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0456 - Der Geisterseher

0456 - Der Geisterseher

Titel: 0456 - Der Geisterseher
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nicht, wie der Fürst der Finsternis sich gleichzeitig mit ihm unterhalten und träumen konnte.
    ***
    »Verdammt, wir kommen nicht an sie heran! Wir müßten den Dicken mit beseitigen. Aber das zieht Kreise. Die Gefahr ist zu groß, daß eine Tat zehn andere hinter sich herzieht, um Spuren zu verwischen. Dieses Risiko dürfen wir nicht eingehen.«
    »Der Hohe Schwarze wird…«
    »Narr! Der Hohe Schwarze hilft denen, die sich selbst helfen! Denke logisch! Er gibt uns Macht, aber nur, wenn wir uns dieser Macht als würdig erweisen. Leichtsinnige Narren wird er kaum in seinen Scharen wissen wollen! Knips mal die Erbse an, die du dein Gehirn nennst!«
    Eine Zornesader schwoll an. Eines Tages werde ich dich für diese Beleidigung töten.
    »Wir lassen den Dicken gehen. Wir stellen fest, ob diese Angelique allein in der Kellerwohnung lebt. Wenn ja, greifen wir zu. Wenn nicht, müssen wir auf einen besseren Zeitpunkt warten.«
    »Aber sie hat bereits die Polizei informiert, und vielleicht…«
    »Ich weiß inzwischen, was sie der Polizei gesagt hat. Sie kennt nur unsere Stimmen. Dennoch ist das zuviel. Wir nehmen sie und opfern sie dem Hohen Schwarzen.«
    »Wenn wir sie unauffällig in unsere Hand bekommen.«
    »Nicht wenn - sobald! Und das wird schon sehr bald sein.«
    ***
    Angelique sicherte sämtliche Fenster der kleinen Kellerwohnung und verriegelte die Tür, als Buddy wieder gegangen war. Bis Mitternacht hatte sie bedient, eigentlich viel zu lange, aber sie hatte nicht früher gehen wollen. Nun war Buddy fort, und Angelique war allein. Maurice, ihr anderer Bruder, war derzeit nicht daheim. Und er, der im Rollstuhl saß, weil eine Contergan-Schädigung dafür gesorgt hatte, daß seine Füße unmittelbar an den Hüften angewachsen waren, würde ihr gegen die Killer auch nicht helfen können. Vielleicht war es sogar gut, daß er nicht da war. Falls sie jetzt kamen, hatte er dadurch eine Überlebenschance. Er brauchte nicht als unerwünschter Zeuge ausgeschaltet zu werden.
    Angelique nahm sich vor, Yves um eine Pistole zu bitten. Ombre konnte alles besorgen. Sie wußte, daß er nicht viel von Waffen hielt und selbst auch keine besaß. Aber in diesem Moment hätte sie sich einfach sicherer gefühlt, eine geladene Waffe in der Hand zu halten. Das gab ihr zumindest das Empfinden, eine Chance zu haben.
    Minute um Minute verstrich. Eine Stunde folgte der anderen. Angelique konnte nicht schlafen. Die Angst, die sie immer tiefer erfaßte, hielt sie wach. Sie fieberte dem Tag entgegen, dem Moment, in dem Ombre zurückkehrte. Irgendwo draußen lauerte ihr Tod!
    ***
    Der Gnom schlich auf leisen Sohlen durch das Château Montagne.
    Seine Haut war schwarz wie Kohle. Er war klein und verwachsen. Und er war ein Zauberer. Allerdings funktionierte nicht immer alles so, wie er es sich vorstellte. Nur deshalb waren sein Herr und er in dieser ihnen fremden Zeit, in der Zukunft, aufgetaucht, und nur deshalb fand er den Weg zurück nicht. Es hatte nicht geklappt, den Zauber, der sie hierher gebracht hatte, umzukehren.
    Der Gnom, der keinen Namen besaß, nahm es als einen weiteren Schicksalsschlag in seinem Leben hin. Er arbeitete weiter daran, wieder in seine Zeit zurückzukehren, aber er begann langsam Gefallen an dieser Zeitepoche zu finden. Er und sein Herr hatten 318 Jahre übersprungen. 318 Jahre, in denen die Zeit nicht stehengeblieben war. Vieles hatte sich verändert. Möglicherweise sogar die Magie, immerhin aber die Technik, jedoch auch das Denken der Menschen. Damals war er ein bespötteltes, verachtenswertes Geschöpf gewesen mit seiner Haut, die viel schwärzer war als die des schwärzesten Negers, und mit seiner kleinen, buckligen Gestalt. In seiner Zeit hatte er keine andere Chance bekommen, als sich in schreiend bunte Gewänder zu kleiden und als Narr aufzutreten. Das war der Eindruck, den er bei Fremden hervorrief.
    Doch er war ein Zauberer.
    Das hatte bis vor kurzem nur sein Herr gewußt. Jetzt wußten es auch die Menschen der Gegenwart, unter denen sie gestrandet waren, und von denen jeder einzelne bestimmte magische Künste zu beherrschen schien. Doch jener Professor Zamorra deMontagne hatte glaubhaft versichert, daß das die große Ausnahme war und die meisten Menschen dieser Zeit Magie sehr, sehr skeptisch und ablehnend gegenüberstanden.
    Immerhin - die Vorurteile waren nicht mehr ganz so stark. Allein das wäre für den Gnom ein Grund gewesen, die Rückkehr in die Zeit des Sonnenkönigs nicht mehr intensiv
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