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0456 - Der Geisterseher

0456 - Der Geisterseher

Titel: 0456 - Der Geisterseher
Autoren: Werner Kurt Giesa
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unzüchtig. Aber es war eben eine andere Zeit, in die er geraten war. Vielleicht war es hier so üblich. Don Cristofero selbst konnte sich aber nicht daran gewöhnen. Und vor allem konnte er seine eigene Erziehung nicht einfach über Bord werfen und es ihnen gleichtun. Er bekam ja schon ein schlechtes Gewissen, wenn er sich dabei ertappen ließ, die Mädchen zu betrachten.
    Indessen - sie waren verteufelt hübsch, und daß eine von ihnen bereits einen strammen Jungen geboren haben sollte, konnte er kaum glauben. Das Schlimmste war natürlich, daß er sie beide nicht voneinander unterscheiden konnte.
    »Kommt, Monsieur! Señor! Oder wie auch immer!« rief Monica - oder war es Uschi? - ihm erneut zu. »Das Wasser ist wirklich erfrischend.«
    Es gab noch einen dritten Grund, weshalb er darauf verzichten mußte, sich zu ihnen zu gesellen. Vielleicht hätte er es fertigbringen können, sich über Standesvorschriften und über die Moral hinwegzusetzen und mit ihnen zusammen zu baden - doch der dritte Grund war höchst elementar: Don Cristofero konnte nicht schwimmen!
    Daher war er froh, daß sein Stand ihm nicht erlaubte, sich mit dem gemeinen Volk zusammenzutun. Fast fluchtartig wandte er sich um, stolperte beinahe über den Gnom und eilte von dannen.
    Er sah nicht mehr, daß der Gnom, kaum daß sein Herr sich nicht mehr für ihn interessierte, sich seiner bunten Kleidung entledigte und mit einem Kopfsprung in den Swimmingpool stürzte. Und daß der Schwarze und die Zwillinge sich dann prachtvoll miteinander amüsierten.
    Er lief statt dessen seinem Gastgeber in die Arme.
    Professor Zamorra, dieser dunkelblonde Mann, dem das Château in dieser Zeit gehörte. Es war Don Cristofero anfangs schwer gefallen, sich daran zu gewöhnen. Aber er begriff, daß er einem seiner späteren Nachfahren kaum dessen Erbe streitig machen konnte.
    Trotzdem - Château Montagne gehörte doch eigentlich ihm, Don Cristofero! Nur eben dreihundert Jahre früher.
    »Einen guten Morgen wünsche ich Euch, Don Cristofero«, begrüßte Zamorra ihn. »Habt Ihr schon gefrühstückt?«
    Don Cristofero nickte hoheitsvoll. Er unterhielt sich nicht ungern mit diesem Professor. Wenigstens einer, der eine adelige Abstammung aufweisen konnte und somit ein ebenbürtiger Gesprächspartner war. Seine Mätresse hingegen war zwar recht hübsch anzusehen, aber bürgerlich und daher nicht geeignet, sich intensiver mit ihr abzugeben - denn dieser Zamorra sah danach aus, daß er Don Cristofero zum Duell fordern würde, wenn dieser jener Nicole Duval zu nahe treten würde.
    Indessen fiel es nicht gerade leicht, ihr nicht zu nahe zu treten, gab sie sich doch ähnlich freizügig wie diese beiden Mädchen, die äußerlich nicht voneinander zu unterscheiden waren. Immerhin zog sie sich an, doch ihre Kleidung war so geschnitten, daß nicht besonders viel von ihrer Schönheit verhüllt wurde.
    »Ach, das Frühstück war gut, doch etwas zu wenig für einen Mann meiner gediegenen Körperfülle«, schmunzelte der Mann aus der Vergangenheit und strich sich über den vorgewölbten Bauch. »Wollet Ihr daher bitte Eurem Diener mitteilen, daß er künftig etwas mehr aufträgt. Der Tisch wird schon nicht zusammenbrechen.«
    Zamorra nickte. »Kein Problem, Don Cristofero. Wir werden Euch füttern lassen wie ein Mastschweinchen.«
    »Aber weh' euch, Ihr denkt daran, mich hernach zu schlachten«, entfuhr es dem Grande in gespieltem Entsetzen. Er sprang zurück und legte die Hand an den Degengriff. Bislang hatte er sich allenfalls zum Schlafen einmal von der Waffe getrennt, die, wie Zamorra mittlerweile festgestellt hatte, alles andere als nur ein Zierspielzeug war. Mit dieser Klinge konnte man einen Gegner durchaus aufspießen oder in handliche Scheiben schneiden - und Don Cristofero ging mit dem Degen äußerst geschickt um. »Ich muß Euch nämlich dazu versichern, geschätzter Nachfahre, daß ich nicht schmackhaft bin.«
    »Dem ließe sich mit Gewürzen abhelfen«, grinste Zamorra. »Was ein guter Koch ist, der macht selbst aus dem einfachsten Mahl einen lukullischen Genuß.«
    »Dabei fällt mir ein«, seufzte Don Cristofero, »es muß doch mit dem Geschlecht der Montegos und Montagnes in den letzten dreihundert Jahren rapide abwärts gegangen sein. Seid Ihr wirklich so verarmt, daß Ihr Euch nur einen einzigen Diener leisten könnt, und eine Köchin, die nur den halben Tag und manchmal gar nicht zur Verfügung steht? Ich bedaure Euch, Monsieur. Ich bedaure Euch wirklich und aus
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