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0449 - Chirons Höllenbraut

0449 - Chirons Höllenbraut

Titel: 0449 - Chirons Höllenbraut
Autoren: Werner Kurt Giesa
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mußte ich von Anfang an damit rechnen, daß man versuchte, sie mir wegzunehmen, während ich mich ja nie so richtig darum kümmerte… mach dir da keine Sorgen, Zamorra. Wer mir Schwierigkeiten machen will, wird dabei recht unelegant auf die Nase fallen.«
    »Dein Wort in Merlins Ohr«, brummte der Profesor. »Wann willst du fliegen?«
    »Sobald eine Maschine geht, die mich so schnell wie möglich hinbringt.«
    Das war am späten Nachmittag. In einer Concorde, die von Paris aus nach New York raste, war Platz für Robert Tendyke. Zamorra brachte ihn nach Lyon, ein Airbus nach Paris. Von New York aus würde er mit einer anderen Maschine nach Florida Weiterreisen.
    Viel Gepäck führte er nicht mit sich.
    Er plagte sich nie mit überflüssigem Kram ab.
    »Paßt mir auf Julian auf«, bat er Zamorra. »Nicht nur darauf, daß ihn die Höllischen nicht in die Finger kriegen, sondern auch darauf, daß er keine Dummheiten macht. Er hat eine Menge zu lernen, und er könnte dabei zu leicht über das Ziel hinausschießen, wenn er die Welt und die Menschen beschnuppert…«
    »Wir haben ihn im Griff«, lächelte Zamorra. »Paß du lieber auf, daß dein Flugzeug nicht in den Teich plumpst.«
    Die Warnung war ernster gemeint, als sie klang. Als die Maschine in Lyon abhob und nach einer weiten Schleife nach Westen davonzog, hatte Zamorra ein eigentümliches Gefühl drohenden Unheils.
    Aber auch Merlins Stern konnte ihm nicht verraten, wie dieses Unheil aussah, aus welcher Richtung es kam und wen es treffen sollte.
    Zamorra hoffte, daß er es rechtzeitig erkannte und einen Weg fand, es abzuwehren.
    ***
    Nicole Duval glaubte ihren Augen nicht trauen zu dürfen, als sie Julian sah.
    Seit erhöhte Gefahr bestand, daß Dämonen versuchten, den magischen Abwehrschirm zu durchbrechen, waren Zamorra und sie äußerst vorsichtig und mißtrauisch geworden, und was Raffael Bois sonst vielleicht einmal im Monat machte, das praktizierten Zamorra und seine Gefährtin jetzt abwechselnd täglich: eine Inspektion der magischen Bannzeichen, welche an der großen Umfassungsmauer angebracht waren, die das Château umschloß. In regelmäßigen Abständen gab es diese Symbole und Sigille, mit magisch aufgeladener Wachskreide aufgemalt. Sie schufen die Schutzglocke, die sich unsichtbar über den Gebäudekomplex und die Grünanlagen schloß. Aber auch die Wachskreide unterlag Witterungseinflüssen, bleichte mit der Zeit im Sonnenschein aus und wurde langsam, aber sicher dennoch vom Stein gespült, wenn es regnete. Sobald auch nur eines der Symbole nicht mehr hundertprozentig vollständig war oder die Strichstärke der Kreide bereits unterschiedlich ausgebleicht oder ausgedünnt, bestand die Gefahr, daß der gesamte Schutzschirm in sich zusammenbrach, ohne daß es jemand bemerkte. Es war wie bei einem gemauerten Torbogen - solange alle Steine im Bogen vorhanden waren, trug und stützte er sich selbst. Zog man auch nur einen einzigen Stein heraus oder lockerte ihn, stürzte der ganze Bogen in sich zusammen.
    Deshalb war es wichtig, daß die Symbole und Sigille lückenlos und perfekt vorhanden waren.
    Als Zamorra Rob Tendyke nach Lyon chauffierte, nutzte Nicole die Zeit, mal wieder einen Rundgang zu machen und die Unversehrtheit der Zeichen zu überprüfen, sie notfalls zu erneuern. Sie begann am großen Tor und schritt die Mauer ab, um von der anderen Seite her das Tor wieder zu erreichen. Dahinter befand sich eine hölzerne Zugbrücke und ein schmaler Graben. Das Tor selbst konnte doppelflügelig geschlossen werden.
    Jetzt stand es natürlich offen, weil Zamorra ja bald zurückkehren würde und dann nicht davon erbaut war, aussteigen und es erst umständlich wieder öffnen zu müssen. Vielleicht, überlegte Nicole, sollte man bei Gelegenheit eine motorgetriebene Anlage einbauen, die auf Funksteuerung aus den Autos heraus ansprach.
    Daß das Tor offenstand, beeinträchtigte die Wirkung des Schutzfeldes nicht.
    Nicole trat in den Torbogen hinaus, um einen Blick hangabwärts zu werfen, wo die Serpentinenstraße zu dem kleinen Dorf an der grau schimmernden Loire hinab führte. Und da glaubte sie abermals eine Halluzination zu haben.
    Julian war dort draußen!
    Er bewegte sich außerhalb der Abschirmung, und er mußte sich noch weiter entfernt haben, denn er kam jetzt mit raschen Schritten die Straße herauf zum Château zurück. Als er Nicole sah, die ihn erwartete, verhielt er nur kurz den Schritt, schob dann trotzig die Schultern vor und stapfte, die Hände
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