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045 - Das Kind des mordenden Götzen

045 - Das Kind des mordenden Götzen

Titel: 045 - Das Kind des mordenden Götzen
Autoren: Brian Elliot
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sich auf und fiel unter einem Funkenregen zurück. Glühendes Holz schlug über dem Toten zusammen. Nach zehn Minuten war von der Leiche nichts mehr zu sehen.
    »Bei uns in Irland haben sie immer Johannisfeuer angezündet«, sagte Barry Queens trocken und nahm auch den zweiten Film aus der Kamera. »Aber die Leute hier machen das auch nicht schlecht.«
    »Ich denke, jetzt brauche ich einen Whisky«, meinte Patrick Morgan.
    »Du sprichst mir aus der Seele, Bruder. Von der Fahrt müßte noch etwas übriggeblieben sein. Die Flasche liegt im Auto.«
    Auf dem Platz löste sich das Menschenknäuel auf. Der Holzstoß schwelte nur noch. Die beiden Männer gingen hinaus auf den Gang und schlossen die Tür des fremden Zimmers. Keine Sekunde zu früh, denn auf der Treppe wurden Schritte laut. Patrick und Barry gingen dem Indio ruhig entgegen.
    In der Bodega ging es jetzt lauter zu. Der Raum war fast bis zum letzten Platz gefüllt. Die Indios an den Tischen diskutierten wild durcheinander. Sie schwiegen schlagartig, als die beiden Weißen sich auf der Treppe zeigten. Miguel Calozza sah sie an, als würde er sie am liebsten in der Hölle schmoren sehen. Ungerührt setzten sich die beiden Männer an den einzigen freien Tisch. Langsam begannen die Indios, sich wieder zu unterhalten. Doch immer wieder warfen sie feindselige Blicke in die Richtung der Freunde. Sie unterhielten sich in einem indianischen Dialekt, den die Weißen ohnehin nicht verstanden hätten.
    Patrick Morgan und Barry Queens bestellten Speck mit weißen Bohnen. Das Gericht war scharf, doch es schmeckte.
    »Was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Abend?« fragte Queens kauend. »Gehen wir in irgendeinen Nachtklub?«
    Morgan grinste. »Nachtklub? Dein Humor wird immer schwärzer. Ich denke, du nimmst dir eine Flasche mit aufs Zimmer, und dann gehen wir pennen. Heute werden wir in diesem Dorf nichts Neues mehr entdecken. Außerdem steckt mir die Fahrt in den Knochen. Ich bin müde.«
    »Schlappschwanz.« Queens hatte während der Fahrt ausgeschlafen. »Du wirst doch nicht schon die Segel streichen? Draußen auf dem Platz habe ich eine Kirche gesehen. Zu ihr müßte ein katholischer Priester gehören. Ich wäre gespannt, was er zu dem Vorfall von heute abend zu sagen hat.«
    »Und ich glaubte schon, du hättest deinen Verstand endgültig versoffen«, meinte Morgan. »Aber du hast ja tatsächlich noch Ideen.« Er schob den Teller von sich und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Servietten gab es keine. »Gehen wir.«
    Auch der hünenhafte Queens stand auf. Sein Haarschopf leuchtete kupfern im Schein der Petroleumlampen. Die Indios schauten ihn angstvoll an. Der Ire überragte jeden von ihnen mindestens um Haupteslänge. Er mußte ihnen wie ein Riese vorkommen. Die Indios rückten bereitwillig zur Seite, als er sich einen Weg durch die Tisch- und Stuhlreihen auf den Ausgang zu bahnte. Morgan folgte in seinem Kielwasser. Er war zierlicher gebaut, doch auch er wußte, was er seinem Körper zutrauen konnte.
    Die Nacht draußen war kühl. Von der Leichenverbrennung am Abend kündete nur mehr ein schwarzer Fleck auf dem Boden. Die Asche des Holzes und der Leiche waren weggeschafft worden. Nach wenigen Stunden würde der ständig wehende Wind auch den schwarzen Fleck zugedeckt haben.
    Der Marktplatz war oval. An der einen Schmalseite des Ovals erhob sich eine einfache Kirche. Die geschwungene Fassade war teilweise verfallen. Auch schien nur mehr der eine der achteckigen Türme intakt zu sein. Das Tor hing schief in den Angeln.
    »Besonders gut erhalten sieht der Bunker nicht aus«, meinte Queens und schnaubte durch die Nase. »Das Ding sieht aus, als würde es einem jeden Augenblick auf den Kopf fallen.«
    »So sehen alle Kirchen hier in der Gegend aus«, erklärte Morgan. »Es gibt kein Geld, sie zu renovieren. Bei den meisten lohnt es sich auch, nicht. Kulturheinis würden bei diesem Bau hier ohnehin nur die Nase rümpfen. Kirchen dieser Art wurden gebaut, damit sie verfallen. Du wirst ihnen überall in der Sierra begegnen.«
    »An deiner Stelle würde ich den Job wechseln und Reiseführer schreiben. Ist ja widerlich, was du alles weißt.«
    Sie hatten das Gotteshaus erreicht. Durch die halboffene Tür drang ein warmer Lichtschein ins Freie. Unwillkürlich gingen die beiden Männer leiser, als sie das Gebäude betraten.
    Der Geruch von kaltem Weihrauch schlug ihnen entgegen und der Duft von Kerzen. Sie brannten aufgereiht auf ein Nagelbrett vor einem
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