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0451 - Schwarze Träume

0451 - Schwarze Träume

Titel: 0451 - Schwarze Träume
Autoren: Werner Kurt Giesa
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anstelle sie gegen die Hölle einzusetzen, wie sie alle befürchtet hatten, hatte er sich selbst im gleichen Moment zum Fürsten der Finsternis gemacht, in dem Leonardo deMontagne durch das Höllentribunal zum Tode verurteilt und hingerichtet worden war.
    Und jetzt hatte er geträumt .
    Er träumte mit offenen Augen.
    Er hatte Stygia zur Zeugin seines Traumes gemacht.
    »Nicht schlecht«, wiederholte sie. »Aber warum hat die Figur schon zum zweiten Mal nicht getötet? Bist du dazu nicht fähig? Fehlt es dir an Mut?«
    Er drehte den Kopf und sah sie an, und er hob eine Hand und ließ sie durch den Druck seiner Magie quer durch den Saal fliegen. Empört kreischte sie auf.
    Er lachte.
    »Damit dir klar ist, daß du mich respektvoller anzusprechen hast«, sagte er. »Wage es nicht noch einmal, mich mutlos zu nennen. Du kennst mich noch nicht, aber du wirst mich kennenlernen, Flügelweib.«
    Sie breitete einmal kurz die Schwingen aus, die aus ihrem Rücken wuchsen, und faltete sie wieder zusammen. »Fliegen könnt Ihr immerhin nicht, hoher Herr«, sagte sie höhnisch.
    »Fliegen zu können ist etwas für primitive Barbaren, die keine bessere Möglichkeit der Fortbewegung beherrschen«, wies er sie zurecht. »Du wolltest wissen, warum die Figur nicht getötet hat, armselige Närrin. Du wolltest Fürstin der Finsternis werden, ohne die elementarsten Dinge zu kennen? Das Elementarste ist nicht der Tod. Er verliert seinen Schrecken, wenn man ihn kennt. Das Elementarste ist die Angst, das Entsetzen, der Horror. Und diese beiden Menschen haben den Horror kennengelernt. Sie werden alles tun, um ihm nicht noch einmal zu begegnen. Von diesem Moment an beherrsche ich sie. Aber sie sind noch längst nicht am Ende des Horrors angelangt. Er wird noch weitergehen, um meine Macht über sie zu festigen.«
    Stygia hatte sich wieder aufgerichtet.
    »Euer Ziel, hoher Herr, sollte es sein, Seelen zu fangen. Seelen der Sterblichen. Sie vom rechten Pfad abbringen und zum Bösen verleiten, damit sie der Hölle verfallen.«
    Der Fürst der Finsternis lachte.
    »Das ist etwas für niedere Dämonen. Vielleicht versuchst du es selbst ja einmal?«
    Sie fauchte. Sie dachte nicht mehr daran, ihn respektvoll anzureden. »Hast du vergessen, mit wem du redest? Hast du vergessen, daß ich es war, die dich vom Knaben zum Mann gemacht, oben in Alaska? Hast du…«
    »Du warst meine erste Frau, aber nicht meine letzte; es gab andere in der Zwischenzeit. Bilde dir nichts ein. Die Druidin Teri Rheken war eine bessere Liebhaberin als du. Du glaubst, du wärest stark und mächtig. Aber ich werde dir immer wieder zeigen, wie klein du bist. Ich verzichte sogar darauf, dich den Treue-Eid schwören zu lassen! Arbeite ruhig gegen mich. Damit stärkst du mich.«
    Sie antwortete nicht mehr.
    Wütend starrte sie den Fürsten der Finsternis an.
    Er war so ganz anders als sein Vorgänger Leonardo. Der war ein haßerfüllter Mann gewesen, einer, der sein zweites Leben lebte und darin zum Dämon geworden war. Aber dieser hier?
    War er ein Dämon? War er es nicht?
    Auf jeden Fall war er mächtig und überlegen, und er sah aus wie ein achtzehnjähriger Bursche. Dabei wirkte er weitaus reifer, so, als hätte er schon die drei- oder vierfache Anzahl an Jahren hinter sich.
    Und doch war er noch nicht einmal ein ganzes Jahr existent. Ein paar Wochen fehlten noch daran. In weniger als einem Jahr hatte er einen Entwicklungs- und Reifeprozeß erlebt, der ihn vom neugeborenen Baby zum erwachsenen Mann gemacht hatte. Was auch immer er war - er hatte damit unter Beweis gestellt, daß er mehr war als ein Mensch. Er war ein magisches Wesen.
    Und er war selbst den Dämonen unheimlich…
    Er war das gefürchtete Telepathenkind - Julian Peters!
    ***
    »Das hat mir gerade noch gefehlt«, murmelte Robert Tendyke. »Baton Rouge… diese häßliche Stadt voller Jazzer und Moskitos…« Seine Hand klatschte gegen seinen Hals und zerdrückte gleich drei von den Stechinsekten, die sich schon mit seinem Blut vollgesaugt hatten.
    »Elende Vampire«, knurrte der Mann, der trotz der schwülen Hitze von oben bis unten in Leder gekleidet war und einen ebenfalls ledernen breitrandigen Stetson auf dem Kopf trug. »Freunde, für euch lasse ich extra unterm Mikroskop Mini-Eichenpflöcke schnitzen und pfähle jede einzelnen von euch, wenn ihr mich nicht in Ruhe laßt!«
    Die Insekten schienen von dieser Drohung nicht sonderlich beeindruckt zu sein, denn sie setzten ihre Angriffsflüge munter fort. Tendyke
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