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0451 - Schwarze Träume

0451 - Schwarze Träume

Titel: 0451 - Schwarze Träume
Autoren: Werner Kurt Giesa
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fahndete nach dem nächsten Drugstore und bewaffnete sich mit einer Salbe, die er über alle freiliegenden Hautpartien verteilte, und die mit ihrem dezenten Abwehrgestank die Moskitos abschrecken sollte. Grimmig sah er den Verkäufer an. »Sind Sie auch sicher, daß die Biester die Packungsaufschrift gelesen haben, und sich daran halten, was da drauf steht?«
    Der Kreole hob irritiert die Brauen. »Wie meinen, Sir?«
    Tendyke winkte ab, ließ dem Verkäufer die letzten Cents als Trinkgeld und trat wieder ins Freie. Er wartete ab. Draußen brauste der Verkehr an ihm vorbei, strömten Menschenmengen in alle Richtungen, bunt und leicht gekleidet. Einige warfen ihm belustigte Blicke zu; das Leder sah dicker aus, als es war; immerhin konnte die Haut darunter hervorragend atmen, teilweise besser als unter den leichten Synthetikhemden der Passanten.
    Schließlich kam Tendyke zu der Gewißheit, daß die stechenden Biester die Packungsaufschrift tatsächlich kannten. Sie schwirrten zwar noch in seiner Nähe, mieden ihn aber. Erleichtert fahndete er in seinen Taschen nach Kleingeld, um damit ein Taxi zu bezahlen, das ihn zum Flughafen bringen sollte und stellte fest, daß er seinen letzten Dollarschein in eben jenem Drugstore gelassen hatte.
    Es störte ihn nicht weiter. Bargeld trug er ohnehin stets nur ungern mit sich herum. Sein abenteuerliches Leben führte dazu - was sollte er im Dschungel mit Geld? Und in der Zivilisation gab es Kreditkarten, und in der technisierten Zivilisation auch Geldautomaten.
    Da konnte er sich beschaffen, was er brauchte.
    Er erkundigte sich nach dem Standort des nächsten Automaten. Der befand sich in der Filiale einer Bank, bei der Tendyke privat ein Konto laufen hatte, und mit der auch seine Firma geschäftlich verbunden war.
    Er marschierte hin. Der Weg war weiter, als er gedacht hatte, aber das störte ihn nicht. Er schlenderte die Straße entlang, sah hübschen Mädchen in ihren kurzen Röcken und luftigen Blusen hinterdrein und zuckte einige Male zusammen, wenn ihm aus einem Jazzlokal ein paar hundert Phon ins Ohr brüllten. Es war nicht seine Musik; er zog Country, Irish Folk und Klassik vor.
    Es ging auf den Abend zu, und mehr und mehr Lokale öffneten. Einige hatten in Baton Rouge rund um die Uhr geöffnet. Die Hauptstadt Louisianas schlief selten. Unten in New Orleans mußte es noch weit hektischer sein.
    Tendyke erreichte die Bankfiliale zehn Minuten vor Ladenschluß. Er wollte sich nicht lange aufhalten, stellte sich an den Automaten und schob eine seiner Karten ein.
    Die kam nicht zurück.
    Tendyke hob die Brauen. Er sah auf die Uhr; es blieb noch Zeit, anschließend beim Personal nachzufragen, ob der Automat defekt war. Vorerst versuchte er es mit der zweiten Karte. Die wurde ebenso geschluckt. Diesmal hatte Tendyke aber auf die Monitorschrift geachtet, die beim ersten Mal zu kurz aufgeflammt war, als daß er sie hätte vollständig erfassen können. Karte ungültig und einbehalten. Vorgang beendet.
    Eine dritte opferte er nicht mehr, die zugleich auch seine letzte automatenfähige Karte war. Drei weitere Kreditkarten besaß er noch im Etui.
    Vielleicht bekam er am Schalter Bargeld.
    Er legte eine Karte vor und berichtete gleichzeitig vom Schlucken seiner beiden Automatenkarten. Der Schalterbeamte war wenig begeistert darüber, drei Minuten vor Feierabend noch eine größere Aktion starten zu müssen, und wollte Tendyke auf den nächsten Morgen vertrösten.
    »Dann bin ich nicht mehr in der Stadt! Ich muß mit der nächsten Maschine abfliegen.«
    »Geben Sie mir Ihre Adresse, ich sorge dafür, daß Ihnen die Karten zugesandt werden«, versprach der Angestellte.
    Tendyke wollte sich darauf nicht einlassen. »Bitte, öffnen Sie den Automaten. Und zwischendurch kann mir bitte jemand Bargeld verschaffen.«
    »Warten Sie, bitte…«
    Die vorgelegte Kreditkarte nahm der Mann mit, ehe Tendyke wieder danach greifen konnte; ein Auszahlungsformular hatte er noch nicht gesehen.
    Er wartete, während die Türen bereits geschlossen wurden. Am Ausgang stand jemand, der Kunden noch hinausließ, aber hinein kam niemand mehr. Schließlich wollten die Jungs und Mädels den Feierabend bekommen, der ihnen zustand, und den Tendyke ihnen auch gönnte.
    Plötzlich war der Angestellte wieder da. »Tut mir leid, Sir, aber Ihre Karten sind gesperrt!«
    Tendyke hob die Brauen. Das ging aber schnell, dachte er und wußte im gleichen Moment, wem er das zu verdanken hatte: Loewensteen! Während des ganzen
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