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0449 - Chirons Höllenbraut

0449 - Chirons Höllenbraut

Titel: 0449 - Chirons Höllenbraut
Autoren: Werner Kurt Giesa
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berührte vorsichtig die Wand, in der der Zentaur verschwunden war.
    Die Wand war so richtig schön massiv und fest. Es gab keine durchlässige Stelle, was Nicole auch gewundert hätte. Es gab nicht einmal einen Schatten. Sie überlegte, ob sie Zamorras Amulett zu sich rufen sollte, aber das konnte sie später immer noch tun, wenn sie anders nicht weiterkam.
    Es gab eine Tür zum dahinter liegenden Raum. Soweit Nicole sich erinnerte, wurde das Zimmer nicht benutzt, war auch noch nie benutzt worden. Für die paar Menschen, selbst wenn eine Horde Besucher hinzukam, war das Loire-Schloß viel zu groß. Selbst nachdem der Brand den Haupttrakt größtenteils zerstört hatte und Zamorra und Nicole in einen der beiden Seitenflügel umgezogen waren, während die langwierigen Restaurierungsarbeiten liefen, hatten sie nicht einmal einen Bruchteil der Zimmerflut nutzen können.
    Es gab Zimmer; in die noch niemand einen Blick geworfen hatte außer vielleicht Raffael Bois. Auch in den zahlreichen Kellerräumen gab es viele, in die selbst Raffael noch nicht geschaut hatte, so daß es zwischendurch immer mal wieder Überraschungen und Entdeckungen gab.
    Nicole atmete tief durch und drückte die Klinke nieder. Dann wollte sie die Tür aufschieben. Aber die klemmte. Sie mußte sich im Rahmen verzogen haben, weil sie möglicherweise jahrelang nicht geöffnet worden war.
    Nicole stemmte sich jetzt mit einem Ruck dagegen. Die Tür flog nach innen auf. Der Raum dahinter sollte eigentlich leer sein.
    Er war es nicht..
    Es gab Teppiche, und es gab Möbel.
    Und es gab einen riesigen Diwan, auf dem sich jetzt ein schwarzhaariges, splitternacktes Mädchen erhob und Nicole entgegenlächelte.
    Das Lächeln wurde zum Lachen.
    Daß sich Frauen unbekleidet im Château bewegten, war keine Seltenheit. Nicole selbst war alles andere als zugeknöpft, und die Peters-Zwillinge, die jetzt vorübergehend hier wohnten, hatten auch noch nie besonders viel von verhüllenden Textilien gehalten.
    Deshalb wunderte sich Nicole nicht darüber, daß ihr dieses Mädchen völlig nackt entgegentrat. Sie wunderte sich darüber, wie das Mädchen hereingekommen war! Es gehörte ebensowenig hierher wie die Einrichtung des Zimmers.
    »Wer…«
    Wer sind Sie? hatte Nicole fragen wollen, aber sie kam nicht dazu. Die schwarzhaarige Nackte mit den raubtierhaft geschmeidigen Bewegungen lachte nicht mehr. Sie kam auf Nicole zu, und während sie noch ging, löste sie sich in Nichts auf!
    Und nicht nur sie, sondern auch die Einrichtung in diesem Zimmer.
    Nicole stand auf staubbedeckten Holzbohlen zwischen kahlen, tapezierten Wänden, und Staub lag auch auf der Fensterbank und Spinnennetze hingen vor dem Fenster und den Gardinen, die hier nur dekorativen Charakter für Betrachter von draußen hatten.
    Nicole ging weiter in das Zimmer hinein.
    Dort, wo das Mädchen verschwunden war, konnte sie nichts spüren; auch nicht dort, wo der Diwan gestanden hatte.
    Nicole streckte die Hand aus und rief das Amulett. Im nächsten Moment materialisierte es in ihrer Hand, war dem gedanklichen Ruf gefolgt. Nicole aktivierte es. Doch Merlins Stern stellte keine Magie fest, weder schwarze noch weiße.
    Das bedeutete, daß Nicole sich geirrt hatte! Sie hatte hier keine Einrichtung und keine schwarzhaarige, junge Schönheit gesehen. Und garantiert auch keinen Zentauren auf dem Korridor!
    »Aber ich träume doch nicht!« entfuhr es ihr.
    Aber ein anderer vielleicht!
    »Julian!« entfuhr es ihr.
    Sie rannte los.
    ***
    Robert Tendyke und Professor Zamorra saßen sich in dessen Arbeitszimmer gegenüber. Der Parapsychologe hatte kurz den Safe geöffnet und einen seltsamen Gegenstand herausgenommen. Es handelte sich um einen unterarmlangen Stab aus Holz, ein wenig verziert und mit einem geschnitzten Katzenkopf an einem Ende versehen. Tendyke wog den Stab in den Händen.
    »Kaum zu glauben, daß dieses Stück Holz in der Lage ist, selbst den stärksten und mächtigsten Dämon schon bei der geringsten Berührung unrettbar zu töten«, sagte Tendyke kopfschüttelnd, wie üblich in seiner ledernen Westernkleidung, die ihm den Spitznamen ›Operettencowboy‹ eingebracht hatte und ohne die er nie zu sehen war. Sie gehörte zu ihm wie der Schnabel zum Vogel.
    »Es fiel mir damals auch schwer, es zu glauben, als der sterbende Voodoo-Zauberer Ollam-onga mir diesen Ju-Ju-Stab vermachte. Aber dann habe ich selbst einige Male die Erfahrung gemacht, wie prächtig er wirkt. Du kannst dich hundertprozentig darauf
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