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0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat

0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat

Titel: 0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat
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schließlich nach zwei Seiten auseinander, während die zweiten Reihen nach vorn traten, sich wieder paarweise fanden und die ersten zurück in die dritte Reihe kreisten.
    Ich gab mir Mühe, Ann Roach herauszufinden, aber es gelang mir nicht.
    Der Tanz wurde wilder, lauter, kaum bemerkte man, daß das Orchester auf der im Dunkeln liegenden Bühne die Musik übernommen hatte, immer schneller lösten sich die Reihen ab, immer lauter hallten die Juchzer empor — und dann auf einmal war es passiert.
    Ein Mädchen stolperte, wankte und stürzte zu Boden. Für die Dauer eines Herzschlages schien alles zu erstarren.
    Ich weiß heute noch nicht, warum ich aufsprang und mit fünf, sechs weiten Sätzen mitten unter die Tänzer eilte. Ich kniete nieder, drehte das Mädchen herum und hörte kaum den aufbrandenden Lärm.
    Jetzt trug sie kein Kollier. Ein paar winzige Schweißperlen standen auf ihrer Oberlippe. Die großen blauen Augen blickten starr. Auf der makellos weißen Stirn gab es ein kleines häßliches Loch.
    Lis Triggling war tot.
    ***
    Das Sheridan Square Playhouse hatte sich noch nicht gemeldet, als ich das erste Mal gestört wurde. Ich wartete im Schulbüro am Telefon, als die Tür aufgerissen wurde und ein langer spindeldürrer Kerl hereinstürzte, ohne geklopft zu haben. Er schoß wie ein Habicht auf mich los.
    »Sie sind doch dieser FBI-Mann, he?« krähte er.
    Ich nickte. Im Hörer wurde eine robuste Männerstimme laut.
    »Hören Sie«, sagte ich schnell. »Wann ist die nächste Pause bei Ihnen?«
    »In ungefähr fünf Minuten.«
    »Okay. Rufen Sie Mr. Phil Decker aus und —.«
    »Mann«, dröhnte die robuste Stimme, »es gibt überhaupt nur zwei Gründe, warum wir jemanden ausrufen lassen würden. Der Jemand müßte ein Arzt sein, der zu einem dringenden Fall gerufen wird, oder aber die Polizei müßte es wünschen, daß —.«
    »Die Polizei wünscht es. Mr. Decker ist G-man. Sagen Sie ihm, er soll das nächste Taxi nehmen und zum Hunter College kommen. Okay?«
    »Hunter College«
    »Danke«, fiel ich ein und drückte die Gabel nieder. Ich ließ sie wieder hochschnellen und wählte LE 5-7700. Augenblicklich war eine weibliche Stimme in der Leitung. Sie klang rauchig und erinnerte an die Stimme einer Nachtklubsängerin. Aber es war die Stimme von Myrna Sanders, und die war Telefonistin beim FBI. Sie sagte ihren Spruch auf:
    »Federal Bureau of Investigation, New York District.«
    »Hier ist Jerry. Ich bin im Hunter College, in der Nähe des Morningside Parks. Rufen Sie die Mordabteilung West an, damit sie eine Mordkommission heraufschicken. Dann versuchen Sie, Captain Hywood im Hauptquartier der Stadtpolizei zu erreichen. Sagen Sie ihm, ich brauchte dringend zwanzig bis dreißig Cops aus seinen Bereitschaften. Je mehr, umso besser.«
    »Mordkommission, Revier, Captain Haywood«, wiederholte Myrna. »Ich habe verstanden, Jerry. Der Chef kommt in etwa einer Stunde mit dem Flugzeug aus Washington. Soll ich ihn informieren?«
    »Auf jeden Fall. Danke, Myrna.«
    Ich legte den Hörer auf. Der spindeldürre Kerl packte mich an den Revers meines Smoking.
    »Wollen Sie einen Skandal machen?« kreischte er.
    Ich blickte auf seine Hände, bis er sie wegnahm.
    »Den Skandal hat der Mörder gemacht, nicht ich. Wer sind Sie?«
    »Ich heiße Seymour Hartly. Ich vertrete Mrs. Hunter in allen wichtigen Schulfragen. Und ich untersage Ihnen ausdrücklich, so einen Wirbel zu veranstalten! Ich —«
    Ich ließ ihn stehen. Das Büro lag im flachen Verwaltungstrakt, und bis zur Turnhalle waren es gut achtzig Yard. Ich hetzte den mit Platten ausgelegten Weg entlang. Lis Triggling lag noch immer mitten auf der Tanzfläche. Vier von den bärtigen Männern standen um sie herum.
    »Wir haben niemand herangelassen, genau wie Sie gesagt haben, Sir«, berichtete einer von ihnen.
    »Hat es überhaupt jemand versucht?«
    »Fast alle.«
    »Hm.« Eine andere Antwort wäre mir lieber gewesen.
    Ich suchte Mrs. Hunter. Als ich sie endlich aufgetrieben hatte, merkte ich, daß sie einem Nervenzusammenbruch nahe war. Ich schob einen Whisky vor sie hin. Aber sie weigerte sich, ihn anzurühren.
    »Wo sind die Eltern des Mädchens?« fragte ich.
    »Ich weiß es nicht. Sie konnten unsere Einladung nicht annehmen. Mr. Triggling hat eine wichtige Funktion in der Verwaltung von New Jersey, und irgendwas kam ihm dazwischen. Das ist ja furchtbar! Stellen Sie sich nur einmal vor, die Eltern hätten —«
    Sie brachte ihren Satz nicht zu Ende. Ich lief zur
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