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046 - Drakula lebt

046 - Drakula lebt

Titel: 046 - Drakula lebt
Autoren: Hugh Walker
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Herzen. Daraufhin verschrumpelten sie und verwesten in Sekundenschnelle.“
    Er holte gedankenvoll die Fledermaus aus seinem Hemd und betrachtete das kleine Podest und den spitzen Pfahl, auf dem das Tier erstarrt hing. „Direkt ins Herz“, murmelte er. „Und es scheint Eschenholz zu sein. Die Idee ist vielleicht doch nicht so abwegig.“ Die Zeit floß quälend langsam dahin.
    „Verdammtes Warten!“ fluchte Freddie Morton. „Hier ist es kalt wie in einer Gruft.“
    Ich sah wie er fröstelte. „Wir warten“, sagte ich entschlossen. „Wir gehen kein Risiko ein. Wir brauchen den Tag!“
    Ich fühlte sie auch, diese Kälte. Sie war nicht nur um uns. Sie war in uns.
     

     

Endlich stieg die Sonne über den Horizont. Es war, als ob jemand eine lodernde Fackel an die Welt hielt. Ich spürte das Feuer. Es brannte in den Adern, an der Haut, in den Augen. Wie nie zuvor empfand ich, daß ich lebte, daß der Körper pulsierte und pochte, mein Körper! Eine vage Furcht befiel mich. Ich wußte nicht, wovor. Ich unterdrückte den Impuls, zurückzutreten vom Fenster, dieser goldenen Glut auszuweichen. Aber ich mußte die Augen abwenden, die den Glanz nicht ertragen konnten.
    So ähnlich, dachte ich, aber tausendmal stärker, mußten sie es fühlen. Bis das um den Tod betrogene Fleisch von den Gebeinen faulte und zu Staub wurde in der reinigenden Glut des Tages.
    „Wird ein heißer Tag“, murmelte Freddie hinter mir. Auch er spürte das Feuer.
    Ich wandte mich ab. Ich fühlte mich noch immer unsicher auf den Beinen, aber ich war stark genug für das, was nun kam. „Also“, sagte ich, „erster Schritt: ich brauche Kleider. In dem Aufzug“, ich deutete auf mein Nachthemd, „kommen wir nicht weit. Dann sehen wir nach den …“
    Geräusche kamen vom unteren Stockwerk. Türen fielen zu. Stimmen klangen herauf. Wir waren beide erstarrt. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Kurz vor sieben. Was hatte das nun wieder zu bedeuten?
    Hatte ich mich doch geirrt? War alles nur ein Alptraum?
    Die Geräusche hielten eine gute halbe Stunde an, während wir stumm dastanden und warteten, jeder den Blick auf das fragende Gesicht des anderen gerichtet.
    Niemand kam zu uns hoch. Alles spielte sich im Erdgeschoß ab. Es war an den Geräuschen nicht erkennbar, was eigentlich vorging, nur, daß viele Personen daran beteiligt waren.
    Gegen halb acht wurde es ruhiger. Die Geräusche bewegten sich auf den Haupteingang des Gebäudes zu. Wir blickten gebannt aus dem Fenster, vorsichtig hinter den Vorhängen verborgen.
    Der Weg vom Gebäude zum Parktor an der Straße füllte sich mit Männern und Frauen. Sie schritten ohne zurückzublicken oder sich viel umeinander zu kümmern auf die Straße zu.
    „Die Patienten“, murmelte ich mit angehaltenem Atem.
    „Was bedeutet das?“ flüsterte Freddie.
    „Die Kur ist beendet. Man hat ihnen Blut abgezapft, nicht durch Beißen, sondern mit den üblichen Geräten, und synthetisches Blut eingepumpt. Es dauert ein paar Wochen, bis es sich regeneriert. Dann kommen sie unter hypnotischem Einfluß wieder hierher, und die Prozedur beginnt erneut. Wie Kühe, die gemolken werden.“
    Freddie sog scharf die Luft ein. „Bist du sicher? Woher willst du es wissen?“
    „Reimt sich alles zusammen. Ich sprach auch mit einem Patienten. Er muß einen lichten Moment gehabt haben. Er konnte sich nicht entsinnen, warum er hier war. Und es paßt auch mit dem Rothenberg-Mädchen und mit Alby. Sie kamen hierher, ohne daß sie es wußten, waren ein paar Tage hier und gingen wieder nach Hause, ohne Erinnerung. Sowohl bei Sonja Rothenberg als auch beim schönen Alby wurde festgestellt, daß etwas mit ihrem Blut nicht stimmte. Und da unten im Keller ist der Lagerraum einer Firma, die sich Blut-GmbH nennt. Sie stellt synthetisches Blut her. Welche Beweise brauchst du noch?“
    „Keine“, knirschte Freddie.
    „Da unten ist Alby“, sagte ich. Freddie entdeckte ihn ebenfalls. Er ging wie die anderen. Nicht wie ein debiler Typ, der er seit seinem Kopfschuß war, und als den wir ihn kennengelernt hatten, einer, der sich kaum auf den Beinen halten konnte, der wie ein kleines Kind behandelt werden mußte  –  nein, unter dem Einfluß der Hypnose schritt er wie die anderen. Sobald er zu Hause war, würde die Wirkung verschwinden und sein alter Zustand wieder eintreten. Aber konfrontiert mit Elementen aus der Zeit hier, würde sich sein verwirrter Geist erinnern. Er war ein wichtiger Schlüssel, von dem Lukard nichts wußte. Denn
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