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0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat

0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat

Titel: 0449 - Der Tod im Mädchen-Pensionat
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offenstehenden Flügeltüren. Ich kam mir reichlich überflüssig vor.
    »Verzeihung, Sir«, sagte jemand hinter mir.
    Ich drehte mich um. Ein rundlicher Mann stand da. Sein kurzer Hals ging mit zwei dicken Falten in den Hinterkopf über, der nur noch spärlich behaart war. Obgleich es keineswegs zu warm war, schwitzte er sichtlich. Mit einem kurzen Wurstfinger zeigte er auf ein Tischchen, das zusammen mit einem Holzstuhl in eine Ecke gezwängt war.
    »Wir führen eine Schul-Chronik, Sir«, erklärte er mit einer öligen unangenehmen Stimme. »Und die Gästelisten unserer Feste nehmen darin einen bevorzugten Platz ein. Würden Sie so freundlich sein, mir ein paar Angaben über Ihre Person zu machen?«
    Ich zuckte mit den Achseln.
    »Meinetwegen.«
    Er quetschte sich ächzend zwischen Stuhl und Tisch und ließ sich auf das Rohrgeflecht der Sitzfläche plumpsen. Zu meiner Überraschung hielt es die Last aus.
    Auf dem Tischchen lag ein aufgeschlagenes Buch mit mehreren senkrechten Spalten. Es gab schon einige Eintragungen, aber sie waren so klein geschrieben, daß ich sie nicht entziffern konnte.
    Der Dicke leckte sich mit der breiten Zunge über die sinnliche, leicht herabhängende Unterlippe.
    »Wie ist Ihr Name, Sir?«
    »Cotton. Jerry Cotton.«
    Er schrieb und folgte mit der Nasenspitze den Bewegungen der Hand. Seine Augenbrauen waren dünn und glänzten weißblond. Kurze, wenige Wimpern standen auf geröteten Lidern. Seine Augen waren braun, aber es war ein stumpfes, fast schmutzig wirkendes Braun.
    »Beruf?« fragte er.
    »Special Agent des FBI.«
    »FBI?« wiederholte er schleimig. »Was ist das?«
    Mir kam eine bissige Antwort in den Sinn, aber ich unterdrückte sie artig.
    »Federal Bureau of Investigation«, erklärte ich geduldig, »Bundespolizei.«
    »Soso«, tropfte es ölig von seinen Lippen. »Ich dachte immer, bei uns hätte jede Stadt ihre eigene Polizei und jeder Landkreis seinen Sheriff.«
    »Haben sie auch«, bestätigte ich. »Aber für ein paar ausgesuchte Verbrechen sind immer wir zuständig. Laut Bundesgesetz. Wenn Sie zum Beispiel mal von bösen Gangstern entführt werden sollten.«
    »Soso«, wiederholte er. »Dann machen Sie wohl auch so eine Art Steuerfahndung für diese Verschwender in Washington, was?«
    »Nein. Wenn es um Geld geht, müssen Sie sich an die Sonderabteilung wenden, die für das Schatzamt arbeitet. Höchstens mit einer schönen Erpressung können Sie bei uns landen.«
    Ich war wirklich ganz freundlich gewesen. Trotzdem schien ich ihm nicht zu gefallen. Zuerst starrte er reglos auf seine Eintragungen, dann bedachte er mich mit einem frostigen Blick.
    »Danke, Sir«, sagte er steif. »Das war alles, Sir. Nuf noch eine letzte Frage, Sir: In welchem verwandschaftlichen Verhältnis stehen Sie zu einer unserer Schülerinnen?«
    »In keinem.«
    »Aber heute abend…«
    Ich hatte genug von dem schwitzenden Kerl. Wortlos hielt ich ihm die Einladungskarte hin. Er öffnete die fleischigen Lippen, als wollte er doch noch etwas fragen, besann sich aber und nickte nur. Ich schob die Karte zurück ins Jackett, als ich eine flüchtige Berührung an meiner linken Seite spürte. Ich sah mich um. Ein älteres Ehepaar schob sich an mir vorbei, begleitet von einem stupsnäsigen schwarzhaarigen Mädchen.
    Ich folgte ihnen in die Turnhalle. Sie hatte Parkettboden, und man mußte sich schon sehr genau umsehen, um zu bemerken, daß sie überhaupt eine Turnhalle war. Ringe, Kletterstangen und andere-Turngeräte waren geschickt durch gespannte Tücher, Fahnen oder Girlanden kaschiert.
    Auf einer kleinen Bühne saß ein Tanzorchester, das sonst in einem der teuersten Nachtclubs am Broadway spielte. Seitlich davon gab es ein Rednerpult mit einem Mikrophon.
    An der linken Wand zog sich die reich geschmückte, mit Leuchtern und Blumenarrangements bestückte Festtafel hin.
    Rechts oben lief eine Galerie entlang. Darunter befanden sich Durchgänge zu den Toiletten, den Waschräumen und einem größeren Seitentrakt, wo ich ein kaltes Buffet entdeckte.
    Dicht am Eingang begrüßte mich eine Dame von etwa fünfzig Jahren, die ein schlichtes und vermutlich sündhaft teures Abendkleid mit ausgesucht wenig Schmuck trug. Es stellte sich heraus, daß sie Mrs. Hunter war, die Gründerin, Besitzerin und Leiterin der Schule. Ich erzählte ihr, wie sehr Mr. High bedauerte, ihrer Einladung nicht selbst folgen zu können, aber dringende dienstliche Gründe hätten ihn daran gehindert.
    Ich erzählte ihr, dass der Chef
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