es durch den Stollen hallte.
    Dieses furchtbare Lachen ließ nicht nur Mara zusammenzucken, auch Alexandra reagierte so. Sie wich sogar zurück, als hätte sie vor ihm Angst bekommen.
    Er war nicht zu bremsen, lachte die beiden Mädchen aus, freute sich über ihre Unsicherheit, und es war Alexandra, die als erste die Konsequenzen zog.
    Scharf drehte sie sich um und wandte dem Unheimlichen den Rücken zu. Dann rannte sie weg, als wären hundert Teufel hinter ihr her. Sie schleuderte sogar die Klinge zur Seite, um die Hände frei zu haben, die sie gegen ihre Ohren preßte.
    Es kam, wie es kommen mußte. Alex stolperte, verlor die Balance und fiel zu Boden.
    Gekrümmt blieb sie liegen und jammerte. Ein Bein zog sie an und hielt sich das Knie.
    Mara warf noch einen Blick auf den Orlock. Sie hatte ihn ebensowenig töten können wie Alex. Jetzt galt es für die beiden, den Ausgang zu finden.
    Ihre Freundin war nicht weit gekommen. Sie hatte sich inzwischen aufgerichtet. Das Fackellicht tanzte über ihr schmerzverzerrtes Gesicht. Wahrscheinlich hatte sie sich wehgetan.
    Mara half ihr hoch. Sie hatte auch das Messer aufgenommen, es zusammengeklappt und in ihre rechte Tasche gesteckt. »Kannst du aufstehen?« fragte sie.
    »Ich versuche es.«
    Alex schaffte es aus eigener Kraft, ging hinkend und lehnte sich an die Wand. Sie war noch immer blaß vor Angst und durchgeschwitzt. Ihr Atem ging keuchend, Speichel sprühte manchmal vor ihren Lippen, und die Augen tränten.
    Das Lachen des Orlocks war verstummt. Keines der Mädchen schaute zu ihm zurück.
    Alex stand gebückt und massierte ihre Kniescheibe. »Es tut weh«, sagte sie.
    »Darauf können wir jetzt keine Rücksicht nehmen. Wir müssen weiter.«
    »Ich weiß.«
    »Weshalb hast du es nicht getan?« fragte Mara. »Was war der Grund? Du hättest…«
    »Ich konnte es nicht. Ich konnte es einfach nicht.« Sie richtete sich wieder auf und starrte Mara an. »Begreifst du das? Ich brachte es nicht fertig, obwohl ich es wollte.«
    Mara
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher