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045 - Das Kind des mordenden Götzen

045 - Das Kind des mordenden Götzen

Titel: 045 - Das Kind des mordenden Götzen
Autoren: Brian Elliot
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Näheres sagen, obwohl auch er in der Nähe gewesen war, als das Messer Ramirez Spela gemordet hatte. Und auch er hatte die Worte in seinem Gehirn vernommen. Kein Sterbenswörtchen würde der Wirt den Fremden mehr verraten.
    »Ich zeige Ihnen jetzt Ihr Zimmer«, sagte er laut. Dann ging er auf ausgetretene Steinstufen zu, die sich in der hintersten Ecke des Raumes in die Höhe schraubten. Sie hatten nicht einmal ein Geländer.
    Der Wirt nahm eine Petroleumlampe von einem schmalen Brett neben dem Aufgang und leuchtete voraus. Elektrisches Licht gab es nicht in Viricota. Vor einer roh zusammengezimmerten Brettertür machte er halt.
    »Hier ist Ihr Zimmer«, sagte er. »Kerzen liegen in der Schublade des Tisches. Sie müssen mich jetzt entschuldigen. Ich habe noch zu tun.«
    »Gehen Sie nur«, meinte Morgan. »Wir kommen jetzt schon zurecht. In einer halben Stunde wollen wir zu Abend essen.«
    Die schlurfenden Schritte Calozzas entfernten sich.
    Im Zimmer war es noch leicht hell. Die Nacht hatte sich noch nicht ganz über das vergessene Dorf am Rand der Sierra gesenkt. Die beiden Männer erkannten die Einzelheiten der Einrichtung. Viel war nicht zu sehen.
    Der Raum maß etwa vier Meter im Quadrat. Ein Eisengestell, von dem die Farbe abgeblättert war, diente als Bett. Als Matratzen lagen flache Strohsäcke darauf. Am Fußende sahen sie zwei graue Wolldecken aus Heeresbeständen, die auf abenteuerliche Weise hierher geraten sein mochten. Um den rohen Tisch standen zwei wacklige Stühle und dem Bett gegenüber eine wurmzerfressene Kommode. Patrick Morgan zündete eine Kerze an, doch das machte den Raum auch nicht schöner. Im Gegenteil: Jetzt sah man auch die Spinnweben in allen Ecken. Kleine Tierchen krochen die Mauerritzen entlang und verschwanden, als das Licht der Kerze sie traf.
    Barry Queens war inzwischen ans Fenster gegangen und hatte es geöffnet. Warme Nachtluft schlug ins Zimmer. Doch vor dem Fenster gähnte es leer. Es führte hinaus auf den Hinterhof.
    »Miserable Aussichten«, kommentierte der Fotograf. »Keine Motive für die Kamera. Der Bursche gönnt uns die Aussicht auf den Platz nicht.«
    »Dann werden wir uns nach einem Fensterplatz umsehen«, schlug Morgan vor. »Komm mit.«
    Die beiden Männer gingen über den dunklen Flur und stießen die nächstbeste Tür auf. Der Raum war unbewohnt. Durch das Geviert des Fensters drang der flackernde Schein der Fackeln. Mit einigen Schritten waren die Männer dort und schauten hinunter auf den Marktplatz.
    Noch mehr Menschen hatten sich eingefunden, und Morgan sah auch den Wirt mit seiner weißen Schürze, der sich durch die Menge drängelte. Sie konnten genau beobachten, was auf dem Platz vor sich ging.
    In der Mitte hatte die Menge einen Kreis gebildet. In ihm war ein Holzstoß aufgeschichtet. Auf dem Scheiterhaufen lag ein nackter Körper. Barry Queens hatte die Kamera ans Auge gehoben. Durch das Teleobjektiv konnte er jede Einzelheit erkennen. So sah er auch die klaffende Wunde in der Brust des Mannes.
    »Hier, sieh mal«, sagte Queens und reichte Morgan die Kamera. »Sie haben ganz schön an ihm herumgesäbelt. Wenn mich nicht alles täuscht, haben wir hier eine von den verstümmelten Leichen, von denen du mir erzählt hast. Aber gib mir jetzt den Apparat wieder. Ich mache einige Fotos.«
    Morgan gab die Kamera zurück. Ganz deutlich hatte er die Wunde erkannt.
    Ein Schauder rann ihm den Rücken hinab. Queens drückte pausenlos den Auslöser. Dann legte er einen neuen Film ein.
    Unten auf dem Platz löste sich ein Fackelträger aus der Menge. Er unterschied sich von den anderen durch seinen bunten Kopfschmuck und das handtellergroße Amulett, das vor seiner Brust baumelte. Die gefärbten Federn auf seinem Haupt wippten bei jedem Schritt, den er tat. Er verfiel in einen stampfenden Tanz und umkreiste den Holzstoß mit der aufgebahrten Leiche. Von irgendwoher tönte dumpf das Trommeln von Bongos. Der Mann stampfte den Rhythmus.
    Dreimal hüpfte er um den Scheiterhaufen, dann zuckte er hoch und stieß ein gellendes Brüllen aus. Dann steckte er seine Fackel ins lose aufgeschichtete Holz. Andere Fackelträger sprangen dazu und folgten seinem Beispiel.
    Im Nu leckten die Flammen gierig hoch und bildeten einen rot wabernden Vorhang um die Leiche. Heller Rauch stieg auf und zerstob in der Nachtluft. Einige Leute stimmten einen monotonen Singsang an und schwangen dabei mit ihren Oberkörpern hin und her.
    Das Feuer fraß sich in die Leiche. Der tote Körper bäumte
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