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046 - Drakula lebt

046 - Drakula lebt

Titel: 046 - Drakula lebt
Autoren: Hugh Walker
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alle anderen erinnerten sich nicht.
    Langsam gingen sie durch das Parktor, dreißig oder vierzig Menschen, die nichts davon wußten,  daß sie nicht zum erstenmal hier ihr Blut gegeben hatten, das kultivierte Vampire aus Gläsern tranken.
    Draußen auf der Straße sahen wir Inspektor Hartwig mit einigen seiner Männer auftauchen und auf die Patienten einreden, die sich offenbar gar nicht aufhalten ließen.
    Langsam leerte sich der Park. In der Klinik war wieder alles ruhig. Ich fragte mich, ob Hartwig sich Gedanken darüber machte, daß Dr. Erik Fellner die Klinik nicht mehr verlassen hatte. Oder daß ich nicht unter den Patienten war, die entlassen wurden!
    Wir warteten noch ein paar Minuten. Kein Laut kam mehr von unten.
    „Los“, drängte ich.
    Freddie hielt mich fest. „Warte noch. Es scheint mehr Wachhunde zu geben. Jemand muß die Patienten ja entlassen haben.“
    „Nicht unbedingt“, entgegnete ich. „Ein posthypnotischer Befehl konnte es ebenso gut. Sie waren alle in Trance. Wenigstens sah es so aus.“
    „Sicher. Aber angenommen, es gibt mehr, die irgendwo halbwach in verdunkelten Räumen sitzen. Dann wecken wir sie alle und locken sie herbei.“
    „Das Risiko müssen wir eingehen. Wir haben jetzt gar keine andere Wahl mehr.“
    „Schon“, sagte er eindringlich, „aber nehmen wir an, es waren ein paar wach, um sicherzugehen, daß die Patienten ohne Aufruhr abzogen. Gib ihnen noch ein paar Minuten, wieder einzuschlafen. Wir wollen nichts überstürzen. Wir haben den ganzen Tag vor uns.“
    „Du warst es, der das Warten satt hatte“, stellte ich fest. Aber ich war erleichtert.
    Er merkte es auch – grinsend. „Ich hätte dich umlegen sollen, als ich die Chance dazu hatte. Dann säße ich jetzt im Knast und wüßte nichts von Vampiren. Ich habe nie einen dieser Horrorfilme gesehen. Wie sind sie – so wie das hier?“
    „Manchmal. Meist waren sie lächerlich … unglaubwürdig. Wer glaubt schon an Vampire?“
    „Jaahh“, sagte er, und es kam aus tiefster Seele.
     

     
    Hartwigs Männer ließen sich nicht mehr sehen. Vermutlich hatten sie ihre Beobachtungsposten wieder bezogen. Vielleicht brachten sie Alby zum Sprechen. Aber Hartwig hatte zu wenig Erfahrung. Er brauchte Erik. Erik aber war in einer ähnlichen Situation wie wir. Oder in einer schlimmeren.
    Wir warteten bis kurz nach acht. Dann hielten wir es einfach nicht mehr aus.
    Freddie bezog seinen Posten an der Tür. Wir hatten mein Bett zerlegt, die Matratzen herausgenommen und eine der Metallquerschienen herausgeschraubt. Sie war die einzige Waffe, die sich in dem Zimmer finden ließ, und die zudem noch Wucht genug besaß, daß er sich damit selbst einen kräftigeren Gegner eine Weile vom Leib zu halten vermochte. Mit der scharfkantigen Metallschiene in der Hand stand er entschlossen an der Tür. Ich sah, daß er Angst hatte, aber ich wußte auch, daß ich mich auf ihn verlassen konnte. Himmel, war ich froh, daß er hier war. Ohne ihn hätte die Detektei Fuchs längst aufgehört zu bestehen.
    Er winkte mir zu. Er war bereit.
    Ich lehnte mich aus dem Fenster und schloß die Läden. Die Dunkelheit war wohltuend. Dann zog ich die Vorhänge zu und schob das Nachtschränkchen ein wenig vor, damit es auch mit vollem Schwung fiel. Das kostete mich einige Mühe.
    Ich nickte Freddie zu. Alles klar. Es gab kein Zurück.
    Ich lehnte mich mit aller Kraft gegen das Schränkchen. Es wankte, fiel mit ohrenbetäubendem Lärm. Das mußte selbst Tote wecken, dachte ich spöttisch.
    Das tat es auch. Wir warteten eine Minute erstarrt. Dann ging eine Tür. Schritte näherten sich. Ein Schlüssel knirschte im Schloß. Die Tür ging auf und verdeckte Freddie.
    Ilona stand in der Tür, ihr bleiches Gesicht angespannt. Es kostete sie offenbar Mühe, die lähmende Gewalt des Tages zu überwinden, selbst in diesem verdunkelten Zimmer. Ihr Gesicht war schön, wenn auch alles Menschliche überlagert war von einer dämonischen Kraft. Die Erinnerung an etwas Weibliches war in ihren Zügen, im vollen Mund mit den jetzt blassen Lippen, in den langwimperigen, dunklen, gebrochenen Augen.
    „Schwester“, sagte ich, hilflos neben dem umgestürzten Schrank stehend.
    Sie tat einen Schritt auf mich zu. Ihre Augen bohrten sich in die meinen, als wollte sie mich lähmen wie eine Schlange ihr Opfer.
    Da trat Freddie in Aktion. Er schloß die Tür hinter ihr. Sie fuhr zu ihm herum. Ein gefährlicher knurrender Ton kam aus ihrer Kehle, als sie die Gefahr zu spüren
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