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045 - Das Kind des mordenden Götzen

045 - Das Kind des mordenden Götzen

Titel: 045 - Das Kind des mordenden Götzen
Autoren: Brian Elliot
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auseinandergefaltet hatte.
    »Dachte ich’s mir doch«, murmelte Patrick Morgan halblaut und schnappte sich einen Rotstift. Dann übertrug er die Ortsnamen aus den Zeitungen auf die Karte. Im Braunton der Sierra Volcanica leuchteten acht rote Punkte. Jeder stand für einen geheimnisvollen Mord.
    Jede dieser Bluttaten hatte sich in einem Gebiet ereignet, daß nicht mehr als zwanzig Meilen Durchmesser hatte. Die letzte verstümmelte Leiche war in Tesocco gefunden worden, einem kleinen Dorf am Rande der Sierra.
    Patrick Morgan dachte nach. Er rätselte, warum nicht ausführlicher über diese Häufung von Mordfällen berichtet worden war. Weil es sich bei den Opfern ausnahmslos um verarmte Indios gehandelt hatte?
    Morgan angelte sich das Telefon. Einige Bücher fielen dabei zu Boden.
    Er hatte die Nummer im Kopf.
    »Verbinden Sie mich mit Henry Chiapas«, sagte er der Dame in der Vermittlung vom »Tarde de la Sierra«. Die Zeitung erschien in Oaxaca.
    Patrick kannte Henry Chiapas noch vom College her. Als Sohn eines mexikanischen Regierungsbeamten und einer Amerikanerin hatte Henry in den Staaten studiert. Sie waren auch noch zusammengewesen, als sie sich ihre ersten journalistischen Sporen verdienten. Henry Chiapas war schließlich als stellvertretender Chefredakteur beim »Tarde« gelandet. Ab und zu trafen sie sich noch.
    »Hier Chiapas«, meldete sich Henry.
    »Tag, altes Haus«, grüßte Morgan.
    »Patrick Du? Das darf doch nicht wahr sein! Wie geht es denn?«
    »Noch genausogut wie früher. Ich bin ja auch nicht verheiratet«, lachte Morgan. »Was machen Frau und Kinder? Ist schon wieder eines nachgewachsen?«
    »Ihr Amerikaner könnt schrecklich prosaisch sein«, tadelte Chiapas scherzhaft. »Aber ich habe jetzt einen Sohn.«
    »Lange genug hast du ja gebraucht dazu. Das wievielte Kind ist das jetzt eigentlich? Das dritte oder das vierte?«
    »Das fünfte«, verkündete Henry stolz. »Es ist ein Prachtkerl. Du solltest ihn mal sehen.«
    »Vielleicht passiert das früher, als dir lieb ist. Unter Umständen komme ich noch diese Woche nach Oaxaca.«
    »Zuviel der Ehre. Aber doch nicht wegen mir?«
    »Wegen dir, natürlich. Aber ich habe da ein Problem. Vor mir liegt dein Blatt. Die letzten drei Wochen habe ich es besonders aufmerksam gelesen. Mir ist etwas aufgefallen.«
    »Du meinst die verstümmelten Leichen?«
    »Genau. Die meine ich. Was ist los mit ihnen? Warum habt ihr nicht mehr darüber gebracht?«
    »Willst du etwas aus der Geschichte machen?«
    »Kommt darauf an, was du mir jetzt sagst. Was weißt du schon darüber?«
    Henry Chiapas ließ ein paar Sekunden verstreichen, bevor er antwortete. »Das ist nicht so einfach zu sagen«, begann er dann. »Hier in der Redaktion des ,Tarde’ sind wir geteilter Auffassung darüber.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Nun. Das mit den Leichen sind vielleicht nur Gerüchte. Mir ist kein einziger Fall bekannt, in dem die Polizei eine Leiche gefunden hat, die so zugerichtet worden sein soll.«
    »Wie zugerichtet?«
    »Na ja. Man erzählt sich, den Leuten, um die es hier geht, wären bei lebendigem Leib die Herzen aus dem Körper geschnitten worden. Und was das Tollste ist: Ein freischwebendes Messer sollte das gemacht haben. Verstehst du jetzt, warum wir in unserer Zeitung nichts Näheres darüber gebracht haben? Wir hätten uns zum Gespött von ganz Mittelamerika gemacht. Messer, die durch die Luft schweben. Pah!« Er schnaubte entrüstet. »So etwas läßt sich doch in unserer heutigen Zeit nicht verkaufen.«
    »Wenn es schon keine schwebenden Messer gibt, dann ist doch der Stoff mit den herausgeschnittenen Herzen allein auch immer noch Gold wert. Warum habe ich bisher darüber noch nichts gelesen? Die entsprechenden Leichen wurden doch exhumiert?«
    »Das ist es ja eben«, meinte Chiapas. »Es gab in keinem Fall etwas zu exhumieren. Die verstümmelten Toten wurden von den Angehörigen verbrannt, noch bevor die Polizei sich einschalten konnte.«
    »Das kommt mir aber reichlich seltsam vor«, warf Patrick Morgan ein. »Seit die Indios mit Gewalt zum christlichen Glauben bekehrt wurden, bestatten sie doch ihre Toten wie die Leute vom Vatikan. Verbrennen war doch nur zur Zeit der ollen Azteken üblich.«
    »Sie haben sie aber verbrannt. Und die Asche haben sie angeblich in alle Winde zerstäubt. Für uns gab die Geschichte jedenfalls nicht mehr her als ein paar Meldungen. Natürlich spielt noch die Vielzahl der Fälle eine Rolle. Aber genausogut könnten die Verbrannten
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