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046 - Drakula lebt

046 - Drakula lebt

Titel: 046 - Drakula lebt
Autoren: Hugh Walker
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dich sofort aus dem Staub und verständigst Inspektor Hartwig und gibst ihm das.“
    Ich griff in das Schränkchen und holte das Hemd heraus. Er betrachtete die aufgespießte Fledermaus skeptisch, als wollte er sagen: Das soll Hartwig beeindrucken?
    „Geh vorsichtig damit um“, warnte ich. „Zieh sie auf keinen Fall von dem Pfahl. Sie könnte lebendig werden.“
    „Könnte?“ fragte er unsicher.
    „Es gibt einen Raum in der Klinik, am Ende des Korridors. Er hat eine Tür wie ein Safe. Drinnen sind große Tische und Hunderte von diesen aufgespießten Dingern, numeriert, katalogisiert … weiß der Teufel, wofür. Eine kleine Armee.“ Unbehagen erfüllte mich bei diesem Gedanken. Natürlich – eine Armee für den Ernstfall. Ich dachte, was die wohl in einer einzigen Nacht in der Stadt anrichten konnte. Dabei erinnerte ich mich der Kräfte dieser Ungeheuer. Ich schauderte.
    „Da hinein war ich geflohen, nachdem ich Erik angerufen hatte. Ich dachte, ich könnte durch ein Fenster entkommen. Aber der Raum hat keine Fenster. Dann stieß ich eine dieser Fledermäuse vom Tisch. Erinnerst du dich an unser nächtliches Erlebnis mit einem dieser Ungeheuer?“
    „Nur zu gut“, murmelte er, und seine Hand fuhr an seine Schulter, wo ihn die Bißwunden sicher noch schmerzen mußten.
    „Der Kerl schrumpfte plötzlich mitten im Flug, und ich landete auf dem Boden. Damals hielt ich mich für verrückt, aber jetzt weiß ich, daß er sich tatsächlich in eine Fledermaus verwandelte und abschwirrte. Da drinnen erlebte ich den umgekehrten Vorgang. Die Fledermaus fing an zu wachsen, und dann war plötzlich ein baumlanger Kerl in schwarzem Umhang über mir, und stieß dabei ein paar weitere Fledermäuse vom Tisch, die auch verdammt rasch lebendig wurden. Dr. Lukard hat mich herausgeholt, bevor sie mir den Rest geben konnten.“
    „Dieser Doktor hat dich gerettet?“ fragte Freddie verblüfft.
    „Ja, es hätte wohl nicht gut ausgesehen, wenn die mich fertiggemacht hätten in seiner Klinik. Er wußte, daß Erik und der Inspektor auf dem Weg waren, weil die Schwestern mich beim Telefonat entdeckt hatten. Deshalb ließ er mich auf die Straße hinausschaffen, daß es aussah, als wäre ich draußen von dem stadtgesuchten ‚Beißer’ angefallen worden. Als Hartwig dann auftauchte, gaben sie vor, mich gerade gefunden zu haben …“
    „Aber der Anruf“, warf Freddie ein. „Dr. Fellner wußte doch, daß du bereits aus der Klinik angerufen hattest …?“
    „Oh, Dr. Lukard war recht clever. Er gab an, mich aus der Klinik gewiesen zu haben, nicht ganz ohne Gewalt, da ich unerlaubt eingedrungen wäre. Jedenfalls überzeugte er Erik, besonders als er erklärte, er würde die ganze Sache natürlich vergessen, und mich trotz allem als dringlichen Patienten aufnehmen.“
    Freddie starrte nachdenklich auf die Fledermaus in seiner Hand.
    „Der Holzpfahl, auf den sie auf dem kleinen Podest gespießt sind, geht genau durchs Herz“, erklärte ich. „Der Legende nach macht man Vampire unschädlich, indem man ihnen einen hölzernen Pfahl ins Herz treibt. Wenn man ihn herauszieht …“ Ich führte den Satz nicht zu Ende. Nach einem Augenblick fuhr ich fort: „Hätten wir nicht dieses eine Erlebnis gehabt, würde ich das alles für einen Hypnosetrick Lukards halten, aber so …“
    „Eine Teufelsarmee“, flüsterte Freddie. Es war wohltuend zu sehen, daß jemand diese absurden Dinge nicht anzweifelte, sondern für das nahm, was sie waren – die Wahrheit. Diese irrsinnige Wahrheit, daß Vampire mitten unter uns, im Herzen einer pulsierenden Großstadt lauerten!
    „Warne auch Hartwig“, fuhr ich fort. „Laßt diese Kreatur nicht frei, ohne daß es einen Vorhang gibt, den man beiseite reißen kann, um die Sonne zu Hilfe zu rufen.“
    Noch immer war mir allerdings eines unklar: Warum hatte sich der Vampir nicht selbständig gemacht, als wir ihn in Erik Fellners Gegenwart vom Pfahl genommen hatten? Erwachten sie am Tage nicht aus ihrer Starre, auch wenn man ihnen die Freiheit gab? Sie mußten anders sein als beispielsweise Dr. Lukard. Was war es, das diese Verwandlung vom Menschen in die Fledermaus und umgekehrt dirigierte? Ihr Verstand? Oder andere Kräfte – etwa das Mondlicht, wie es der Legende nach mit dem Werwolf geschah? Oder Lukards starker Wille, dachte  ich plötzlich. Waren sie alle in seiner hypnotischen Gewalt?
    Dr. Albert Lukard.
    A. Lukard.
    Drakula – wenn man das Wort umdrehte!
    Eine Spielerei. Der Name war
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