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0456 - Der Geisterseher

0456 - Der Geisterseher

Titel: 0456 - Der Geisterseher
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Gefürchtete auf dem Knochenthron, und weder LUZIFER selbst noch sein Ministerpräsident Lucifuge Rofocale hatten etwas dagegen getan. Das bedeutete, daß sie einverstanden waren - was schlichtere Gemüter unter den Höllenbewohnern verwirrte.
    Es verwunderte den Hohen Schwarzen nicht, Stygia im Thronsaal zu finden. Die Dämonin hielt sich in letzter Zeit sehr häufig in der Nähe des Fürsten der Finsternis auf. Diesmal kauerte sie neben dem aus den Gebeinen von toten Dämonen errichteten Knochenthron und erhob sich, als der Hohe Schwarze eintrat.
    Auf dem Knochenthron saß der Fürst der Finsternis, Julian Peters.
    Seine Augen waren geschlossen. Er reagierte nicht auf das Erscheinen des Hohen Schwarzen.
    In Stygias Augen leuchtete ein seltsames Feuer. »Er schläft«, murmelte sie. »Dieser Narr - er schläft tatsächlich!«
    Der Hohe Schwarze zuckte zusammen. Er hätte niemals geglaubt, daß jemand in unmittelbarer Nähe des Fürsten so respektlos über denselben sprechen konnte, ohne unverzüglich bestraft zu werden. Doch Julian reagierte nicht. Also schien er wirklich zu schlafen und nichts von seiner Umgebung wahrzunehmen.
    »Wecke ihn«, bat der Hohe Schwarze.
    »Wozu?« fragte Stygia. »Laß ihn schlafen. Er braucht das wohl, um neue Kraft zu schöpfen.«
    Eine weitere Herabsetzung des Fürsten in dessen Gegenwart? Warum tat er nichts dagegen, warum wachte er nicht auf und zog Stygia für ihre frechen Worte zur Rechenschaft?
    Der Hohe Schwarze wußte nicht, was Stygia wußte. Aber selbst, wenn er an ihrer Stelle gewesen wäre, hätte er nicht so ruhig sein können. Doch Stygia war viel kaltblütiger als der Hohe Schwarze.
    Julian Peters schlief, und er träumte. Hüte dich vor seinen Träumen! Was er träumt, kann Wirklichkeit werden! hatte der Erzdämon Astardis Stygia gewarnt, und Astaroth hatte ins gleiche Horn gestoßen. Doch Stygia glaubte, eine ganz besondere Beziehung zu Julian Peters zu haben, trotz der Demütigungen, die er ihr zugefügt hatte. Immerhin war es Stygia gewesen, die Julian Peters vom Jungen zum Mann gemacht hatte. Immer noch rechnete sie sich Chancen aus, ihn irgendwann endgültig unter ihre Kontrolle zu bringen.
    Dann war sie die Herrin der Hölle.
    Das war ihr Ziel.
    Aber noch war dieses Ziel weit entfernt, der Weg war beschwerlich. Denn gar so einfach ließ sich dieser Mann, der künstliche Welten träumte, die so real werden konnten wie echte Dimensionen, nicht kontrollieren. Im Gegenteil, er beherrschte mit all seiner Macht die anderen. Julian Peters, das Telepathenkind! Geboren von Uschi Peters, gezeugt von dem legendenumwobenen Robert Tendyke, dem man mehr als die sieben Leben einer Katze nachsagte, der fähig war, Gespenster so zu sehen, wie andere Leute ihre Mitmenschen sahen, und dessen Herkunft sich im dunkel der Geschichte verlor. Julian Peters, innerhalb eines Jahres vom Säugling zum Erwachsenen herangereift! Er sah aus wie ein Mensch, doch er mußte ein magisches Wesen sein. Er war ein Wesen voller Macht und Zauber, voller beherrschender Autorität.
    Und nun saß er hier und schlief.
    Träumte.
    Stygia starrte ihn nachdenklich an. Träumte er wieder eine Welt, in der er sich bewegte und in die er andere Wesen ziehen konnte, um mit ihnen zu spielen wie ein Schachspieler mit seinen Figuren?
    »Vielleicht solltest du zu einem anderen Zeitpunkt wiederkommen«, schlug Stygia vor.
    »Das ist wohl das beste«, murmelte der Hohe Schwarze, »wenn er nicht aufwachen will und niemand ihn weckt.« Er selbst traute sich nicht, den Fürsten aus seinem Traum zu rufen. Ob Stygia sich ebenfalls davor fürchtete, wußte er nicht, aber seiner Einschätzung nach wäre sie die einzige gewesen, die es gedurft hätte. Doch sie tat es nicht.
    Der Hohe Schwarze wandte sich um und ging.
    Als er das Portal erreichte, hörte er eine Stimme. Sie entstand direkt in seinem Kopf.
    Es war klug, mich nicht zu wecken, Schwarzer. Es war auch klug, mir berichten zu wollen. Ich höre mir deinen Bericht an, wenn ich es will.
    Der Hohe Schwarze fuhr herum. Entgeistert starrte er den Fürsten der Finsternis an, doch der schlief nach wie vor. Nicht einmal seine Lider zuckten. Und Stygia sah so aus, als wüßte sie von nichts.
    Sie opfern dir ein Leben? Und du willst mich einladen, an deinem Triumph teilzuhaben? hörte der Hohe Schwarze wieder die Gedankenstimme des Fürsten in seinem Dämonenkopf. Nun, ich werde der Einladung folgen. Du hast meine Erlaubnis, zu gehen.
    Da floh der Hohe Schwarze, denn er verstand
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