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0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat

0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat

Titel: 0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat
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schmieden. Mit beiden Händen packte ich ihn am Fußgelenk und riß ihn heraus. Phils Taschenlampe flammte auf. Der Lichtkegel schnitt grell durch die Finsternis. Metall klirrte gegen Metall, als der Kerl mit dem Oberkörper gegen die Einstiegschwelle schlug. Ich ließ das Bein los, warf mich vor und packte sein Handgelenk.
    Er keuchte. Er versuchte, den fünfundvierziger Colt auf mich zu richten. Ich drückte ihm die Hand millimeterweise zurück, bis er plötzlich aufschrie, die Finger spreizte und den Colt fallen ließ. Phil griff die Waffe. Ich löste mich und trat zurück. Im Licht der Taschenlampe kam er hoch.
    Seine Augen waren klein vor Haß. In dem viereckigen wutverzerrten Gesicht stand klobig die eingedellte Nase. Bürstenartige schwarze Brauen hingen unter einer niedrigen fliehenden Stirn. Tückisch schielte er in das Licht. Irgendwo, schon ziemlich nahe, gellten zwei oder drei Polizeisirenen.
    »Aus«, sagte ich halblaut. »Aus, Cop-Killer. Aus und vorbei.«
    ***
    Kurz nach acht Uhr fuhr ich auf den Parkplatz des Hunter College. Es war eine Privatschule, nicht gerade für die allerreichsten Leute, aber für gewöhnliche Sterbliche schon gar nicht. Für die drei Klassen der Schule wurden zusammen höchstens fünfzig Schülerinnen angenommen, und über den Preis schwieg sich selbst der sonst so ausführliche Schulprospekt aus.
    Der Parkplatz war von zwei Bogenlampen beleuchtet. Auf Hochglanz polierter Ladt und blitzendes Chrom reflektierten das Licht. Es standen ungefähr sechzig Wagen herum. Lauter einheimische Prunklimousinen oder ausländische Sportwagen. Im Vorbeifahren konnte ich einen Aston Martin DB 4 identifizieren, erkannte zwei Thunderbird, einen Mercedes 230 SL und sogar einen Maserati 5000 GT. Mein roter Jaguar wirkte in dieser Gesellschaft noch bescheiden.
    Ich stieg aus. Hinter dichten Hecken und Baumgruppen war ferne Musik zu hören. Das Hunter College feierte den Eröffnungsball für das Herbstsemester. Und irgendwo in dieser Betonwüste New Yorks erhielt jetzt eine Mutter Nachricht, daß ihr Sohn von einem stupiden Autodieb erschossen worden war. Nach drei Wochen Dasein als Patrolman wurde sein Name jetzt in die Erinnerungstafel in der Eingangshalle vom Hauptquartier der Stadtpolizei gemeißelt.
    Unterdessen saß der Mörder in einem Vernehmungszimmer und dachte vielleicht an den Elektrischen Stuhl, der auf ihn wartete. Zugleich lachten einige Tausend Leute in den Musicals und Komödien am Broadway. Phil sah einem Arthur-Miller-Stück zu, und ich ging zu einem Tanzfest.
    Mir war auch ganz danach.
    Hinter dem Stamm einer dicken Platane trat ein hochgewachsenes, schlankes, blondes Mädchen in einem schwarzen Abendkleid hervor. Das Kollier an ihrem Hals hätte ich für ein Jahresgehalt nicht kaufen können. Sie mochte siebzehn oder achtzehn Jahre alt sein, aber jeder Zoll an ihr war schon ganz die große Dame der Gesellschaft. Mit großen blauen Augen sah sie mich offen an, lächelte andeutungsweise und sagte:
    »Guten Abend, Sir. Ich bin Lis Triggling. Im Namen der Schülerinnen des Hunter College heiße ich Sie herzlich willkommen. Wir freuen uns, daß Sie unserer Einladung folgen konnten. Würden Sie bitte diesen Weg entlanggehen?«
    Sie zeigte auf einen Kiesweg, der sich zwischen den Büschen und Bäumen hindurchwand. Hinter der Platane sah ich jetzt noch ein anderes Mädchen und einen Ständer mit einem halben Dutzend von Regenschirmen. Hier war man auf alles vorbereitet.
    »Danke, Miß Triggling«, sagte ich.
    Wir nickten uns höflich zu, und ich machte mich auf den Weg.
    In der Luft hing der Duft von Herbstblumen von den gepflegten Beeten rechts und links. Eine mächtige, vom Blitz verkrüppelte Eiche ragte in den samtenen Nachthimmel. Ein Mann stand daneben, rauchte eine Zigarette und wartete offensichtlich auf jemand. Als ich näherkam, drehte er sich um und ging ein paar Schritte auf den kurz gehaltenen Rasen hinaus. Für einen Augenblick geriet sein Gesicht in den Lichtkreis einer Lampe vom Parkplatz. Ich stutzte unwillkürlich, schüttelte dann den Kopf und ging weiter. Es konnte nicht Bill Mockton sein, denn Bill Mockton galt bei der Polizei als Hehler großen Stils, als einflußreiche Figur aus der Unterwelt, und solche Burschen hatten hipr nichts zu suchen.
    Ich mußte mich geirrt haben.
    Die Turnhalle lag neben dem Swimming Pool. Ein kleiner Vorraum war als Garderobe eingerichtet. Ich gab Mantel und Hut ab. An mir vorbei schoben sich festlich gekleidete Menschen durch die
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