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046 - Drakula lebt

046 - Drakula lebt

Titel: 046 - Drakula lebt
Autoren: Hugh Walker
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besser.
    Hände faßten mich an den Schultern und versuchten mich aufzurichten. Ich mühte mich ab, mitzuhelfen und merkte, wie kraftlos ich war.
    „Freddie“, sagte ich. Es hörte sich an wie ein Röcheln.
    Für ihn schienen es jedenfalls himmlische Sphärenklänge zu sein.
    „Alter Knabe!“ rief er. „Ich dachte schon, ich müßte dich hinaustragen aus diesem Teufelsladen!“
    „Gib dich keinen Illusionen hin“, krächzte ich, „das wird dir nämlich nicht erspart bleiben.“
    „Mach keine Geschichten“, murmelte er. „Schwing die Beinchen aus dem Bett.“
    Ich versuchte mich auf die Seite zu drehen und die Beine an den Bettrand zu bringen – von Schwingen gar keine Rede. Aber irgendwie weigerte sich mein Gehirn wahrzunehmen, wo meine Beine überhaupt waren. Keuchend gab ich es auf.
    „Es geht nicht“, stellte ich fest.
    „Verdammt!“ fluchte er. „Die haben einen tiefen Schluck genommen.“
    „Allerdings.“ Ich tastete unwillkürlich an die schmerzenden Bißwunden an meinem Hals.
    „Wie viele waren es?“ fragte er.
    „Lukard und … ein Mädchen, wenn diese Unterscheidung bei ihnen noch etwas zu bedeuten hat.“
    Der Gedanke an den Augenblick der Berührung ihrer kalten Lippen an meiner Kehle und Lukards lodernde Augen ließ mich schaudern. Aber da war auch die blasse Erinnerung an ein ekstatisches Gefühl der bedingungslosen Hingabe.
    „Ich hätte mit Erik verschwinden sollen“, fügte ich hinzu. „Zu dem Zeitpunkt konnte ich nämlich noch gehen.“
    Ich sah ihn in der Dunkelheit den Kopf schütteln. „Das hätte wenig genützt. Dr. Fellner hat die Klinik seither nicht mehr verlassen. Sie müssen ihn hier irgendwo festhalten.“
    „Ja, ich erinnere mich auf einmal wieder“, bestätigte ich. „Er ging hinaus, und dann hörte ich ihn schreien. Es gab einen größeren Tumult da draußen. Dann hörte es sich so an, als ob sie irgendwo hinliefen. Ich schlich zur Tür, aber sie war abgeschlossen. Da merkte ich, daß die Sache eine endgültige Wendung genommen hatte.“
    „Mit mir hast du wohl gar nicht mehr gerechnet?“ seufzte er resigniert, und ich mußte grinsen. „Das ist mein bitteres Los“, fuhr er fort, „daß mich jeder unterschätzt.“
    Geräusche kamen vom Korridor.
    „Keine Angst, ich habe verriegelt“, sagte er rasch. „Wir sind verhältnismäßig sicher. Eine Weile wenigstens.“
    „Es hat keinen Sinn, jetzt zu fliehen“, sagte ich. „Sie sind überall im Haus und wahrscheinlich im Garten auch.“
    „Da magst du nicht unrecht haben“, gab er zu. „Es war verdammt lebendig da unten, während ich mich durch die Büsche schlug. Man sieht sie Gott sei Dank rechtzeitig in ihren weißen Kitteln.“
    „Mit den verkehrten Kreuzen am Arm“, ergänzte ich.
    „Die, von denen der Schöne Alby genuschelt hat? Sind mir nicht aufgefallen. Allerdings habe ich sie mir gar nicht so genau angesehen. Sie waren nicht die einzigen, vor denen ich mich in acht nehmen mußte. Inspektor Hartwigs Männer hatten nichts Besseres zu tun, als mir den Zutritt zu verweigern. Ich lungere praktisch seit Fellners Ankunft da draußen herum und versuche den Burschen durch die Fänge zu schlüpfen. Polizei!“ knirschte er. „Wenn dieser sture Typ mir die Tour nicht vermasselt hätte, wäre ich mit diesem Dr. Fellner ins Haus geschlüpft, und sie hätten dir nicht die Beißerchen angesetzt! Und Fellner auch nicht. Zu dritt hätten wir ihnen die Gebisse ausgeklopft!“
    Es war erfrischend, ihm zuzuhören. Er brachte es fertig, mich tatsächlich vergessen zu lassen, daß ich schon mit einem Fuß im Grab stand. Einen Augenblick wenigstens. Dann kam mir meine Kraftlosigkeit wieder zu Bewußtsein, und der Ernst der Situation.
    Ich versuchte mich erneut zu bewegen und aufzurichten. „Hilf mir“, keuchte ich.
    Gemeinsam schafften wir es, daß ich stand. Aber wie!
    „Mit einem guten Sprint“, sagte ich zittrig, „könnten wir es vielleicht schaffen. Aber ohne Siegfried mit der Tarnkappe ist bei mir heute nichts zu machen.“
    Mir war schwarz vor den Augen. Ich fiel aufs Bett zurück und lag erleichtert. Jetzt erst bemerkte ich den Gerätetisch auf der anderen Seite des Bettes, mit der Halterung für die Blutkonserven und den Nadeln und Schläuchen.
    „Sie haben es bei dem Schluck nicht bewenden lassen“, bemerkte ich sarkastisch, „sonst wäre ich wahrscheinlich schon hinüber.“
    „Was haben sie getan?“
    Ich fühlte nach meinem Puls und zählte. Ziemlich normal. Ich nickte. Das paßte. Den
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