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046 - Drakula lebt

046 - Drakula lebt

Titel: 046 - Drakula lebt
Autoren: Hugh Walker
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muß jeden Augenblick soweit sein. Ich fühle es schon. Unser wahrer Feind ist der Tag, Ilona. Und der läßt sich nicht besiegen, auch wenn wir im Laufe der Jahrhunderte ein paar Tricks gelernt haben.“
    Ich hörte, wie die Frau die Fensterläden schloß und verriegelte. Ich hoffte, daß Freddie außer Sichtweite war. Die Riegel knirschten, als sie einrasteten. Würde ich genügend Kraft haben, aufzustehen und sie für Freddie zu öffnen? Der Gedanke quälte mich.
    Der schwere Geruch der Desinfektionsmittel füllte die Luft, vermischt mit dem übelkeiterregenden Fäulnisgestank. Wie schafften sie es nur, daß ihr Fleisch so fest und von einer makellosen Farbe war, und nicht halb verwest an ihren Knochen hing? Und welche Tricks waren es, die sie im Lauf der Jahrhunderte dazugelernt hatten? Der Drang, die Augen zu öffnen, war ungeheuerlich. Aber das hätte bedeutet, daß sie mir die Beruhigungsspritze verabreichten, und das war das letzte, das ich brauchen konnte. Ich mußte wach sein und bei Kräften, wenn ich dieses Haus verlassen wollte. Und noch einen ganzen Tag ließen sie mir sicher nicht mehr. Wenn sie mich nicht kaltmachten, dann war das mindeste, daß Lukard mich mit ein paar Hypnosetricks außer Gefecht setzte.
    Warum machten sie überhaupt mit mir solche Umstände? Hing es vielleicht mit dem zusammen, was das Mädchen gestern abend gesagt hatte, daß ich den Keim in mir trug? Was war das für ein Keim, der mir diese Sonderstellung verschaffte?
    Jedenfalls hatte ich eine Chance. Alles andere war im Augenblick unwichtig.
    „Alles dicht?“ fragte Lukard.
    „Ja, Meister.“
    Das Licht ging aus. Ich ließ die Augen geschlossen, bis die Tür ins Schloß gefallen war. Ein Schlüssel knirschte.
     

     
    Sie hatten die verdammte Tür abgeschlossen. Das komplizierte die Sache gewaltig. Es sah so aus, als müßten wir trotz allem durch das Fenster fliehen –  ohne wesentliche Beweise.
    Ich lauschte, bis die Schritte verklungen waren. Im Haus herrschte Stille.
    Es war an der Zeit.
    Ich wälzte mich herum und wurde dabei wieder schmerzlich an meine Schwäche erinnert. Als ich endlich aufrecht saß und die Beine auf dem Boden hatte, fühlten sie sich an wie Gummi. Vor meinen Augen drehte sich alles. Das bemerkte ich seltsamerweise trotz der Dunkelheit.
    Ich klammerte mich am metallenen Bettrand fest und benützte das Nachtschränkchen als Stütze. Letzteres erwies sich als nicht besonders stabil. Nur mit Mühe konnte ich verhindern, daß das Schränkchen mit mörderischem Getöse umstürzte. Ich ließ rechtzeitig los, griff in der Dunkelheit nach dem Fensterbrett und klammerte mich im Fallen daran fest. Ich prallte gegen die Mauer. Der Schmerz an Knie und Armen ernüchterte mich merklich. So, als wachte ich jetzt erst richtig auf. Auch die Gefühllosigkeit verschwand aus den Gliedern.
    Mit aller Kraft zog ich mich am Fensterbrett hoch, lehnte mich dagegen, bis ich sicher war, daß ich nicht umfallen würde, wenn ich losließ – und ließ los.
    Ich lauschte. Nichts regte sich. Vorsichtig drehte ich den Fensterriegel, öffnete und machte mich am Riegel der Fensterläden zu schaffen. Das war wesentlich mühevoller. Als es endlich gelang, war mir übel vor Schwäche.
    Undeutlich sah ich Freddie auftauchen. „Alles klar, Boß? Hm?“ sagte er, während er ins Zimmer kletterte.
    Ich nickte stumm.
    „Lassen wir offen?“
    Statt einer Antwort deutete ich auf die Tür. „Sie haben sie abgeschlossen.“
    „Gründliche Burschen“, meinte er.
    „Was tun wir jetzt?“
    „Warten“, erklärte ich, „bis es hell wird. Und sie dann hereinlocken. Es sind höchstens zwei.“
    „Das ist verdammt gefährlich“, stellte er fest.
    „Das ist mir klar, Freddie. Aber eine andere Chance haben wir nicht.“
    „Ich denke doch“, wandte er ein. „Ich werde versuchen, an einer anderen Stelle ins Haus zu kommen und aufzuschließen.“
    Ich zögerte. Wenn sie ihn faßten, war meine einzige Chance, hier herauszukommen, dahin. Aber wir wußten beide im Grunde, daß es Freddie kaum schaffen würde, mit mir auf dem Arm außen am Haus aus dem ersten Stockwerk hinabzuklettern, ohne daß wir uns das Genick brachen.
    Deshalb nickte ich schließlich. „Aber wir sollten sichergehen und warten, bis es hell ist.“
    Er schüttelte den Kopf. „Nein. Dann sehen mich Hartwigs Männer. Sie vermasseln uns die Tour, wenn sie merken, daß ich einbrechen will. Weißt du, wo sich deine Bewacherin aufhält?“
    „Das muß das Zimmer nebenan sein,
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