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0449 - Chirons Höllenbraut

0449 - Chirons Höllenbraut

Titel: 0449 - Chirons Höllenbraut
Autoren: Werner Kurt Giesa
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in den Hosentaschen vergraben, weiter. Er war nicht einmal außer Atem, als er schließlich über die Zugbrücke kam.
    Nicole zerrte ihn mit einem Ruck hinter die Abschirmung. Julian schüttelte ihre Hand ab. »Was soll denn das?« entfuhr es ihm.
    »Sag mal, bist du jetzt komplett wahnsinnig geworden?« wollte Nicole wissen. »Ist dir nicht klar, daß die Schwarzblütigen nur auf eine solche Gelegenheit lauern, um über dich herzufallen und dich zu töten? Ist dir klar, daß du es nur einem Wunder verdankst, noch nicht erwischt worden zu sein? Machst du diese Ausflüge eigentlich öfters?«
    »Ich weiß überhaupt nicht, was du willst!« sagte er. »Es ist doch nichts passiert! Es ist nie etwas passiert, wenn ich damals die Blockhütte in Louisiana verließ, um meine Streifzüge durch Mangrovenwälder und die immerhin schon etwas entfernten Bayous zu machen. Es ist auch nichts passiert, als ich in Alaska die Schneehöhle verließ und in dieses kleine Dorf mit dem unaussprechlichen Namen gegangen bin…«
    Davon hörte Nicole jetzt zum ersten Mal. »Du bist damals in einem Dorf gewesen?« Vage erinnerte sie sich, daß Julian, als Zamorra und sie die Totgeglaubten dort aufspürten, tatsächlich vorübergehend verschwunden war. Was damals geschehen war, darüber hatte er nie gesprochen. Nicht über seinen Kontakt mit jener schwarzhaarigen Frau, die ihn in die Geheimnisse der körperlichen Liebe eingeweiht hatte und die in Wirklichkeit die Dämonin Stygia gewesen war. Nicht über den Skelett-Krieger aus Leonardo de Montagnes Knochenhorde, nicht über den sterbenden Trapper, der seine Seele dem Teufel verkauft hatte und sich nur dadurch noch befreien konnte, indem er Julian zu Stygia sandte… [3]
    »Ja!« schleuderte Julian ihr jetzt seine Antwort entgegen. »Und ich lebe noch! Ich bin nicht angegriffen worden, und ich bin auch nicht dämonisch beeinflußt worden! Oder könnte ich andernfalls diesen magischen Schutzschirm so einfach durchschreiten?«
    Da hatte er recht. Wenn er unter dämonischem Einfluß gestanden hätte, wäre das mit absoluter Sicherheit nicht möglich gewesen…
    Er konnte ganze Welten aus dem Nichts heraus erschaffen, einfach nur mit seiner Fantasie, und in diesen Welten war er auch selbst schon aufgetaucht, um darin zu leben. Konnte er nicht ebensogut eine Projektion von sich ins Château Montagne geschickt haben, als sie damals von Alaska hierher gekommen waren?
    Merlins Stern! durchzuckte es Nicole. Das Amulett hätte über kurz oder lang etwas merken müssen, und auch die beiden Druiden, die bei der Wiedersehensfeier dabei gewesen waren. Die Druidin Teri hatte sogar mit Julian geschlafen!
    Ob das bei einer Projektion möglich war, ohne daß Teri etwas bemerkt hätte, war fraglich.
    Andererseits war da Ted Ewigks starke Abneigung gegen Julian…
    Wie auch immer, irgend etwas stimmte nicht. Julian gab ihnen allen Rätsel auf, nicht nur dadurch, daß er sich innerhalb so kurzer Zeit zu einem jungen Erwachsenen entwickelt hatte. Wenn Rob Tendyke doch wenigstens ein paar Andeutungen gemacht hätte, worauf Julians Anderssein beruhte, dachte Nicole resignierend.
    Blieb zunächst die Tatsache, daß er das Château einfach so verlassen hatte, ohne sich zumindest abzumelden! »Daß dir bei jenen Ausflügen nichts passiert ist, bedeutet aber nicht, daß es immer so bleibt! Eines Tages kassierst du die Quittung für deinen bodenlosen Leichtsinn!«
    »Bin ich hier in einem Gefängnis?« fragte Julian scharf.
    »Nein!«
    »So komme ich mir aber vor! Ich fühle mich eingesperrt. Seit ich denken kann, stoße ich überall auf Grenzen, die ich nicht überschreiten soll. Ich sollte immer in unmittelbarer Nähe der Blockhütte bleiben, in Sichtweite. Ich sollte anschließend nicht die Eishöhle in Alaska verlassen, die wir ja erfreulicherweise nur kurze Zeit bewohnt haben! Und jetzt darf ich nicht aus dieser Ummauerung heraus! Nicole, es widert mich an! Ich bin kein kleiner Junge, den man bevormunden muß. Ich habe es satt, mir Grenzen ziehen zu lassen. Robert, Uschi und Tante Monica reden ständig davon, und ihr redet auch davon, daß ich die Erde und ihre Bewohner kennenlernen werde und muß, daß ich lernen muß, daß nicht alles eitel Sonnenschein ist und es viele Menschen gibt, die andere Moralvorstellungen haben als ihr -die, salopp ausgedrückt, Schweinehunde sind, vor denen ich mich hüten soll. Wie, bei Luzifers Hörnern, soll ich sie kennenlernen, wenn ihr mich hier wie einen Gefangenen festhaltet und
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