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0448 - Der Nebel-Henker

0448 - Der Nebel-Henker

Titel: 0448 - Der Nebel-Henker
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Gryf sie alle im zeitlosen Sprung hinüber befördern. Dazu brauchte er drei Sprünge - zuerst mit den beiden Polizisten und Zamorra, dann mit den drei Frauen. Zwischendurch hatte er einmal zurückgemußt, um sie zu holen. Er fühlte sich eigenartig matt, als er auch Nicole und die Zwillinge hinübertransportiert hatte, aber er schob es darauf, daß er jeweils drei Personen mitgenommen hatte. Zwei waren normal. Doch Gryf hatte das Verfahren abkürzen wollen und sich gedacht, daß es bei einer so kurzen Distanz keine Rolle spielte, ob er zwei oder drei Personen transportierte.
    Dennoch war es schon recht seltsam.
    »Ich habe überhaupt nichts von der Versetzung gespürt!« entfuhr es Rainier. »Wie ist so etwas überhaupt möglich? Ich meine, wir waren doch gerade noch am anderen Ufer, und jetzt sind wir hier! Wie geht das? Wenn ich wenigstens so etwas wie ein Kribbeln oder einen Lufthauch gespürt hätte…«
    Auch Lanart hatte nichts von dem rasenden Übergang bemerkt, obgleich er sich vorgenommen hatte, darauf zu achten. Beim ersten Mal, als ihn Gryf aus dem Bach holte, konnte er nicht darauf achten, weil alles so überraschend schnell ging.
    Zamorra mußte nun auf der anderen Seite die Spur erst einmal wieder finden. Er hatte die Befürchtung, daß der Unheimliche von hier aus durch das Wasser weiter gereist war. In Lencouaqc hatte er ja scheinbar auch teilweise den Bach benutzt, um dann in dessen Nähe auf der Straße feste Gestalt anzunehmen.
    Wenn sie der Spur durch den Bach weiter folgen mußten, dann Mahlzeit! Auch wenn Merlins Stern Zamorra trocken halten konnte, war ein Marsch durch das unebene, versandete und schlammige Bachbett alles andere als ein Vergnügen.
    Fast sah es tatsächlich so aus, als würde die Spur durchs Wasser weiter gehen. Doch dann sprach Merlins Stern wieder an. Der Unheimliche hatte in seiner Nebelwolke den Bach auf geradem Wege durchquert oder überquert. Und ebenso geradlinig setzte sein Weg sich jetzt auch weiter fort.
    Aber das Amulett hatte seltsam lange gebraucht, um die Spur wieder aufzunehmen. Etwa so, als sei es müde geworden und träge.
    Vielleicht tarnte der Nebelmörder sich ab hier aber auch nur besser ein, sicherte sich sorgfältiger ab…
    Sie setzten ihren langen Marsch durch die Nacht fort. Weit konnte es bis zum Ziel eigentlich nicht mehr sein. Zamorra war ziemlich sicher, daß es nun doch dieser See war. Wenn man jemanden umbrachte und verschwinden lassen wollte, dann eignete sich ein See dafür durchaus. Vor allem, wenn diese Untat schon sehr lange zurücklag. Wenn sie in einer Zeit geschehen war, in der die Kriminalistik noch nicht weit fortgeschritten war und man einen Mörder nur dann vor Gericht brachte, wenn man ihn aufgrund direkter Hinweise und Spuren fand. Heute sah das anders aus; in den Speziallabors der Polizei genügten selbst winzigste Textilabriebfasern, um noch feststellen zu können, in welchem Geschäft das Kleidungsstück zu welcher Zeit gekauft worden war… und damit wurde die Spur zum Täter bereits unübersehbar deutlich.
    Doch damals… Und er mußte doch davon ausgehen, daß es lange her war. Alt und böse - diese beiden Wörter spukten Zamorra immer wieder aufs Neue im Kopf herum.
    Langsam verlor er die Geduld. Seit einer kleinen Ewigkeit marschierten sie hier durch die Nacht, ohne ihr Ziel zu erreichen. Hielt sie der Nebelmörder zum Narren?
    ***
    Der Henker spürte, wie er die Zauberfähigkeiten der Jäger einkapselte. Es war schwierig und brauchte seine Zeit. Vorhin, als er nur das einzelne Opfer blockiert hatte und dessen Para-Fähigkeit abschirmte, da war es einfach gewesen. Hier kamen ihm aber viele entgegen, die übersinnliche Kräfte besaßen, und er durfte sie nicht aufmerksam werden lassen. Dann war sein Überraschungsmoment vertan, dann begriffen sie, was er konnte.
    Das durfte nicht geschehen.
    Aber mehr und mehr schwanden die unheimlichen Zauberkräfte. Nur das überzählige Bewußtsein bereitete ihm mehr Schwierigkeiten. Trotzdem konnte er es weitgehend so lähmen, daß es diese Lähmung von selbst nicht einmal bemerkte. Aber er spürte eine unbändige Kraft in diesem Bewußtsein, eine Kraft, die vielleicht die Welt aus den Angeln heben konnte.
    Doch wo war der Körper dieses Zauberwesens?
    Der Henker ahnte nicht, daß er es mit Merlins Stern zu tun hatte…
    ***
    »Wir dürften den See so gut wie erreicht haben«, behauptete Jean-Luc Rainier aus seinem Landkarten-Wissen heraus. »Lange genug sind wir nun unterwegs, und der
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