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0451 - Schwarze Träume

0451 - Schwarze Träume

Titel: 0451 - Schwarze Träume
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Jahres, in dem er untergetaucht war, hatte im Konzern niemand daran gedacht, seine Konten sperren zu lassen, obgleich er für tot erklärt worden war. Aber jetzt, nachdem ihn Loewensteen niedergeschossen hatte, hatte der Knabe gleich Nägel mit Köpfen gemacht! Der Bursche hatte bei Tendykes Versuch, sich zu identifizieren, die Karten gesehen und mußte ein fotografisches Gedächtnis haben. Oder er hatte auf die firmeninterne Datenbank zurückgreifen lassen. Die war zwar gesetzlich gesichert, bloß gab es auf der ganzen Welt nicht ein einziges Gesetz, das nicht schon mal von irgend jemandem übertreten worden war.
    Und neben Loewensteen gab es noch eine Menge anderer mächtiger Leute in der Konzernspitze. Riker, oder Roger Brack, oder Calderone, der Sicherheitsbeauftragte, in dessen Zuständigkeit derlei Dinge gehörten. Vermutlich hatte Loewensteen Calderone unterrichtet, und der hatte dafür gesorgt, daß die Konten und Karten gesperrt wurden.
    Tendyke streckte die Hand nach seiner Kreditkarte aus. Die wollte er wiederhaben. Aber der Bankangestellte hielt sie eisern fest.
    Aus den Augenwinkeln sah Tendyke eine Bewegung.
    Zwei Männer hatten die Bank betreten; zwei, die keine Kunden waren, weil sie auch nach Ladenschluß noch hereingelassen worden waren. Ganz harmlos sahen sie auch mit ihren leichten Sommeranzügen und Sonnenbrillen aus.
    Aber harmlos waren sie mit Sicherheit nicht.
    »Sie werden verstehen müssen, daß…«
    Tendyke hörte dem Angestellten nicht länger zu. Ihm war klar, was hier ablief. Er wandte sich um, aber es gab keine Fluchtmöglichkeit. Die beiden Männer waren schneller als er. Sie fingen ihn ab, indem sie ihm den Weg versperrten.
    Er wurde festgenommen!
    Wegen versuchten Betruges mit gefälschten Karten, hieß es. Nach seinem Namen wurde er freundlicherweise auch gefragt. Als er sich vorstellte, lachte Detektive Parish spöttisch auf. »Daß Sie den Namen eines Toten benutzen, ist Ihnen noch gar nicht aufgefallen, wie?«
    »Wieso tot?«
    »Der Mann, dessen Namen und Kreditkarten Sie benutzen, wurde gestern in Florida erschossen!«
    Jetzt war es Tendyke, der auflachte, aber vor Überraschung. »Bis Baton Rouge hat sich das herumgesprochen?«
    »Halten Sie uns nicht für dümmer, als die Dienstvorschrift erlaubt«, sagte Parish selbstironisch. »Kommen Sie jetzt!«
    Während sie ihn nach draußen begleiteten, wo ein grauer Chevrolet wartete, überschlugen sich Tendykes Gedanken. Gestern in Florida erschossen! Das konnte nur bedeuten, daß er doch als Robert Tendyke identifiziert worden war, aber auch, daß die Bundespolizei sich in die Ermittlungen eingeschaltet hatte, denn sonst hätten die Beamten in Louisiana doch nichts davon gewußt, was in Florida geschehen war!
    Während sie zum Wagen gingen, fragte er danach.
    Detektive Parish sah keinen Grund, ihm die Auskunft zu verweigern. »Nein, Mister, nicht das FBI hängt drin, sondern der Bankenverbund. Der Angestellte wurde mißtrauisch, weil Sie gleich zwei Karten verloren haben und stellte anhand der dritten eine Anfrage. Daraus ging hervor, daß Sie ein Betrüger sind. Steigen Sie schon ein.«
    Tendyke sah ein Taxi. Das stoppte gerade an dieser Stelle und spie Fahrgäste aus. War anschließend also frei.
    Tendyke würde nicht frei sein. Ein Verbrechen war ihm nicht wirklich nachzuweisen, aber er würde es jetzt schwerer denn je haben, seine Identität zu beweisen, nachdem er abermals für tot erklärt worden war. Jetzt bestand er schon aus zwei Toten zur gleichen Zeit. So schnell würden sie ihn nicht wieder laufenlassen, weil seine Geschichte zu unglaublich war und er sie auch nicht einmal erklären konnte. Abgesehen davon, daß man ihn in eine psychiatrische Anstalt einweisen würde, durfte er nicht über Avalon und den Wiederbelebungsritus reden.
    Er wollte jetzt nur erst mal verschwinden. Sollten sie danach eine Fahndung einleiten. So schnell fand man ihn in einer Stadt wie Baton Rouge nicht. Dadurch bekam er Handlungsspielraum. Er war mit dem dichtesten Dschungel vertraut; er fand sich auch im Großstadtdschungel zurecht.
    Und er besaß eine Körperbeherrschung, die ihm kaum jemand zutraute.
    Er tat, als wolle er in den Polizeiwagen einsteigen, trat auf die Schwellenleiste und stützte sich dann an Türoberkante und Dachreling ab. Sein Körper wurde hochgefedert. Eine gewaltige Anstrengung, da er sie ohne Anlaufschwung durchführen mußte, aber es klappte. Er landete auf dem Dach des Wagens, zog die Beine nach, rollte sich über das
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