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046 - Drakula lebt

046 - Drakula lebt

Titel: 046 - Drakula lebt
Autoren: Hugh Walker
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wahrscheinlich gar nicht echt. Die Marotte eines gefährlichen Verbrechers?
    Trotzdem: Wenn unsere Erlebnisse keine Illusion waren, kein Hypnosetrick, dann gab es Vampire unter uns! Welche Erklärungen die Wissenschaft dafür finden würde, war letztlich gleichgültig.
    Daß Dr. Lukard wirklich Drakula sein könnte, beziehungsweise die historische Figur, die für Bram Stokers berühmten Roman herhalten mußte, der Wojwode Wlad Dracul aus der Walachei des fünfzehnten Jahrhunderts, war zu lächerlich und zu absurd, um ernsthaft erwogen zu werden.
    Eine gespenstische Figur, die durch zahllose Gruselfilme und Romane tief im Bewußtsein der Menschen saß. Oft belächelt, gewiß – aber nicht immer ohne Gänsehaut.
    Ich dachte an den ‚Beißer’, der seit Wochen die Stadt in Aufregung versetzte, mit seinen nächtlichen Überfällen auf Männer und Frauen gleichermaßen. Er fiel über sein Opfer her, biß es und trank das hervorquellende Blut. Vampirismus in reinster Form. Wenn diese Armee Lukards auf die Stadt losgelassen wurde, brauchte niemand mehr ins Kino zu gehen, um sich zu gruseln. Ich fragte mich, ob dieser nächtliche Mörder – nein, er war eigentlich kein Mörder, denn die meisten seiner Opfer waren mit dem Leben davongekommen – ob dieser Blutsauger immer ein und derselbe war, oder ob Lukard allen seinen Ungeheuern gelegentlich eine Nacht Bluturlaub gab, in der sie ihre alten Leidenschaften austoben konnten.
    Die Worte fielen mir ein, die das Mädchen am Abend gesagt hatte, bevor sie ihre Zähne in meinen Hals grub: ‚Nichts kommt dem Biß gleich, diesem unvergleichlichen Gefühl des Eingrabens der Zähne in ihr Fleisch. Es ist nicht nur ihr Blut, es ist auch ihr Leben, das überfließt …’
    Und darauf Lukard, schroff und ohne einen Funken der Gier, die in der Stimme des Mädchens zitterte: ‚Es ist animalisch. Wir können in einer zivilisierten menschlichen Welt nur überleben, wenn wir unser Gesicht wahren und der Lust unsrer dunklen Sinne nicht freien Lauf lassen. Wir würden uns vermehren wie Feuer. Aber sie würden uns auslöschen, bevor es richtig brennt!
    Vermehren, dachte ich nicht ohne Erschrecken. Wenn Wahrheit in den alten Legenden war, dann wurde der zum Vampir, der durch den Biß eines Vampirs starb.
    „Boß! Ist alles klar mit dir?“ Freddies besorgte Stimme riß mich aus meinen Gedanken.
    „Ja“, sagte ich. „Schließ die Tür jetzt auf, und verschwinde dann.“
    Ich sah wie er zur Tür ging, lauschte, und sie vorsichtig entriegelte. Dann ging er zum Fenster und öffnete es. Er sah nach draußen.
    „Alles klar?“ flüsterte ich.
    „Ja“, antwortete er ebenso leise. Er schob die Fledermaus vorsichtig in sein Hemd. „Aber es gefällt mir nicht.“
    „Mir auch nicht. Aber mit dir da hinunterzuklettern, gefällt mir noch weniger.“
    „Ich drück die Daumen, Boß“, sagte Freddie.
    „Um Himmels willen, nicht während des Kletterns“, erwiderte ich. „Außerdem ist das abergläubisch. Und mit dem Aberglauben stehen wir gerade auf Kriegsfuß.“
    Mit einem leisen Lachen, das nicht ganz echt klang, verschwand er über das Fensterbrett. Knarrend schloß sich das Fenster hinter ihm. Dann war Stille.
    Ich war allein. Und es spielte keine Rolle, daß es kein Schloß in den düsteren Karpaten war, in dem ich lag, sondern in einer modernen Großstadtklinik.
    Ich war mitten unter ihnen. Ich hatte die Wahrheit entdeckt.
     

     

Wenn Freddie nicht mehr kam, war ich verloren. Daran zweifelte ich nicht. Ich wußte zuviel. Sie konnten es sich gar nicht leisten, mich am Leben zu lassen. Selbst wenn Inspektor Hartwig das Gebäude stürmte, würde es mir nicht helfen. Nichts konnte mir helfen – außer Freddie Morton, ein Gauner, der es auf die ehrliche Tour versuchen wollte. Ich konnte nur hoffen, daß er dieses anstrengenden, ehrlichen Jobs nicht müde wurde, wenigstens nicht, solange ich hier in der Klemme saß.
    Wir hatten den Zeitpunkt gut abgepaßt. Ich lag nur ein paar Minuten, da näherten sich Schritte.
    Die Tür ging auf. Licht flammte auf. Ich schloß die Augen und stellte mich schlafend.
    „Wie ich dachte, er schläft noch“, sagte Dr. Lukard halblaut.
    „Ja, Doktor“, antwortete eine Frauenstimme. „Besteht die Gefahr, daß er während des Tages aufwacht?“
    „Vielleicht. Aber er ist so schwach; er wird nicht lange wachbleiben. Sieh gelegentlich nach ihm. Wenn er Schwierigkeiten macht, gib ihm diese Spritze.“
    „Ja, Meister.“ .
    „Jetzt schließ die Läden, es
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